Die Zahlen sind schockierend: Rund die Hälfte aller jungen Männer sind laut einer Studie der Ansicht, dass Frauen an den Herd gehören. Rund ein Drittel hält Gewalt gegen Frauen in der Partnerschaft für legitim. Außerdem: Vor allem rund um Leipzig herrscht aktuell hohe Waldbrandgefahr. In Leipzig fanden Samstag und Sonntag wieder Demonstrationen statt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 10./11. Juni 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Immer wieder ist von einem gesellschaftlichen „Backlash“ die Rede, also davon, dass politische Gruppen progressive Errungenschaften wieder rückgängig machen. Beispiele dafür seien beispielsweise Einschränkungen beim Abtreibungsrecht in den USA oder beim Asylrecht in Europa. Viele Hoffnungen ruhen auf der jungen Generation. Bewegungen wie „Fridays for Future“ lassen den Wunsch nach gesellschaftlichem Fortschritt erkennen.

Eine heute veröffentlichte Studie erteilt Hoffnungen auf eine progressive Jugend allerdings einen herben Dämpfer – zumindest was den männlichen Teil betrifft. Wie unter anderem das ZDF berichtet, scheint gut die Hälfte aller Männer in Deutschland zwischen 18 und 35 Jahren ein ziemlich gefestigtes antifeministisches Weltbild zu haben.

Erschreckende Zahlen

Das zeigt sich unter anderem an folgenden Erkenntnissen: 33 Prozent der Befragten finden partnerschaftliche Gewalt akzeptabel, rund die Hälfte stört sich an Homosexuellen, die ihre Orientierung öffentlich zeigen, und etwa ebenso viel folgen dem klassischen Rollenbild: Der Mann besorgt das Geld, die Frau kümmert sich um den Haushalt. Ebenfalls rund die Hälfte der Befragten möchte keine Beziehung mit Frauen, die vorher viele Sexualpartner*innen hatten. Zur Studie im Netz.

Wie weit verbreitet solche Einstellungen sind, scheint selbst viele Feministinnen erschüttert zu haben, die sich fast täglich mit solchen Themen befassen. Die Anwältin Asha Hedayati beklagt, dass fast immer nur über Schutzräume für Frauen geredet werde, aber nicht über eine grundsätzliche Gewaltprävention, die Patriarchat und Kapitalismus zusammen denkt.

Die Autorin Veronika Kracher schreibt: „Misogynie und Queerfeindlichkeit sind weit verbreitet unter jungen Männern. Das sind die konkreten Auswirkungen von Influencern wie Andrew Tate.

Wir brauchen konkrete Maßnahmen: Deplatforming, feministische Pädagogik und Politik, kritische Jugendarbeit.“

Waldbrandgefahr in Sachsen

Bereits am Freitag hatte das sächsische Forstministerium in Aussicht gestellt, dass am Sonntag in Teilen des Freistaates die höchste Waldbrandgefahrenstufe in Kraft treten könnte. Von einer „sehr hohen Gefahr“ ist der Deutsche Wetterdienst dann doch nicht ausgegangen, aber vor allem für die Gebiete nördlich und südlich von Leipzig gilt derzeit die Gefahrenstufe 4, die „hohe Gefahr“ ausdrückt. Betroffen ist auch der nordöstliche Teil von Sachsen.

In den kommenden Tagen ist nicht mit Entwarnung zu rechnen – im Gegenteil. Laut aktueller Prognose könnte es am Dienstag eine sehr hohe Waldbrandgefahr im Landkreis Nordsachsen geben. Eine hohe Gefahr besteht dann für den gesamten nördlichen Teil des Freistaates. Waldbesucher*innen sind dazu aufgerufen, im Wald auf alles zu verzichten, was Brände auslösen könnte – auch Zigaretten.

Demos am Wochenende nicht(!) verboten

In der vergangenen Woche dominierten Versammlungsverbote und „Tag X“ die Schlagzeilen. Dass es auch etwas entspannter ablaufen kann, zeigte sich gestern, als etwa 50 Kinder beziehungsweise deren Eltern über den Ring zogen. „Platz da für die Kinder“ lautete das Motto der Demo, die vom Neuen Rathaus zum Augustusplatz lief.

Die Forderungen der jungen und erwachsenen Redner*innen zielten unter anderem auf mehr Mitbestimmung für Kinder, eine saubere Umwelt, mehr Sicherheit und größere Investitionen in den sozialen Bereich ab.

