Heute Mittag stellten Organisator/-innen und Mitwirkende des „Leipzig zeigt Courage“-Festivals das diesjährige Programm für die Open-Air-Veranstaltung vor, welche am 30. April auf dem Gelände der Moritzbastei (MB) steigen wird. Außerdem: Gegen einen 42-jährigen Mann aus Sachsen-Anhalt wird Anklage erhoben, weil er unter Verdacht steht, eine junge Frau in einem Leipziger Hotel getötet zu haben. Und Lok Leipzigs Präsident Thomas Löwe tritt nach einem traurigen Todesfall von seinem Amt zurück. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 17. April 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Anklage nach Tötung einer 31-Jährigen
Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig heute mitteilte, wurde bereits Ende März Anklage gegen einen 42-jährigen Mann aus Sachsen-Anhalt erhoben. Ihm wird vorgeworfen, eine aus Bulgarien stammende Frau (31) im November vergangenen Jahres in einem Hotel in Sellerhausen-Stünz getötet zu haben.
„Im Ergebnis der durchgeführten umfangreichen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft abweichend von dem zu Beginn der Ermittlungen erhobenen Tatvorwurf des Totschlags gegen den Angeschuldigten nunmehr den hinreichenden Tatverdacht des Mordes mit den Mordmerkmalen der niederen Beweggründe und der Heimtücke als gegeben angesehen“, heißt es dazu von der Staatsanwaltschaft.
Näher möchte sich die Behörde aktuell nicht äußern. Vermutet wird, der Verdächtige habe die Frau getötet, weil sie keine Liebesbeziehung mit ihm eingehen wollte. Ob sich das bewahrheitet, wird sich spätestens vor Gericht zeigen. Ein Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.
Seit seiner vorläufigen Festnahme am 9. November 2022 befindet sich der Beschuldigte in Untersuchungshaft.
Leipzig wächst (weiter)
Heute wurde der Quartalsbericht IV für das Jahr 2022 veröffentlicht. Darin auch ganz deutlich vermerkt: Die Stadt hat im vergangenen Jahr weiteren Zuwachs bekommen. Laut kommunalem Einwohnerregister waren am 31. Dezember 2022 624.689 Personen in der Stadt gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Einwohner/-innenzahl damit um 14.820 Personen, was einem Zuwachs von 2,4 Prozent entspricht.
Grund für den sprunghaften Zuwachs ist vor allem der Krieg in der Ukraine. Wie der Bericht aufzeigt, fanden mit Stand Ende 2022 9.503 ukrainische Kriegsvertriebene ihr Zuhause in Leipzig.
Deutlich zurückgegangen sind laut Quartalsbericht allerdings die Geburten in der Stadt. 6,2 Prozent weniger Kinder kamen im vergangenen Jahr zur Welt. Auch die Sterberate verblieb weiterhin auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den Pandemiejahren.
Näheres zum Quartalsbericht hat unser Redakteur Ralf Julke aufgeschrieben, nachzulesen morgen auf unserer Seite.
Courage zeigen in Leipzig
„Leipzig zeigt Courage“ – in diesem Jahr bereits zum 26. Mal. Am 30. April setzt das Mini-Festival auf dem Gelände der Moritzbastei ein Zeichen für Zivilcourage, Vielfalt und Toleranz. Seinen Ursprung hatte die Veranstaltung vor 25 Jahren, als sich Leipzigerinnen und Leipziger gegen Nazi-Aufmärsche in der Stadt zur Wehr setzten.
Bei der heutigen Pressekonferenz betonten unter anderem PRINZEN-Sänger Sebastian Krumbiegel und Leipzigs Sozialbürgermeisterin Vicki Felthaus, wie wichtig es auch 2023 ist, aufzustehen gegen jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung und daraus resultierender Gewalt.
Acts wie Olli Schulz und Band unterstreichen diese Forderung mit einem bunten Programm. Unter anderem mit dabei sind auch Rote Mütze Raphi und Jamila and the other Heroes.
Außerdem wird die Siegerband des Jugendwettbewerbs, der an diesem Samstag, dem 22. April, in der Halle 5 stattfindet, einen Slot im Programm füllen. Auf dem „Markt der Zukunft“ präsentieren sich zusätzlich ab 16 Uhr Leipziger Vereine und Initiativen, wie beispielsweise die Ephraim Carlebach Stiftung, die Stiftung Friedliche Revolution, das Programm „Paten für Geflüchtete“ von der Akademie der Johanniter Mitteldeutschland AG und das Jugendparlament Leipzig.
„Leipzig zeigt Courage“ wird unterstützt von der Stadt Leipzig, dem Freistaat Sachsen „So geht sächsisch“, der Leipzig Stiftung und der Zeitstiftung. Veranstalter des Festivals ist das Soziokulturelle Zentrum Anker e. V. Leipzig, das bereits seit vielen Jahren das Courage-Jugendfestival organisiert hat.
Bass gegen Nazis
Unter dem Motto „Nazis wegbassen“ versammelten sich auch heute wieder zahlreiche Personen, zunächst am Herderpark in Leipzig-Connewitz, nach gemeinsamer „Anreise“ schließlich auf dem Augustusplatz in der Innenstadt. Auf Höhe der Kurt-Eisner-Straße wurden die Teilnehmenden umgeleitet über die Arthur-Hoffmann-Straße.
