Die „Anarchistischen Tage“ in Leipzig haben auch am Wochenende für ein reges Demonstrationsgeschehen gesorgt. Während die Menschen am Samstag gegen die Gentrifizierung auf die Straße gingen, war das Thema am Sonntag der 6-Stunden-Arbeitstag. Ebenfalls am Sonntag fand an der Moritzbastei das Festival „Leipzig zeigt Courage!“ statt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 29./30. April 2023 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Leipzig zeigt wieder Courage

Traditionell findet seit über 20 Jahren in Leipzig am Vorabend des 1. Mai das Courage Festival statt. Ins Leben gerufen als Protest gegen Neonazi-Aufmärsche und rassistisch motivierte Gewalttaten, hat es auch heute leider kaum an Aktualität verloren. Mehrere demokratische Initiativen waren daher auch diesmal wieder mit Informationen beim „Markt der Zukunft“ an der Moritzbastei vertreten. Auch mehrere Stadtpolitiker/-innen zeigten Präsenz.

Den musikalischen Teil eröffnete die Leipziger Band „Cave Dealer“, die 25. Jugendfestival „Leipzig zeigt Courage!“ gewonnen hatte. Es folgten Jamila & The Other Heroes, eine „junge Berliner Band mit wilden funkadelic Sounds“, dann die Rapperin Rote Mütze Raphi sowie die Indie-Musikerin Ilgen-Nur. Den Abschluss wird als Hauptact Olli Schulz & Band bilden.

Für den 6-Stunden-Tag!

„Wir denken, dass eine andere Form des Arbeitens und Lebens möglich ist!“, lautete das Credo, unter dem die „Offene Anarchistische Vernetzung Leipzig“ für Sonntag zu einer „bunten, anarchistischen Demo für den 6-Stunden-Tag“ an den Hauptbahnhof einluden.

Hinter einem Transparent mit der Forderung „6 Stunden Arbeit, 18 Stunden für uns“, zogen von dort aus rund 100 Personen durch die Leipziger Innenstadt. Zunächst ging es zum Wilhelm-Leuschner-Platz und dann weiter in den Süden zum Alexis-Schumann-Platz. In ihren Redebeiträgen, wurde vor allem auch die Perspektive von jungen Menschen auf das Thema Arbeit und Ausbildung zum Ausdruck gebracht.

Kiezdemo gegen Gentrifizierung: „Miethaie trockenlegen“

Unter dem Motto „Miethaie trockenlegen“ zogen am Samstagabend bis zu 150 Menschen auf einer „Intersektionalen Kiezdemo gegen Gentrifizierung“ durch Lindenau und Plagwitz. In Redebeiträgen der Auftaktkundgebung auf dem Lindenauer Markt, wurde immer wieder auf das Grundproblem hingewiesen: „Die Anwohner/-innen, die ein Viertel mitgestalten und es prägen, werden durch jene, meist aus einkommensstärkeren Gruppen kommenden, verdrängt, die das Viertel ‚hip‘ finden. Dadurch zerstören sie den Charakter des Viertels und den Grund, warum sie überhaupt dorthin ziehen.“

Der vermehrte Zuzug einkommensstärkerer Menschen wiederum locke auch die Immobilienmakler und Spekulanten an, die ihrerseits Wohnungen, Häuser und Grundstücke aufkaufen. Allmählich steigen so die Mieten für Wohn- und Geschäftsräume, was sich mit der Zeit viele Mieter und Inhaber kleiner Geschäfte nicht mehr leisten können und dem Viertel den Rücken kehren müssen. So verändert sich der ursprünglich individuelle Charakter des Viertels grundlegend.

Der Protest richtete sich unter anderem auch speziell gegen die CG Gruppe, deren Anteil der Neubauten in Leipzig auf 20 Prozent geschätzt wird und die aus Sicht der Redner/-innen durch die Schaffung moderner, hochpreisiger Stadtquartiere die Gentrifizierung vorantreiben.

„Wohnraum für Alle“, „Keine Profite mit unserer Miete“ oder „Solidarität mit allen Hausbesetzern“ lauteten daher die Forderungen auf Transparenten und Schildern als sich der Demonstrationszug über die Karl-Heine-Straße zum S-Bahnhof Plagwitz in Bewegung setzte. Nach einer dortigen Zwischenkundgebung ging es weiter bis zum Stadtteilpark Plagwitz, wo die Demo schließlich ihr Ende fand.

Kalenderblatt 29./30. April

US-amerikanische Soldaten befreiten am 29. April 1945 rund 70.000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau bei München. Es war das vorletzte aller KZ. Über 41.000 Menschen hatten in den 12 Jahren des Bestehens dieses Konzentrationslagers den Tod gefunden. Heute erinnert an dieser Stelle eine Gedenkstätte an die Verbrechen des Nazi-Regimes.

Genau vor 30 Jahren, am 30. April 1993, ist das Internet auf HTML-Basis zur weltweiten Benutzung der Öffentlichkeit freigegeben worden. Vorher war stand es lediglich Forschungseinrichtungen zur Verfügung. Es sieht also so aus, als könnte sich dieses Internet wohl doch durchsetzen …

Überraschend großer Besucheransturm auf Buchmesse

Worüber die LZ unter anderem am Wochenende berichtet hat:

Schiffbarkeitspläne für den Cospudener See: Grüne fordern Änderung des Wassergesetzes
Der Arbeitsmarkt in Leipzig im April 2023: Zurückhaltung statt Frühjahrsbelebung
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Sonntagskirche Nr. 76: 100 Jahre „Dicker Peter“ – Kölns bekannteste Domglocke kommt aus Thüringen

Was außerdem wichtig war:
Am Sonntag ist auch die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen. Mit der überraschend hohen Besucherzahl von 274.000 Lesefreund/-innen zeigten sich die Veranstalter hochzufrieden. Drei Jahre lang hatte die traditionsreiche Messe coronabedingt aussetzen müssen.

Sachsens Sportler des Jahres 2022 wurden auf der Sportgala des Landessportbund Sachsen in Chemnitz geehrt. Der Nordische Kombinierer Eric Frenzel, die Biathletin Denise Herrmann-Wick sowie das Bobteam Friedrich konnten die Abstimmung für sich entscheiden.

Mit dem Ablauf des heutigen Sonntags, wird auch die Warnfunktion der Corona-App eingestellt. Dann können positiv auf Corona getestete Personen ihre Mitmenschen nicht mehr vor Risikobegegnungen informieren. Die App war Mitte 2020 in Betrieb gegangen und ist mehr als 48 Millionen mal heruntergeladen worden.

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