Deutlich weniger entspannt ging es am Sonntag zu, als sich mehrere hundert Menschen in der Innenstadt zu einer queeren, intersektionalen Demonstration unter dem Titel„The Future is Intersectional Queer Movements“ versammelten. Die Übersicht der Redebeiträge kann man nachlesen unter https://queeringdefaults.noblogs.org/queer-movements-2023/. Diese wurde von rechten Streamern bedrängt und hatte Ärger mit der Polizei, weil diese auf einem Plakat einen Gewaltaufruf gegen sich erkannte.

An ein etwas breiteres Publikum richtete sich am Samstag der Christopher Street Day in Dresden, der zudem staatstragender daherkam. Das zeigte sich vor allem an den Reden beziehungsweise Grußworten der sächsischen Gleichstellungsministerin Katja Meier (Grüne) und des Dresdner Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP). Laut MDR beteiligten sich mehrere tausend Menschen an der Demonstration.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über die Steuereinnahmen der Stadt im vergangenen Jahr,

über den massiven Rückstand beim Straßen- und Brückenbau in Leipzig und

über zwei offene Briefe anlässlich des Polizeikessels an „Tag X“.

Was morgen passieren wird: In Dresden findet ab 10 Uhr eine Sondersitzung des Innenausschusses des sächsischen Landtags statt. Thema ist das Geschehen in Leipzig rund um „Tag X“. Vor dem Gebäude soll eine Kundgebung stattfinden.

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Es gibt 24 Kommentare

Dass sich Leute nicht mit anderen Leuten zusammensetzen, deren Symbolik sie im weitesten Sinne nicht teilen, wäre aber nichts Neues.
Kürzlich reichte einigen Leuten schon ein falscher Impfstatus, egal wie er war, um sich nicht an einen Tisch zu setzen.

“Symbole aus der Soziologiestube, die eine große Menge Leute nerven einfach weg lassen, dafür dann wieder mehr Leute mitnehmen, und endlich wirklich weiter kommen mit der Beseitigung dieser Probleme, die es gibt.”

Wenn sich Menschen nicht an der Beseitigung von Problemen beteiligen, nur weil sie von einem Gendersternchen genervt sind, dann würde ich diesen Menschen unterstellen, dass sie ganz grundsätzlich nicht daran interessiert sind, viel beizutragen.

Mal was Konkretes, um ganz pragmatisch einer Frau zu helfen (insofern es hier möglich ist):

Eine Initiative setzt sich seit 3 Jahren für die inhaftierte Maria Kalesnikava ein, die in Weißrussland eine der Oppositionsführerinnen war, als Lukaschenkos Wahlfälschungen zu Protesten führten. Aus Rache ließ der Diktator sie verhaften und einsperren.

Bitte ladet euch auf der Webseite — freemaria PUNKT de — einen ffenen Brief herunter, der eine bessere medizinische und rechtliche Versorgung für Maria fordert. Schickt ihn unterschrieben nach Weißrussland. Maria ist schwer in der Haft erkrankt und wird absolut unzureichend medizinisch versorgt. Das Regime in Weißrussland muss merken, dass sie nicht vergessen wird.

Helft dieser mutigen Frau.

“Ich persönlich würde mir wünschen, dass weniger über Symbolpolitik wie Gendersternchen und mehr über Dinge, die unmittelbar die Situation von Frauen verbessern, diskutiert würde.”

Wow: Und plötzlich ein Satz, den wohl wirklich alle hier mit unterschreiben.

Eine meiner Töchter hat Soziologie studiert und gendert wie eine Wilde. Die darf das aber und ich sage nie etwas!, weil sie zum einen ganz schön kratzbürstig werden kann, wenn der Alte was sagt, was ihr nicht passt 😉 und zum anderen, dürfen Kinder eh viel (alles?). Da sieht man Dinge plötzlich unglaublich locker, weil man sich liebt und sich immer wieder zusammenrauft. Und die andere Tochter, auf die Frage hin, warum sie nicht gendert “So einen Scheiß brauche ich nicht, die sollen uns Frauen gefälligst genauso viel bezahlen, wie den Männern” (wörtliche Rede) Und die große Enkelin schwärmt von Einhörnern und Prinzessinen, bekommt einen Kinderschminktisch von ihren Eltern und selbst ich würde mir hier sogar mal ein bisschen feministisches Denken wünschen. Doch die jüngere Tochter und Soziologin war als Kind genauso drauf. Da konnte es auch nicht genug Glitzer, Rosa usw. geben. Doch die wurde richtig feministisch.

