Bรถse Zungen behaupten, der 1. April sei der einzige Tage im Jahr, an dem die Leute bewusst darรผber nachdenken, ob die Meldungen, die sie im Internet lesen, tatsรคchlich stimmen kรถnnten. Es wรคre also im Bereich des Mรถglichen, dass die nachfolgenden Nachrichten vom heutigen internationalen Scherzkeks-Tag mรถglicherweise โ€ฆ, aber wer weiรŸ das schon so genau. Die LZ fasst zusammen, was am Samstag, dem 1. April, April, in Leipzig und Umgebung vรถllig unwichtig war.

Stadt Leipzig: Eiskalt!

Da friert einem beim Lesen ja glatt die Badekappe am Kopf fest. โ€žNach Beschwerden wegen erhรถhter Wassertemperatur: Stadt fรผhrt Kaltbadetage einโ€œ, titelt die Verwaltung auf ihrer Homepage. โ€žIm Zuge der bundesweiten Debatte um eine Gasmangellage hatte die Stadt im vergangenen Herbst die Wassertemperatur zunรคchst um zwei Grad abgesenkt, im Februar wieder um zwei Grad erhรถhtโ€œ, wird da erklรคrt.

โ€žVielen Badegรคsten ist diese plรถtzliche Temperaturerhรถhung unangenehm aufgefallen, viele fรผhlen sich in dem รผberheizten Wasser nicht mehr wohl und hatten sich bei der Stadt beschwert, einige gar auf einen erhรถhten Blutdruck hingewiesen.โ€œ

Das Rathaus reagierte in gewohnter Lichtgeschwindigkeit zum Wohle der Bรผrgerinnen und Bรผrger und kรผndigt an, jeweils an einen Tag pro Woche die Wassertemperatur auf 20 Grad Celsius runterprรผgeln zu wollen. Das kรถnnte auch dem Ruf von Leipzig als Sportstadt zutrรคglich sein.

โ€žVor dem Hintergrund einer wachsenden Community von Eisbadefreunden in Leipzig ist der Kaltbadetag richtungsweisend: Auch diesen Extremsportlern will die Stadt Trainingsmรถglichkeiten geben.โ€œ Vorbildlich!

Zudem ist es heutzutage soooo wichtig, den Energieverbrauch klug zu managen. Das weiรŸ die Stadtverwaltung natรผrlich: โ€žDie Kรถrper der Badegรคste produzieren bei kaltem Wasser deutlich mehr Abwรคrme, welche mit Wรคrmetauschern aufgefangen werden kann. Die Entwicklung solcher Becken-Kรถrper-Wรคrmetauscher steht noch am Anfang, erste Versuche sind aber vielversprechend; momentan wรผrde die eingespeiste Energie zum Betrieb der Fรถne im Umkleidebereich ausreichen.โ€œ Ein Pilotprojekt wird angekรผndigt. Hoffentlich nicht nur heiรŸe Luft.

Wenn die heute ausgerufenen Kaltbadetage gut ankommen im planschenden Volk, โ€žwird im nรคchsten Schritt an einem Tag pro Monat die Wassertemperatur auf 12 Grad abgesenktโ€œ. Da hilft nur noch die dicke Badehose โ€“ oder der Gang ins Nichtschwimmerbecken. Denn dort wolle man huschelige 14 Grad vorhalten. Aus Rรผcksicht auf die Kinder. Das ist fair. Wer aber vom Beckenrand springt, fliegt nach wie vor eiskalt raus!

Botanischer Garten: Tropischer Schwimmgenuss

Wem es in den kommunalen Schwimmhallen nun zu kalt oder auch zu รผberlaufen ist, kann ab sofort im Botanischen Garten der Universitรคt Leipzig zum โ€žSchwimmen im tropischen Regenwaldโ€œ ausweichen. Das ist heute schwarz auf weiรŸ auf deren Social Media-Kanรคlen nachzulesen. Mรถglich sei das durch die Beendigung einer Bauphase im Mangrovenhaus geworden.

โ€žAb jetzt kann mit den Pflanzen geplanscht und geschwommen werden, bitte nehmen Sie jedoch dabei Rรผcksicht auf die Bepflanzung am Beckenrand. Aus Sicherheitsgrรผnden wurden die Seerosen in der Mitte entfernt, wir bitten um Verstรคndnis.โ€œ Das sollte kein Problem sein โ€“ Verstรคndnis und Rรผcksichtnahme zรคhlt ja bekanntlich seit jeher zu den Kernkompetenzen der Menschen.

Kleiner Haken an der Sache: Es dรผrfen aus Platzgrรผnden leider immer nur maximal drei Badefans durchs tropische Nass gleiten. AuรŸerdem ist das Tragen von Schwimmbekleidung Pflicht. In den Anzuchthรคusern sei dazu ein Umkleidebereich eingerichtet worden. Da weder Bademeisterin noch Bademeister vor Ort sind, solle vor allem auf die Kinder selbst aufgepasst werden. Die LZ findet das kreuzgefรคhrlich!

Initiative Stadtnatur: Knallgrรผner Leuschner-Platz

Und schon wieder hat die hiesige Stadtverwaltung vollkommen unbรผrokratisch auf die Belange der Menschen reagiert. Das zumindest wรผnscht โ€ฆ รครคhm โ€ฆ verkรผndet die Initiative Stadtnatur Leipzig in einer eiligen Pressemeldung.

