Auf dem Leipziger Markt bekundeten am frühen Abend mehrere hundert Menschen ihre Solidarität mit Israel an einem historisch aufgeladenen Gedenktag. Auf der B2 südlich von Leipzig fanden seit dem Morgen größere Polizeikontrollen statt. Und: Der Deutsche Bundestag rief auf den Tag genau 85 Jahre nach den Novemberpogromen der Nationalsozialisten zum Schutz jüdischen Lebens im Land auf. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 9. November 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Erinnerung an israelische Entführungsopfer
„Entführt“: Unter diesem Motto machte eine Mahnwache am frühen Donnerstagabend auf dem Leipziger Markt auf das Schicksal von mehr als 200 Menschen aufmerksam, die vor rund fünf Wochen beim brutalen Terrorangriff der Hamas auf Israel verschleppt worden waren.
„Am Donnerstag jährt sich zum 85. Mal die Reichspogromnacht von 1938 – und das während sich Israel in einem Krieg gegen menschenverachtenden Terrorismus befindet und zum jetzigen Zeitpunkt noch 241 entführte Israelis in den Händen der Hamas im Gazastreifen sind – darunter kleine Kinder, Frauen und alte Menschen“, heißt es seitens der Plagwitzer Begegnungsstätte HaMakom (hebräisch „der Ort“), die zu der Aktion aufgerufen hatte. Dabei wurden Bilder der aus Israel entführten Personen hochgehalten.
Zudem legten Teilnehmer den Davidstern auf dem Pflaster aus und bestückten das Symbol mit Lichtern. Im Hintergrund spielte ein Band die Namen der verschleppten Menschen ab. Deren Schicksal soll mit der Mahnwache präsent gehalten und die bedingungslose Freilassung der Personen gefordert werden. Man stehe „solidarisch an der Seite des Staates Israel sowie der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit“, so der Aufruf von HaMakom. Das stille Zusammentreffen verlief nach Beobachtung unserer Kollegin störungsfrei, die Polizei sicherte die Veranstaltung im Hintergrund ab.
Kontrollen an der B2
Geduldsprobe für Autofahrer: Seit dem frühen Donnerstag wurden Fahrzeuge auf der B2 nahe Markkleeberg durch die Polizei kontrolliert. Im Rahmen einer sogenannten Schwerpunktkontrolle wollten die Beamtinnen und Beamten dabei vor allem Alkoholfahrten, Drogenverstößen und Ordnungswidrigkeiten auf die Spur kommen, wie der MDR berichtet.
Die Maßnahme der Polizei dauerte bis zum Nachmittag an, zwischen Leipzig Südkreuz und Markkleeberg kam es zeitweise zum Stau. Abschließende Informationen zur „Ausbeute“ der Kontrollen lagen bei Fertigstellung des Textes noch nicht vor.
Gedenken an Terror gegen Juden vor 85 Jahren
Heute vor 85 Jahren – wir nahmen weiter oben bereits Bezug darauf – brannten in Deutschland jüdische Geschäfte und Synagogen. Weit über 1.000 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger starben durch die Gewalt des nationalsozialistischen Regimes, geschätzte 30.000 weitere wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Läden wurden geplündert und zerstört, Brände gelegt, während Polizei und Feuerwehr nicht einschritten.
Der als Novemberpogrome oder später Reichspogromnacht bezeichnete Terror in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gilt als ein Auftaktsignal auf dem Weg zum Holocaust, der systematischen Ermordung von rund sechs Millionen Juden in Europa.
Die Erinnerung an die Gewalt vor 85 Jahren war heute entsprechend Thema im Deutschen Bundestag. Politikerinnen und Politiker hoben parteiübergreifend hervor, wie wichtig es erst recht in Zeiten wie jetzt sei, sich Hass und Antisemitismus entgegenzustellen.
In einer Berliner Synagoge gab es den zentralen Gedenkakt, weitere wurden in vielen Städten abgehalten. Im Bundestag verfolgten unter anderem die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer (102), Israels Botschafter in Deutschland Ron Prosor (65) sowie Josef Schuster (69), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Reden.
Auch weitere Ereignisse ließen den 9. November übrigens als bedeutsamen Tag in die deutsche Geschichte eingehen. Dazu zählt der Mauerfall 1989, auch diesem wurde heute gedacht.
Worüber die LZ heute berichtet hat:
Klimawerbung auf Lebensmitteln: Verbraucherzentralen kritisieren Wildwuchs an Klimaaussagen
Pendelverhalten in Sachsen 2022: Leipzig ist Sachsens Pendlerhauptstadt
In Dantes Kreis: Ein Buch voller Einladungen, die „Göttliche Komödie“ zu lesen
Was sonst noch wichtig war:
Die Weihnachtszeit wirft ihre Schatten voraus: Der Baum auf dem Weihnachtsmarkt in Leipzig steht bereits.
An einer Schule in Offenburg gab es einen Schusswaffengebrauch, ein 15 Jahre alter Schüler verstarb. Unter Tatverdacht sitzt ein Gleichaltriger in Haft.
Im Nahen Osten geht der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas weiter, während weiter nach einer Lösung gesucht und wenigstens auf einer Feuerpause gehofft wird (Liveticker der ARD). Und auch im Ukraine-Krieg scheint leider kein Ende in Sicht.
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