Also, drängt uns den Sch… nicht ständig auf. “Butter bei die Fische”, sagt der Norddeutsche. Die wahren Probleme ansprechen und angehen und nicht ständig dieses Gerede von “Sprache schafft aber Bewusstsein und daher ist dies jetzt unbedingt notwendig …usw. usw.” “Und Kindergartenmädchen können sich schlechter vorstellen Ärztin zu werden, weil … da gibt es eine Studie … usw. usw. usw. ” “Und deshalb ist das sehr wichtig … usw. usw. usw.”
Nein, Gendern ist nicht wichtig. Reine Symbolpolitik, die das fehlende Engagement in anderen Bereichen überdeckt. Solange Frauen z.B. immer noch Angst haben müssen, alleine nachts durch einen Park gehen zu müssen, so lange ist keine wirkliche Gleichberechtigung vorhanden” Und kein Gendersternchen verbessert dieses Problem. So lange sich Gleichstellungsbeauftragte hauptsächlich darum kümmern, Toiletten zu okkupieren und Sprachpolizei zu spielen, haben sie ihren Auftrag verfehlt.
Und es sollte auch nicht der Eindruck entstehen, dass scheinobjektive Daten so hingebogen und gesammelt werden, um auf ein Thema mit Zwanghaftigkeit hinzulenken. Dieses Thema hat wirklich Beachtung verdient (schon immer), doch der Zweck heiligt nicht die Mittel.

So mal am Rande erwähnt: Ich wollte mal – probeweise – durch den Görli (Görlitzer Park) in Berlin laufen. Es war schon dunkel geworden. Es waren so üble Gestalten dort und eine solch bedrohliche Atmosphäre, dass ich richtig Schiss bekam und es tunlichst bleiben ließ. Schon an der naheliegenden Bahnhaltestelle ist es richtig gefährlich. Nur nicht aggressiv werden, wenn einem ein Dutzend Leute Drogen verkaufen wollen auf dem Bahnsteig. Freundlich Nein sagen und schnell weitergehen. Auch Männer haben Situationen, in denen ihnen ganz schön mulmig werden kann. Auch mal eine ganz gute Übung, um die Lage von Frauen zu verstehen, die nachts Angst haben (müssen).

P.S
Herr Loch: Die Umfrage ist nicht vollständig veröffentlicht, auch wenn es noch ein zweite, längere Form davon gibt. Dass was man an zusätzlichen Infos aus der längeren Variante herausliest, verstärkt eigentlich noch meine Zweifel an der Qualität. So wie von anderen hier gleichfalls bemängelt, muss ich Sie ebenso kritisieren, was den Inhalt Ihres Artikels angeht. So etwas ist Meinungsmache (sicherlich gut gemeint), aber kein sauberer Journalismus (also nicht gut gemacht).

> weniger über Symbolpolitik wie Gendersternchen und mehr über Dinge, die unmittelbar die Situation von Frauen verbessern…
Genau darum geht es doch! Symbole aus der Soziologiestube, die eine große Menge Leute nerven einfach weg lassen, dafür dann wieder mehr Leute mitnehmen, und endlich wirklich weiter kommen mit der Beseitigung dieser Probleme, die es gibt. Mehr Toiletten für Frauen, damit sie nicht mehr demütigend anstehen müssen, mehr Ermutigung zur Bildung und Selbstermächtigung junger Frauen, mehr Unterstützung bei Schwangerschaften und Fehlgeburten, Durchsetzung gleicher Löhne bei gleicher Arbeit, und so weiter. Stattdessen Gendern und Safespaces. Absurd.

Hallo Thomas,

der Link zur vollständigen Studie findet sich hier in den Kommentaren.

Hallo Michel,

um meinen Blutdruck müssen Sie sich keine Sorgen machen.

Bezüglich der Annahme im vorletzten Absatz: Ich persönlich würde mir wünschen, dass weniger über Symbolpolitik wie Gendersternchen und mehr über Dinge, die unmittelbar die Situation von Frauen verbessern, diskutiert würde.