โ€žIn einer Sondersitzung am gestrigen Freitag Abend haben die wichtigsten Vertreter von Verwaltung und Politik der Stadt Leipzig die wegweisende Entscheidung getroffen, den Wilhelm-Leuschner-Platz als einen grรผnen Stadtteilpark zu entwickelnโ€œ, wird den verblรผfften Medien dargelegt. โ€žDazu soll der Bebauungsplan komplett รผberarbeitet werden. Alle noch nicht gefรคllten Bรคume bleiben erhalten, groรŸe Teile werden als urbane Wildnis gestaltet.โ€œ

Und weil das auch wirklich nicht geschwindelt ist, liefert die Initiative gleich noch ein paar gewichtige O-Tรถne mit. โ€žIch hab mich seit Beginn meiner Amtszeit fรผr den Erhalt des Stadtgrรผns eingesetzt. Das hat fรผr mich oberste Prioritรคt, deswegen hat mich ja schlieรŸlich die Grรผne Fraktion nach Leipzig geholtโ€œ, wird beispielsweise Baudezernent Thomas Dienberg zitiert.

โ€žBรคume sind nach vielen Paragrafen des Bundesnaturschutzgesetzes geschรผtzt und kรถnnen nicht einfach abgeholzt werdenโ€œ, lรคsst man Michael Neuhaus, den umweltpolitischen Sprecher der Linken, sagen. Selbstredend findet auch Oberbรผrgermeister Burkhard Jung die Stadtgarten-Idee spitze, da somit auch seine Idee eines Revolutions- und Einheitsdenkmals wieder umsetzbar erscheine. โ€žAuรŸerdem mรถchte ich zukรผnftig die Einwohneranfragen in den Mittelpunkt der Ratsversammlung stellen, als Beispiel gelebter Bรผrgernรคheโ€œ.

Laufszene Sachsen: Zelt flach halten

Eine Vielzahl roter Zeltdรคcher sind auf den Fotos zu sehen, die die Laufszene Sachsen heute auf Facebook teilte. โ€žUnser Zeltbestand hat Zuwachs bekommen: ab sofort haben wir extra Zelte fรผr unsere Bambini- & Kinderlรคufeโ€œ, wird dazu erklรคrend geschrieben.

โ€žUns ist es wichtig, dass auch die Bambinis und Kids ein gutes Dach รผber dem Kopf haben!โ€œ, so Andre Egger von der Laufszene. โ€žImmer wieder sind Erwachsene durch den Kinderbereich gelaufen. Das kann nun verhindert werdenโ€œ. Der aus LZ-Sicht aber wichtigste Grund wird allerdings erst im letzten Satz erwรคhnt: Es solle nรคmlich โ€ždamit auch das Konfliktpotenzial an der speziell hergerichteten Kinderversorgungsstationโ€œ eingedรคmmt werden. Das wurde auch hรถchste Zeit, Sportfreunde!

Stadt Delitzsch: Sensationelle Moorleiche

Richtig was zu bieten hatte die Stadt Delitzsch. Sie vermeldete nicht weniger als eine archรคologische Sensation. Im Zuge der Grundwasser-Absenkung sei auf der Baustelle fรผr das neue Schwimmbad eine mรคnnliche Moorleiche entdeckt worden. โ€žDer gut erhaltene Kรถrper tauchte etwa 100 Meter entfernt vom Lober-Lauf auf. Dieser kleine Fluss speiste im Bereich der Baustelle frรผher ein Naturbad, neben dem 1969 das Freibad errichtet worden war, das derzeit erweitert wird.โ€œ

Inzwischen seien bereits โ€žerste Erkenntnisse zu โ€šMorioโ€˜, wie der Kรถrper fรผr Arbeitszwecke genannt wurde, gewonnen. Morio ist mรคnnlich, etwa 1,60 Meter groรŸ und im mittleren Alter. Er muss wie alle Moorleichen in der Eisenzeit gestorben sein; die Ursache ist in dem Fall dagegen noch unklar und wird Raum fรผr kรผnftige Forschungen bieten.โ€œ Vielleicht war es ja ein Unglรผck und er kรถnnte heute noch leben?

โ€žSolch eine gut erhaltene Moorleiche haben wir in dieser Art im Freistaat seit Jahrzehnten nicht mehr entdeckt!โ€œ, zeigt sich Professorin Andrea Fango vom Landesamt fรผr Archรคologie Sachsen (LfA) hocherfreut. Wurden aber auch die Meinungen von Professor Martin Matsch und Dr. Janin Schlammpampe eingeholt? Die LZ bleibt skeptisch.

Der Postillon: 1. April-Boykott

So gar nichts mit diesen, im wahrheitsmรครŸigen Graubereich herumwabernden Nachrichten kann das bekannte Nachrichtenportal โ€žDer Postillonโ€œ anfangen. โ€žFalschmeldungen? Nicht mit uns!โ€œ, stellt das Team auf seiner Homepage klar. Die logische Folge: โ€žWie in jedem Jahr seit seiner Grรผndung (1845) boykottiert der Postillon den รผberaus schรคndlichen 1. April.โ€œ

Man setze damit ein starkes Zeichen gegen den โ€žinstitutionalisierten Klamauk des 1. Aprilโ€œ, wie ein Sprecher erklรคrte. โ€žIm Zuge des Boykotts werden den gesamten Samstag, 1. April, keine neuen Meldungen auf www.der-postillon.com verรถffentlicht. Auch die Print-Ausgabe des Postillon wird nicht an die รผber 83 Millionen Abonnenten allein in Deutschland ausgeliefertโ€œ. Das dรผrfte fรผr die prinzipientreuen Macher wirtschaftliche EinbuรŸen im Milliardenbereich bedeuten. Ehren-Postillon!

Was morgen wichtig wird:
Die Wahrheit.

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