Etwa 120 Personen beteiligten sich an dem Aufzug. Die Aktion stellte den Gegenprotest zum allmontäglichen Aufmarsch von Verschwörungsideolog/-innen und Personen aus dem rechten Spektrum dar.
Auch letztere erschienen, wie seit Monaten am Montag, im Zentrum. Nach Kundgebungen vor dem Paulinum starteten etwa 200 Personen unter der Leitung von Bernd Ringel, der in der Vergangenheit immer wieder auch Protestaktionen gegen die Unterbringungen von Geflüchteten in Leipzig organisierte. Auch Volker Beiser, seines Zeichens ehemaliger NPD-Funktionär, reihte sich wieder in den Marsch mit ein.
Die Gruppe wurde auf Höhe des Wilhelm-Leuschner-Platzes kurzzeitig durch eine Sitzblockade des Gegenprotests aufgehalten, umrundete die Sitzenden schließlich über den Haltestellenbereich. Derzeit sind unsere Redakteur/-innen noch vor Ort. Über besondere Vorkommnisse werden wir weiter in diesem Beitrag berichten.
Update 21.40 Uhr: Nach einer Sitzblockade durch Teilnehmende des Gegenprotests, die die anwesende Polizei als „Verhinderungsblockade“ bezeichnete und als Straftat einstufte, wurden etwa 35 Personen in eine Maßnahme genommen. Die Einsatzkräfte der Polizei erstellten Mugshots der herausgegriffenen Personen. Zur Zeit läuft die Maßnahme noch.
Währenddessen löst sich die Versammlung von Bernd Ringel, auf der immer wieder auch Reichsflaggen sowie Fahnen der Identitären Bewegung und der als rechtsextrem eingestuften Freien Sachsen hochgehalten wurden, langsam auf.
Fahrbahnreduzierung vor der Hauptbahnhof, tragischer Todesfall und Westflügel
Worüber die LZ heute berichtet hat:
Neue Startentgelte auf LEJ: Es bleibt laut, schmutzig und billig
Ein Stück über die Endlichkeit im Westflügel: Ente, Tod und Tulpe
Fahrbahnreduzierung vorm Hauptbahnhof: Das Märchen von der Nichtbeteiligung des Stadtrates
Deutschlandticket ab 1. Mai: Jobticket der Stadt soll noch einmal 25 Prozent Rabatt bekommen
Nach schrecklichem Todesfall in Familie: Lok-Präsident Thomas Löwe tritt zurück
Mordversuch in Markkleeberger Villensiedlung: 72-Jähriger muss mehrere Jahre ins Gefängnis
Höchste bisherige Haftstrafe für Kreml-Kritiker und doch kein Stau
Was heute außerdem wichtig war: Ein Gericht in Moskau hat den Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa zu 25 Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Ihm wurde unter anderem Hochverrat vorgeworfen, nachdem er den Krieg Russland gegen die Ukraine scharf kritisiert hatte. Es ist die bisher höchste Haftstrafe gegen einen Regierungskritiker überhaupt.
Von Russland wieder nach Leipzig: ÖPNV-Nutzer/-innen haben es wahrscheinlich bereits bemerkt. In der Semmelweisstraße haben heute die Baumaßnahmen an zwei Kreuzungen begonnen.
Für die nächsten zwei Monate werden deshalb die Linien 2, 10 und 16 umgeleitet. Weitere Informationen zur Maßnahme und den Auswirkungen für Straßenbahnnutzende hat unser Redakteur Ralf Julke hier zusammengefasst.
Wir bleiben beim Thema Mobilität: Seit heute sind auf dem Ring auf Höhe des Hauptbahnhofs eine Spur für Fahrradfahrende und ein Weg für Fußgänger/-innen freigegeben. Die Maßnahme, durch welche zwei Fahrspuren für den Autoverkehr reduziert wurden, war eines der größeren Aufregerthemen der letzten Wochen (mehr Hintergründe dazu gibt es hier). Unsere Redakteur/-innen haben die Situation seit heute Morgen um 6 Uhr beobachtet, größere Staus blieben aus.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 2 Kommentare
Der Begriff “Mugshot” (wörtl. Visagen-Schnappschuss”) ist doch eigentlich unter Ihrem Niveau. Als Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit bei der Partei Die Linke, schätzte ich Ihre Fähigkeiten diesbezüglich wesentlich höher ein. Warum nicht einfach Polizeifoto? Oder halten Sie es beim journalistischen Schaffen eher wie bei Ihren Liedtexten? Zitat: “.. Kauderwelsch-Englisch, bis irgendwann richtige Wörter daraus entstehen, die keine Fantasiesprache mehr sind.”
„Vermutet wird, der Verdächtige habe die Frau getötet, weil sie keine Liebesbeziehung mit ihm eingehen wollte.“ — die Tote war eine Prostituierte und der Täter offenbar einer der ganz ekelhaften, die nicht nur Sex, sondern Liebe erwarten, um ihr Ego noch weiter zu bedienen.