Hallo Der Michel,
Danke für Ihren bereichernden Kommentar!
Warum gibt es für “Trigger” von den eher links gelesenen Menschen eigentlich zwei völlig unterschiedliche Arten damit umzugehen?
Es gibt die übervorsichtige Art, die vor dem Lesen von Berichten und Anschauen von Kunstwerken warnt, man könnte sich danach schlecht fühlen. Und es gibt gleichermaßen die kindliche Freude darüber, dass jemand von etwas “getriggert” worden sei – hihihi. Die Gemeinsamkeit beider Verwendungen für mich ist, das beides ein bisschen lustig und nicht ganz ernst zu nehmen ist, aber wäre es nicht hilfreich sich auf eine eher vorsichtig – ernste oder auf eine andere-Leute-lächerlich – machende Verwendung zu einigen? Ich finde den Begriff des Triggers abseits von Oszilloskopen und Zählern an sich irgendwie seltsam.

Und zum Thema Ernst nehmen: lesen Sie die Interventionen beider Redakteure hier im Kommentarbereich, und überlegen Sie für sich selbst, ob das bei anderen etablierten Zeitungen im professionellen Umfeld so passiert wäre. Das soll jetzt keine Provokation des Stunks wegen werden, aber mal im Ernst:
Der Eine missinterpretiert beobachtete Dinge anderer Männer als meine eigenen Phantasien, will später aber nur “meinen Humor” beobachtet haben. Der andere reagiert öffentlich eingeschnappt, nachdem ich freundlich und mit Kontext gebeten habe, wie ich mir wünsche angesprochen zu werden. Das ist jetzt alles nicht schlimm oder tragisch, aber schon ein bisschen überraschend. Vor allem, wenn an anderer Stelle im Kommentarbereich Leute als Faschisten und anderes beleidigt werden, und solche Kracher dann überhaupt nicht oder nur sehr spät und zaghaft moderiert werden.

Kurz zum Radweg, weil Sie direkt fragen: ich hatte ja damals gleich am Anfang geschrieben, dass es nach einer ganz gut gemachten Lösung aussieht, und ich denke das bestätigt sich. Ich stehe als Autofahrer jetzt zwar immer ein mal mehr als vorher an einer roten Ampel, wenn ich von der Brandenburger Brücke dort einbiege, aber das ist für mich nicht so schlimm, ein bis zwei mal die Woche. Die Notwendigkeit diese sehr invasiven Lösung sehe ich nach wie vor nicht, aber das ist ein anderes Thema. Ich schätze, damit hat man sich für die Wahl nächstes Jahr selbst ein Ei gelegt. Mal schauen.

Zur Studie:
Ich will gar nicht sagen, dass das repräsentativ ist, aber in meinem Umfeld wird Gewalt in der Beziehung nicht gut geheißen oder relativiert. Es gibt genügend Beispiele für ungesunde (toxisch!!) Beziehungen, aber nichts mit blauen Flecken oder so.
Worüber ich mich am Wochenende in diesem Zusammenhang gewundert habe und schmunzeln musste, war eine Folge “Inas Nacht”, in der Iris Berben freimütig zugab, dass im Streit bei ihr schon mal Geschirr fliegt. Sie hätte kein vollständiges Service mehr.
Reaktion des Publikums: allgemeines Lachen.
Stelle sich gern jeder vor (Triggerwarnung!!), wie es in der Sendung gelaufen wäre, wenn der Mann von Iris Berben darüber berichtet hätte, dass er seine Frau in genau dieser Weise im Streit behandelt.
Wenn, dann haben wir hier ein gesamtgesellschaftliches Problem, über das wir reden können.

Wenn das so ist, und die Studie nicht vollständig veröffentlicht wird (also der Autor die auch nicht gelesen haben kann), dann sind das nur irgendwelche Behauptungen, die man nicht ernst nehmen darf, insbesondere als Journalist.
Aber solange das eigene Narrativ bedient wird, ist es in Ordnung? Schade.

