Beim Beneflitz-Lauf im Clara-Zetkin-Park wurden am Samstag Spenden für einen guten Zweck gesammelt. Fridays for Future demonstrierte am Sonntag am Tagebau in Welzow (Brandenburg) für einen Ausstieg aus der Braunkohle. Und: Die berüchtigte Söldnertruppe Wagner hat am Samstag in Russland mit einem Marsch auf Moskau im eskalierenden Machtkampf mit dem Militär ihre Muskeln spielen lassen, trat dann aber den Rückzug an. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 24./25. Juni 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Beneflitz-Lauf: Bewegung für den guten Zweck
Beim 8. Leipziger Beneflitz-Lauf der Johanniter konnten Läuferinnen und Läufer, unabhängig von Alter, Geschlecht, Einschränkungen und so weiter, am Samstag Geld für den guten Zweck sammeln. Im Clara-Zetkin-Park hieß es ab 10 Uhr, auf einer festgelegten Strecke am BSV-Gelände so viele Runden wie möglich zu schaffen, pro Vollendung verpflichteten sich Laufpaten zur Zahlung eines Geldbetrags.
Den Erlös wollen die Johanniter nach eigenen Angaben in Freizeitaktivitäten der Kinder- und Jugendwohngruppe MOGLI stecken. Auch die Wohngruppe der Wohnungsnotfallhilfe sowie die Johanniter-Kitas sollen von den Einnahmen profitieren. Die LZ war dabei und hat ein paar Eindrücke für Sie und Euch aufgefangen.
Demo am Tagebau Welzow in Brandenburg
Andernorts wurde am Sonntag demonstriert: Nach Veranstalter-Angaben hatten sich seit dem Mittag etwa 1.000 Personen am Braunkohletagebau im brandenburgischen Welzow (Brandenburg, Landkreis Spree-Neiße) eingefunden, um dort am örtlichen Braunkohletagebau für konsequenten Klimaschutz und einen Ausstieg aus der Braunkohle-Verfeuerung einzustehen. Unter den Demonstranten befanden sich zahlreiche junge Menschen, aber auch ältere sowie eine sorbische Gruppe.
Anlass der Demo, zu der die Dresdener Ortsgruppe von Fridays for Future (FFF) aufgerufen hatte, sind aktuell laufende Verhandlungen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) mit dem Konzern LEAG über den Kohleausstieg im Osten. Befürchtet wird laut FFF ein „fauler Deal wie in NRW (…), der vielleicht das Ausstiegsdatum vorzieht, aber die Emissionen nicht genug reduziert.“ Dies dürfe man nicht zulassen, weil die Menge der noch geförderten Kohle entscheidend sei.
Polizei hält Pöbler zurück, Aktivist äußert Verständnis für Kohlekumpel
Der Protestzug bewegte sich bis zur Abbruchkante des Tagebaus. Die anwesende Polizei musste während des Demogeschehens einige Pöbler zurückhalten, es kam zu „Stinkefingern“ und abfälligen Kommentaren aus einer Gruppe möglicherweise Einheimischer heraus.
Ein FFF-Redner äußerte in seinem Beitrag Verständnis für die Kohlekumpel, die Klimaaktivismus und Kohleausstieg als Bedrohung empfänden, zumal es an alternativen Arbeitsplätzen in der Lausitz mangele. Es brauche einen sozial gerechten und ökonomischen Strukturwandel, Fronten zwischen Klimaaktivismus und Arbeiterschaft müssten gebrochen und die Zukunft der Lausitz in die Hand genommen werden.
Zugleich sei aber klar: „Eigentlich wissen wir doch alle, dass das nicht bis 2038 weitergehen kann“, so der Aktivist mit Anspielung auf den geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung in 15 Jahren. „Die Zeit der Kohle muss vorbei sein, die Zeit der guten Arbeit hier aber noch lange nicht.“
Die Expertise der Kumpel sei schließlich nicht zuletzt auch für den Rückbau der Kohleindustrie, die Renaturierung der Tagebaue und Zukunftsbereiche wie die Automatisierungstechnik weiterhin gefragt.
Der abgebrochene Aufstand: Machtkampf zwischen Privatarmee und Militärführung in Russlands eskaliert
„Die ich rief die Geister, werd’ ich nun nicht los“ – ob Russlands Langzeit-Präsident Wladimir Putin (70) dieses geflügelte Wort aus Goethes „Zauberlehrling“ mal in den Sinn kam, darf bezweifelt werden. Aber der Topos einer selbstverschuldeten Entwicklung, deren Folgen der Urheber selbst nicht mehr im Griff hat, schien nur zu gut zu den Meldungen vom Samstag zu passen, die Russland bereits am Rand eines Bürgerkriegs sahen.
