In Leipzig war am Samstag Tag der offenen Tür: zum einen in der Semmelweisstraße, wo demnächst eine Notunterkunft für Geflüchtete in Betrieb gehen soll, zum anderen auf dem Gelände der sächsischen Bereitschaftspolizei. Außerdem: Mehrere hundert Menschen haben für bessere Bedingungen in der Psychotherapie demonstriert. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 26./27. August 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Leipzig steht weiterhin vor der Aufgabe, monatlich etwa 250 neue Asylbewerber*innen unterzubringen. Weil die bestehenden Kapazitäten erschöpft sind und Neubauten noch Jahre dauern werden, gehen ebenfalls fast monatlich neue Notunterkünfte in Betrieb. Besondere Aufmerksamkeit erlangte vor einigen Monaten jene in Stötteritz, wo es seitdem aber ziemlich ruhig geblieben ist.
Am Samstag lud die Stadt Anwohner*innen, Gewerbetreibende und Journalist*innen zum Tag der offenen Tür in einer neuen Notunterkunft in der Semmelweisstraße. Rund 200 geflüchtete Menschen sollen dort demnächst in einem Interim untergebracht werden. Leichtbauhallen und Container für Schlaf, Hygiene, Aufenthalt und Verpflegung stehen bereits.
Für die Fragen der Interessierten standen Sozialbürgermeisterin Martina Münch, Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst und Vertreter*innen des Vereins „Pandechaion“, der die Unterkunft betreibt, zur Verfügung. Wie üblich kamen viele aber nur, um ihren Rassismus zu verbreiten. Die Asylsuchenden seien unordentlich und würden sich nicht integrieren wollen, so die häufig verallgemeinernden Aussagen. Es gab aber auch Anwesende, die widersprachen.
Einen Tag der offenen Tür gab es am Samstag aber nicht nur gegenüber der Deutschen Nationalbibliothek, sondern auch auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei Sachsen. Dort informierten sich laut Polizei knapp 9.000 Besucher*innen über die Arbeit der Beamten sowie der Reiterstaffel, Diensthunde, Wasserwerfer und Räumfahrzeuge.
Ursprünglich sollte die Veranstaltung bereits Anfang Juni stattfinden, allerdings fiel sie „Tag X“ zum Opfer. Für die Polizei dürfte es zu verschmerzen gewesen sein, präsentierte sie doch ihr gesamtes Aufgebot – unter anderem rund ein Dutzend Wasserwerfer – stattdessen damals am Alexis-Schumann-Platz.
Nicht unwahrscheinlich, dass einige von jenen, die damals bis tief in die Nacht im Polizeikessel standen, professionelle Hilfe benötigen, um das Erlebte zu verarbeiten. Doch Therapieplätze in Deutschland sind Mangelware. Auf diesen Missstand wollte am Samstag eine Demonstration aufmerksam machen.
Seit Mai 2022 gibt es die unabhängige und selbst organisierte Gruppe „Psychotherapie? Mangelware!“. Bereits im September 2022 hatte die Gruppe aus Interessierten, Fachpersonal in der psychischen Versorgung und selbst Betroffenen eine Demonstration veranstaltet. Sie ist nach eigener Aussage bundesweit die erste selbst organisierte Gruppe, die sich für dieses Thema einsetzt.
Über die Schaffung von Therapieplätzen hinaus setzen sie sich für öffentliche Aufmerksamkeit, Aufklärungsarbeit und Entstigmatisierung von Betroffenen psychischer Erkrankungen ein und fordern eine Auflösung der Ökonomisierung des Gesundheitssystems und mehr Mitspracherecht für Patientenvertreter*innen.
Und noch zwei Veranstaltungen am Samstag: Auf dem Marktplatz in Leipzig fand die Klimamesse „Klimafair“ statt. Mehr als 30 Klimagruppen und -initiativen präsentierten sich dort. Zudem gab es Livemusik und Diskussionsrunden. Zahlreiche Politiker*innen waren ebenfalls vor Ort, unter anderem Leipzigs Klimabürgermeister Heiko Rosenthal und der sächsische Umweltminister Wolfram Günther.
Derweil in Grimma: das zweite Straßenfest des Aktionsbündnisses „Grimma zeigt Kante“ fand statt. Das Straßenfest startete 10 Uhr und endete 16 Uhr. Beschäftigt werden konnte sich mit einer Hüpfburg, Seifenblasen, Popcorn sowie mit weiteren Aktionsständen, bei welchen Aktivitäten wie Siebdruck oder Linoldruck angeboten wurden.
Außerdem gab es Stände von der FDP, der Linken, der Grünen, dem Flexiblen Jugendmanagement Landkreis Leipzig, des Aktionsnetzwerkes Landkreis Leipzig und den Omas for Future.
Im Verlauf des Stadtfestes fanden auch zwei Podiumsdiskussionen statt und boten die Möglichkeit, Politiker*innen Fragen zu stellen. Unter anderem dabei waren Landrat Henry Graichen (CDU), Paula Piechotta und Christin Melcher (beide Grüne), Torsten Herbst (FDP) und Anna Gorskih (Die Linke). Die Leipziger Band „Irgendwas mit Extra“ sorgte für die musikalische Begleitung mit ihrem Auftritt auf dem Straßenfest.
Die Veranstaltung sollte nicht nur eine Gelegenheit zur Unterhaltung sein, sondern auch ein Ausdruck bunter Vielfalt und des engagierten Miteinanders in Grimma. Die Anwesenheit von Politiker*innen sowie politischen Akteur*innen aus verschiedenen Ebenen ermöglichte einen direkten Dialog und zeigte, wie wichtig ein solcher Austausch ist.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über den breitesten Zebrastreifen Leipzigs,
über den Volksantrag „5 Tage Bildungszeit für Sachsen“ und
über einen Kommentar zu Klimakrise und Hitzestress.
Was am Wochenende außerdem wichtig war: Am Freitagabend ist ein kurzes, aber heftiges Unwetter über Leipzig gezogen. Die Feuerwehr musste mehr als 100 Mal ausrücken. Zu schlimmen Verletzungen ist es offenbar nicht gekommen. Teilweise schränkten beschädigte Bäume den Bahnverkehr ein.
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