Ui, ui, ui, hier werden schon wieder schwere Geschütze aufgefahren. Sowohl im Artikel, als auch in den Kommentaren. Sei’s drum. Da meine Anti-Gender-Addons im Browser zuverlässig arbeiten, bin ich nicht von den (für mich eh nicht mehr zu sehenden) Sternchen angetriggert und mache darum persönlich keine Bemerkungen drüber. Hätte kein Interesse mit anderen Kommentatoren hier den Blutdruck von Herrn Loch weiter zu steigern 😉

(Apropos Blutdruck: @Sebastian – Heute bin ich wieder auf dem Radweg vor dem Bahnhof gefahren und jedes Mal bekomme ich ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, wenn ich diese durchaus gelungene Lösung erleben darf. War da nicht mal auch eine Diskussion, die Ihnen auch die Zornesröte ins Gesicht trieb?)

Was die Studie angeht:

Der Auftraggeber weigert sich, die 44 Fragen zu veröffentlichen – warum das? Es werden auch nur die Dinge herausgestellt, die die Männer geantwortet haben (Es sind 1000 Männer – und – 1000 Frauen! befragt worden). Die Teilnehmer an der Studie sind für ihre Teilnahme bezahlt worden! Nach einen evtl. Migrationshintergrund der Interviewten wurde nicht gefragt (Und nein, es hat nichts mit Diskriminierung zu tun, wenn man speziell diesen Punkt abfragt, weil es gerade bei dieser Thematik so gar wichtig ist). Eine Repräsentativität wurde etwas herbeikonstruiert, bei den seriösen Meinungsforschungsinstituten werden weitaus strengere Kriterien herangezogen, was als repräsentativ bewertet werden darf. Ja, es hagelt zu recht jede Menge Kritik von Demoskopen und Wissenschaftlern an der Methodik dieser Studie. Demzufolge sollte man auch tunlichst vermeiden, diese Ergebnisse zu extrapolieren, auf die ganze junge männliche Bevölkerung hochzurechnen und extreme Behauptungen aufzustellen, die wirklich auf tönernen Füßen stehen.

Dies bedeutet explizit – nicht -, dass ich der Meinung wäre, dass es die beschriebenen Probleme gar nicht gibt oder diese absolut marginal oder gar unwichtig sind. Nein, keinesfalls. Doch ein Herbeikonstruieren von Zahlen, die wirlich abstrus hoch sind, fördert nicht unbedingt die Gleichberechtigung von Frauen. Ich zweifle die Zahlen nicht an, weil ich sie womöglich nicht ertragen könnte, wenn sie denn wahr wären, sondern weil eine unwissenschaftliche Methodik mehr als deutlich durchschimmert. Manchmal ist der Wunsch der Vater des Gedankens und die Suche nach Aufmerksamkeit für ein Thema die Intention für scheinobjektive Studien. Da kommt so ein neugesellschaftliches Denken durch: Wir wollen ganz deutlich den Sexismus in der Gesellschaft zeigen und machen eine gezielte Studie darüber. Und dabei wird sicherlich herauskommen, wie schlimm alles ist. Und siehe da: Genauso haben wir’s erwartet. Was für ein Wunder, nich?

Gebt mir die genauen Fragen, die genauen Zahlen und die Antworten und die Methodenbeschreiung und ich schaue mir das Ganze gründlichst an. Habe mir einiges Material darüber aus dem Netz geholt (sowohl von Plan, als auch von kritischen Betrachtern der Sache) und ich habe mehr als ein ungutes Gefühl, was diese Methodik angeht.
Sorry, das ist nicht seriös.

Ach, ein kleiner Trigger für Herrn Loch darf’s jetzt doch sein: Unterstellen wir mal, dass die Zahlen doch wahr sind. Dann würde man doch sogar den Schluss ziehen können, dass das schon seit Jahren bestehende extreme Hantieren mit Gendersternchen, Artikeln über Diversität, Transsexualität, Wokeness etc. ziemlich kläglich versagt hat, oder? Oder sollen die Nachrichtenportale und Magazine womöglich nur noch über Sexismus, Frauenförderung und andere Geschlechter berichten, weil’s anscheinend immer noch nicht genug war.

Zum Schluss hin möchte ich jedoch doch nochmals betonen: Ja, es gibt Probleme in diesem Bereich und diese müssen so weit wie nur möglich minimiert werden. Doch der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Bei der Besprechung dieser „Studie“ sieht niemand so richtig gut aus, finde ich. Auch der Wissenschaftsjournalismus nicht. Einen schönen Beitrag zum Hören dazu gibt es bei Deutschlandfunkkultur: „ Viel Medienecho für eine kleine Umfrage“.

