Die fรผr den 25. Februar geplante Groรdemonstration in Berlin sorgt weiterhin fรผr Diskussionen. Ein Erstunterzeichner hat seine Unterschrift wegen mangelnder Abgrenzung nach rechts zurรผckgezogen. In Leipzig soll es ab Montag eine โGedenkwocheโ geben. Auรerdem: Die Stadt Chemnitz hat mitgeteilt, dass die Familie Pham/Nguyen vorerst bleiben darf. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 17. Februar 2023, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
In genau einer Woche jรคhrt sich der russische รberfall auf die Ukraine zum ersten Mal. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist nicht absehbar, Russland hat eine neue Offensive gestartet und die Ukraine bittet dringend um Waffenlieferungen.
Unterdessen haben 500.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, die sich gegen die Lieferung von Waffen, insbesondere von Panzern, richtet. Das von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer unterzeichnete โManifest fรผr Friedenโ sorgt weiterhin fรผr Aufregung.
Ein Streitpunkt ist die Abgrenzung nach rechts. Die Initiatorinnen betonen, dass im Prinzip alle an der Demonstration teilnehmen kรถnnen, die fรผr den 25. Februar geplant ist. Gregor Gysi hingegen erklรคrte heute: โAnhรคnger der AfD, die fรผr eine Aufrรผstung der Bundeswehr und die Wiedereinfรผhrung der Wehrpflicht ist, haben schon deshalb auf einer Kundgebung fรผr Frieden nichts zu suchen.โ
Politikwissenschaftler zieht zurรผck
Mittlerweile hat die Petition auch schon ihren ersten Erstunterzeichner verloren: Der Politikwissenschaftler Johannes Varwick hat seine Unterschrift zurรผckgezogen. Bereits gestern hatte er die Sorge geรคuรert, dass der Protest โvon Extremisten und Populisten instrumentalisiertโ werde. Weil diese Sorgen offenbar nicht kleiner geworden sind, zog er heute die Konsequenz. Zudem kritisierte er, erst spรคt von der Beteiligung Sahra Wagenknechts gewusst zu haben.
In Leipzig steht die kommende Woche ebenfalls ganz im Zeichen des Ukrainekriegs: Die Stadt plant eine Gedenkwoche. Es sind Ausstellungen, Licht-Aktionen, Filmvorfรผhrungen, Diskussionsveranstaltungen und ein stรคdtisches Gedenken geplant.
Im Mittelpunkt steht natรผrlich der 24. Februar โ der Tag des einjรคhrigen Jubilรคums: Vor dem Neuen Rathaus werden um 12 Uhr die Flaggen des internationalen Stรคdtenetzwerkes โMayors for Peaceโ und der Ukraine gehisst; dazu gibt es an Ansprache von Verwaltungsbรผrgermeister Ulrich Hรถrning (SPD). Im Anschluss sollen die geflรผchtete Ukrainerin Anna Lohachova und ihre Tochter Varvara Kinebas sprechen.
Vorerst keine Abschiebung
Mรถglicherweise ist das letzte Wort in der Angelegenheit der Familie Pham/Nguyen doch noch nicht gesprochen. Nach der negativen Entscheidung der sรคchsischen Hรคrtefallkommission vor einer Woche sah es ganz so aus, als gรคbe es kaum noch Hoffnung fรผr einen Verbleib in Deutschland. Heute hat sich die Stadt Chemnitz mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet.
โDie Auslรคnderbehรถrde wird Kontakt zur Familie und deren Anwรคltin aufnehmen und das weitere Vorgehen abstimmen, unter anderem wie und in welchem Zeitraum die noch fehlenden Nachweise der nachhaltig wirtschaftlichen und sprachlichen Integration von Herrn Pham und Frau Nguyen erbracht werden kรถnnen.โ Dabei wolle die Auslรคnderbehรถrde die Familie unterstรผtzen.
So viele demonstrieren fรผr #PhamPhiSonBleibt in #Chemnitz! Und so viele Medien sind vertreten. Von #Rassismus und Problemen mit #Bleiberecht betroffene reden. pic.twitter.com/OPwkmerL1V
โ Katharina Weyandt (@K_Weyandt) February 17, 2023
Was das konkret bedeutet, wird in einer Pressemitteilung des sรคchsischen Innenministers Armin Schuster (CDU) deutlich, die kurz darauf folgte: Es liege nun โwiederholt in der Verantwortung der Familieโ, die deutsche Sprache besser zu beherrschen und dafรผr zu sorgen, den Lebensunterhalt selbstรคndig bestreiten zu kรถnnen.
Der sรคchsische Flรผchtlingsrat und die grรผne Landtagsabgeordnete Petra Sejdi deuten die aktuellen Entwicklungen positiv. Letztere sprach von einem โErfolgโ, wรคhrend der Flรผchtlingsrat bilanzierte, dass รถffentlicher Druck wirke. Ob die Geschichte letztlich wirklich ein Happy End bekommt, ist weiter offen; zumindest aber ist die Familie vorerst nicht akut von Abschiebung bedroht.
Worรผber die LZ heute berichtet hat: รผber den Streik und danach immer noch รผber den Streik. Die Beschรคftigten im รถffentlichen Dienst fordern 10,5 Prozent mehr Lohn und begrรผnden das unter anderem mit der massiven Inflation. Um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, gingen heute in Leipzig die Mitarbeiter/-innen von Kitas, Horten, der LVB und vieler anderer Einrichtungen des รถffntlichen Dienstes in den โWarnstreikโ. Die zentrale Protestkundgebung fand auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz statt.
Was heute auรerdem wichtig war: Gestreikt wurde heute aber auch an den Flughรคfen, wovon vor allem Frankfurt und Hamburg betroffen waren. Dort hoben nur zwรถlf von eigentlich fast 1.300 geplanten Maschinen ab. In Mรผnchen hat unterdessen die alljรคhrliche โSicherheitskonferenzโ begonnen, bei der diesmal natรผrlich die Ukraine und Russland im Mittelpunkt stehen. Letzteres wurde nicht eingeladen.
Was am Wochenende passieren wird: Bevor sich in der kommenden Woche der Kriegsbeginn in der Ukraine jรคhrt, steht am Wochenende ein anderes trauriges Jubilรคum an: Am 19. Februar jรคhrt sich der rassistische Massenmord in Hanau zum dritten Mal. Aus diesem Anlass ist ab 16 Uhr eine Solidaritรคts-Kundgebung im Rabet geplant.
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