Die mächtige Privatarmee mit dem Namen Wagner unter Führung des milliardenschweren Großunternehmers und Putin-Kumpels Jewgeni Prigoschin bewegte sich vom südrussischen Rostow am Don auf die Hauptstadt Moskau zu.
Vorangegangen waren lange schwelende Spannungen der Söldnergruppe mit der Führung des regulären russischen Militärs, der zuletzt unter anderem ein Bombenangriff auf Wagner-Einheiten im Ukraine-Krieg vorgeworfen worden war. Mit den Vorwürfen gemeint waren vor allem Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) und Generalstabschef Waleri Gerassimow (67). Wenige Stunden nach Ausrufung des Aufstandes brach der 62-jährige Prigoschin die Rebellion ab, erteilte seinen Truppen den Befehl zum Rückzug.
Risse des Putinschen Herrschaftsmodells
Putin, der noch am Morgen in einer TV-Ansprache eine Bestrafung der Rebellen angedroht hatte, soll Prigoschin Straffreiheit und einen freien Abzug ins verbündete Belarus zugesagt haben. Die Wagner-Söldner gaben eroberte Stellungen in Südrussland offenbar auf, Moskau bemüht sich nach dem Terroralarm wieder um Vorgabe einer Normalität und hält an den Zielen seiner „militärischen Spezialoperation“ (so die euphemistische Umschreibung des Angriffskriegs gegen die Ukraine) unbeirrt fest. Doch für Putin und sein Herrschaftsmodell könnte der abgebrochene Aufstand noch Folgen haben. Der Bayerische Rundfunk hat wichtige Fragen und Antworten hier zusammengefasst.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
Gastkommentar von Christian Wolff: Vom demokratischen Umgang mit Kälbern und Metzgern
Zeit für einen Bebauungsplan: Gewerbegebiet an der Brandenburger Straße soll ausgebaut werden
Ein Linke-Antrag im Verfahren: Mehr Zeit für Oma an der Ampel
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Was sonst noch wichtig war:
In Leipzig stieg am Sonntag im Clara-Zetkin-Park wieder die jährliche Ökofete.
Erklärtes Ziel der Meile auf der Anton-Bruckner-Allee ist es, auf bunte, gesellige und vielfältige Art für Themen rund um Natur-, Umwelt- und Klimaschutz zu begeistern und anzuregen. Dazu auch hier ein paar Eindrücke, ein Video folgt noch.
Ein junger Bauarbeiter (21) ist laut einer Meldung der LVZ am Samstag in Leipzig ums Leben gekommen.
In Sonneberg (Thüringen) wird mit Spannung auf den Ausgang der Landratswahl gewartet – setzt sich diesmal ein AfDler durch? Erste Hochrechnungen am Sonntagabend gegen 19 Uhr sehen den AfD-Kandidaten Robert Sesselmann vorn.
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Es gibt 3 Kommentare
Hallo Lucas Böhme,
“Der Umstand übrigens, dass Prigoschin offenbar ohne nennenswerten Widerstand recht nahe an Moskau heranrücken konnte, könnte auch ein Indiz sein, dass es Sympathisanten gibt, die sich aber letztlich nicht aus der Deckung trauten.”
Würde ich nicht so sehen, auf den Weg nach Moskau gibt es keine nennenswerten natürlichen Hindernisse wie Berge oder größere Flüsse. Nur gut ausgebaute Infrastruktur. Dazu ist nicht gerade weit. Wahrscheinlich hätten die russischen Truppen die Wagner Söldner am Fluss Oka gestoppt. So weit sind die aber nicht gekommen. Es zeigt eindeutig wie nahe die Ukraine an Moskau ist.
Hallo fra,
vordergründig haben Sie recht, dass der Aufstand nicht gegen Putin ging. Dennoch hat die Entwicklung für jeden Putins Verwundbarkeit offenbart, der eben entgegen offizieller Darstellungen nicht alles im Griff hat und nun sogar jemandem (soweit bisher bekannt) Straffreiheit gewährte, den er gerade noch als Verräter bezeichnet hat. Insofern ist für mich nicht ausgeschlossen, dass Vorkommnisse wie am Samstag zur Erosion der Putin-Herrschaft beitragen (auch wenn wir das erst in der Zukunft wissen können). Der Umstand übrigens, dass Prigoschin offenbar ohne nennenswerten Widerstand recht nahe an Moskau heranrücken konnte, könnte auch ein Indiz sein, dass es Sympathisanten gibt, die sich aber letztlich nicht aus der Deckung trauten.
“Doch für Putin und sein Herrschaftsmodell könnte der abgebrochene Aufstand noch Folgen haben.”
Ob das Eintritt ist? Es hat sich doch gezeigt das sich keiner Jewgeni Prigoschin angeschlossen hat und soweit ich das mit bekommen habe ging es nicht gegen Putin sondern gegen Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow . Denen er Versagen im Ukrainekrieg vorwirft.