Ich habe mal aus zu viel Zeit was gedichtet:

Auf echte Kerle! (In Cis-Dur)

Es war einmal ein Genderstern, den hatten viele nicht so gern.

Doch seine Sternin sagte stets:
„Wir teilen uns die gleichen Lasten, die Arbeit und vorm Strand noch Fasten.“

Und wenn sie doch gestorben sind, dann zahlt er Unterhalt fürs Kind.

Peace yo’all!

@Sebastian Nichts für ungut, aber wer mit völlig aus der Luft gegriffenen Mutmaßungen in eine Diskussion einsteigt, braucht sich eigentlich über nichts zu wundern.

Hallo Herr Loch,
Sicher, dass wir uns jetzt auf diesem Niveau mit Sternchen-Sticheleien bewegen wollen? Welche Regel des Miteinanders habe ich denn Ihrer Meinung nach verletzt?
Und kommt noch etwas zum Thema “Ich gendere im Artikel Dinge, die die zugrunde liegende Quelle wahrscheinlich mit Absicht nicht gendert”?

Sehr geehrte*r Sebastian,

ich zitiere mit Hervorhebung: “Die Lesbarkeit EURER Artikel hat seitdem übrigens nicht gerade zugenommen.”

Dann halten Sie sich bitte auch an die “allgemeinen Regeln des Miteinanders”. Danke.

Hallo Herr Loch,
Bringt dieses “@” hier im Diskussionsbereich eigentlich irgendeine Funktion?

In den Zeiten, in denen jede Identität “gesehen” werden und mit eigenem Sonderzeichen angesprochen werden möchte, bitte ich Sie, mich nicht einfach zu Dutzen. Wir kennen uns nicht und nicht nur mir ist es wichtig, dass die allgemeinen Regeln des Miteinanders beachtet werden. Vielen Dank.
Ansonsten haben Sie völlig Recht. Lieber ein mal zu oft zu Wort gemeldet, sonst geht das Thema unter und die engagierten Leute wundern sich über gesellschaftliche “Roll-Backs”, bloß weil man sich in seiner Blase gut genug war.

@Sebastian: Dass es bei so einem Thema ein Gendersternchen ist, das du für doppelt kommentarwürdig hältst, ist halt auch ein Statement. Aber besser ein Mal zu viel übers Gendern aufregen als ein Mal zu wenig.

Ein interessanter Kommentar von Zeit online. Ich kopiere ihn mal komplett.

c0mm0n sense
vor 10 Stunden
Je mehr nun über die Qualität der Studie und den Hergang der Berichterstattung bekannt wird, wundert man sich doch wie so etwas durch fast jede (Wochenend-)Redaktion des Landes durchgewunken wurde…

Neben den Aufmacherzahlen die drastisch von jeder bisherigen seriösen Studie abweichen hätte man zumindest etwas stutzig werden sollen wenn man liest, dass:

– Mehr als jede 6. Frau es gut findet, wenn der Partner riskant und gefährlich Auto fährt
– Mehr als jede 6. Frau es okay findet, wenn dem Partner mal “die Hand ausrutscht”
– Knapp jede 7. Frau es gut findet, wenn der Partner sich mal bis in die Besinnungslosigkeit säuft

Quelle: https://www.plan.de/fileadmin/website/04._Aktuelles/Umfragen_und_Berichte/Spannungsfeld_Maennlichkeit/Plan-Umfrage_Maennlichkeit-A4-2023-NEU-online_2.pdf

Geführt wurde die Umfrage wohl über ein Online-Tool, das seine Partizipienten über finanzielle Anreize gewinnt und Referrals belohnt. Hierzu auch ein weiterführender Artikel zur Einordnung solcher Methodik: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2023-2001/html

Informative Threads in Social Media dazu:

– Martin Hoffmann: https://twitter.com/martinhoffmann/status/1667957558223552513?s=20

– Kathrin Kühn: https://twitter.com/kathrinkuehnk/status/1667931400161435649?s=20

Ich bin ehrlich etwas enttäuscht, hätte mir gerne die Studie durchgelesen. Um auch die Aufschlüsselung der Datenlage zur Einordnung der Ergebnisse zu Rate zu ziehen. Der Link führt leider nur zu einer (ehrlich gesagt maximal zusammengestampften) Zusammenfassung mit nicht erkennbarer Aussagekraft. Da gibt die Zuarbeit schon mehr her, hätte ich mir im Artikel gewünscht.

Können Sie gern für sich verbuchen, den Punkt, wenn es für Sie wichtig war. Die Prioritäten beim Kommentieren sind individuell ganz unterschiedlich, damit muss man sich abfinden 🙂

Ich frag mich nur, warum es für manche Leute so wichtig ist, die normalsten Sachen zu diskreditieren. Vielleicht gerade, weil es Mainstream ist, und man sich auf der besser reflektierenden Seite sieht?
Der jährliche Weihnachtsmarkt wird auf den Aspekt “Fress- und Sauffest” reduziert. Silvester ist eine einzige “Böllerparty für unterbelichtete toxische Männer” (frei zitiert) und das klassische Rollenbild der Familie ist natürlich “patriarchaisch, schief, falsch”. Ich selbst habe Gewalt im Elternhaus beiderseitig erlebt und frage mich tatsächlich, wie zur Hölle man solchen Umgang miteinander gutheißen kann. Aber das hat doch mit dem so genannten klassischen Rollenbild nichts zu tun. Es gibt sehr einvernehmliche Beziehungen dieser Art, selbst in gleichgeschlechtlichen Beziehungen richten sich die Partner nicht sooo selten auf diese Art des Miteinanders ein. Ohne das da eine “Hand ausrutschen” (was für eine Verharmlosung!) würde.

Und ich habe im Laufe meines Lebens in diversen Spinden, Werkstätten, Kellern und Garagen zu viele dieser absurden Karpfenkalender, Tittenparaden und Lesbennummern gesehen, als das ich glaube, das hetero-Männer mit dieser Art klassischem Rollenbild mehrheitlich ein Problem mit verflossenen Partnerinnen im Bett der aktuellen Partnerin haben. Ich halte das weiterhin für eine Erscheinung von unbedingt gewolltem Gendern, ohne das es angebracht wäre. Die verlinkte Studie selbst, von der hier berichtet wurde, spricht jedenfalls nicht so.

Hallo Herr Freitag,
Ich hab mit Frauen nicht so viel am Hut. Aber es war sicher wichtig, mir jetzt was mit Phantasien und so weiter zu unterstellen und im Versuch persönlich zu werden…

Lieber @Sebastian: Da Sie hier Ihre Phantasien so bereitwillig ausbreiten, vielleicht so viel dazu: “Männer mit traditionellem (also patriarchalem, schiefen, falschen usw.) Frauenbild” haben auch Angst vor Frauen, die vorher etwas mit anderen Frauen hatten, da es stets um die zu klein geratenen Egos der Herren geht. Aber: wissen Sie ja 😉

Yep, im PDF der Studie wird das nicht gegendert. Dort heißt es:
“Die Hälfte der Männer (50 Prozent) möchte keine Beziehung mit einer Frau eingehen,
die viele Sexualpartner hatte.”
https://www.plan.de/fileadmin/website/04._Aktuelles/Umfragen_und_Berichte/Spannungsfeld_Maennlichkeit/Plan-Umfrage_Maennlichkeit-A4-2023-NEU-online.pdf?sc=IDQ23200
Warum fühlen sich einige der Autoren hier eigentlich seit dem kürzlichen Themenschwerpunkt zum Gendern so bemüßigt, besonders intensiv zu Gendern? Weil dabei im Grunde herauskam, wie viele Leute das ablehnen, selbst unter den eher Gebildeten?
Es ging aber in der Studie nicht um Partner*innen! Auch wenn das noch so doll gewollt ist von manchem Autor hier.
Die Lesbarkeit eurer Artikel hat seitdem übrigens nicht gerade zugenommen. Dafür gelegentlich der Schmunzelfaktor…

> “Ebenfalls rund die Hälfte der Befragten möchte keine Beziehung mit Frauen, die vorher viele Sexualpartner*innen hatten.”
Es ist erfahrungsgemäß eher unwahrscheinlich, dass Männer mit traditionellem Frauenbild etwas dagegen haben, dass eine Frau etwas mit einer anderen Frau hat. Im Gegenteil, das entspricht häufig sogar der eigenen Phantasie.
Wahrscheinlicher ist, dass sie es nicht mögen, wenn sie Frau vor ihnen Sex mit vielen anderen Männern hatte. Aber ist natürlich immer besser, wenn man ein Mal zu viel gendert, als ein mal zu wenig.

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