Beim Lichtfest 2022 sprach am Wochenende eine baldige Friedensnobelpreisträgerin, in Halle wurde der Opfer des antisemitischen und rassistischen Anschlags 2019 gedacht und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bleibt mit seiner Partei bei der Landtagswahl stärkste Kraft. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 8./9. Oktober 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Lichtfest mit Friedensnobelpreisträgerin

Mit dem traditionellen Friedensgebet in der Nikolaikirche wurde am Sonntag das Leipziger Lichtfest 2022 eingeläutet, das an die Friedliche Revolution in der DDR vor 33 Jahren erinnern soll. Nachdem die Gedenkfeier 2020 vorrangig im Livestream zu Hause und 2021 dezentral stattgefunden hatte, um angesichts der Corona-Pandemie Menschenmassen zu vermeiden, findet das Lichtfest dieses Jahr erstmals wieder in „normaler“ Größe statt.

Die „Rede zur Demokratie“ hält in diesem Jahr die russische Germanistin Irina Scherbakowa. Erst am Freitag wurde bekannt, dass die von Scherbakowa 1989 mitbegründete Menschenrechtsorganisation Memorial in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird.

Rednerin Dr. Irina Scherbakowa (73) neben Leipzigs OBM Burkhard Jung (64, SPD). Foto: LZ

In der Nikolaikirche lauschten unter anderem Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und Ex-Bundespräsident Joachim Gauck der Rede Scherbakowas.

Am 9. Oktober 1989 liefen etwa 70.000 Menschen über den Innenstadtring, um gegen die DDR-Regierung zu protestieren. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer. Seit 2009 veranstaltet die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH in Kooperation mit der Stadt und der Initiative „Herbst ’89“ das Lichtfest, zu dem sich jährlich tausende Menschen auf dem Augustusplatz versammeln.

Die LZ berichtet heute im Liveticker über die Ereignisse in der Innenstadt.

Drei Jahre nach Halle-Anschlag: Kritik an Marathon parallel zu Gedenkfeiern

Zeitgleich zum letzten groß gefeierten Lichtfest vor drei Jahren – am 9. Oktober 2019 – verübte ein Rechtsextremist am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur einen Anschlag auf die Synagoge in Halle, in der sich zum Tatzeitpunkt 68 Menschen befanden. Nachdem es ihm misslungen war, in die Synagoge einzudringen, erschoss der Täter eine Passantin und den Gast eines nahe liegenden Dönerladens, später verletzte er auf der Flucht mehrere Menschen schwer.

Neben der Stadt Halle gedenken heute mehrere Initiativen der Opfer, allen voran linke Bündnisse wie „Halle gegen Rechts“. Im Hof der Synagoge fand heute die offizielle Gedenkveranstaltung statt, anwesend waren unter anderem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Halles Bürgermeister Egbert Geier.

Außerdem legten Vertreter/-innen der Stadt Kränze vor der Synagoge und dem ehemaligen Dönerladen nieder. Das Bündnis „Halle gegen Rechts“ bemüht sich seit dem Anschlag um ein angemessenes Gedenken und hat an diesem Wochenende Banner in Landsberg (Saalekreis) aufgestellt, um an die Opfer außerhalb Halles aufmerksam zu machen.

In Landsberg-Wiedersdorf schoss der Attentäter im Oktober 2019 auf seiner Flucht ein Ehepaar nieder, das schwer verletzt überlebte. Außerdem bedrohte er auf der Suche nach einem Fluchtwagen einen Kfz-Meister in seiner Werkstatt mit vorgehaltener Waffe und einen Taxiunternehmer und dessen Bruder. „Solidarität mit den Betroffenen in Landsberg-Wiedersdorf“ steht auf den Plakaten, die „Halle gegen Rechts“ errichtet hat.

Vor dem dritten Jahrestag des Anschlags wurde Kritik an der Stadt Halle laut, weil sie am heutigen Sonntag parallel zu den Gedenkveranstaltungen den Mitteldeutschen Marathon auf dem Markt genehmigt hatte. Die Stadt verteidigt die Entscheidung. „Da der Marktplatz nicht als zentraler Ort für die Gedenkstunde geplant war, gab es auch keinen Anlass, den Organisatoren des Mitteldeutschen Marathons die Nutzung des Marktes zu verwehren“, heißt es auf der Website der Stadt.

Wahlen in Niedersachsen: CDU scheitert

Am heutigen Sonntag fanden die letzten Landtagswahlen in diesem Jahr statt, und zwar in Niedersachsen. Laut den ersten Hochrechnungen ist die SPD, die den Ministerpräsidenten Stephan Weil stellt, mit 33 Prozent erneut stärkste Kraft.

Die CDU, die mit dem Anspruch, den Ministerpräsidenten zu stellen, in den Wahlkampf gegangen war, muss den Verlust vieler Wähler/-innen verkraften und landet laut Hochrechnungen bei rund 28 Prozent. Weils Herausforderer für das Amt des Ministerpräsidenten, Bernd Althusmann, will als CDU-Landeschef zurücktreten.

Die Grünen bejubeln derweil ihr zweistelliges Ergebnis von 14,3 Prozent, die FDP bangt mit genau fünf Prozent in den Hochrechnungen um den Einzug in den Landtag. Die AfD kann ihr Ergebnis von 2017 fast verdoppeln, sie kommt auf 11,5 Prozent (Hochrechnung 19:16 Uhr).

Wohl kein AfD-OB für Cottbus

Gewählt wurde heute auch im brandenburgischen Cottbus, und zwar zum Amt des Oberbürgermeisters. In der Stichwahl im zweiten Wahlgang waren der SPD-Kandidat Tobias Schick und der AfD-Kandidat Lars Schieske gegeneinander angetreten. Nachdem die Hälfte der Wahllokale ausgezählt ist, liegt der SPD-Kandidat mit 61 Prozent der ausgezählten Stimmen deutlich vor dem AfD-Kandidaten (39 Prozent).

Die Wahl hatte bundesweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da die Möglichkeit eines von der AfD gestellten Oberbürgermeisters bestand. Zum ersten Wahlgang am 11. September hatte der AfD-Kandidat nur knapp fünf Prozentpunkte hinter dem SPD-Kandidaten gelegen.

Sachsens Werteunion-Mitglieder geben Vereinsaustritt bekannt

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die LVB, über ein Buch über Lost Places in Leipzig und im Liveticker über das Lichtfest 2022

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Die sächsischen Mitglieder der Werteunion haben am Wochenende ihren geschlossenen Austritt aus ebendieser bekannt gegeben. Der scheidende Vorsitzende Ulrich Link begründet den Austritt mit einer „Radikalisierung der Werteunion auf Bundesebene“.

Die Werteunion versteht sich als Basisorganisation konservativer CDU- und CSU-Mitglieder. Zuletzt machte der Verein Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass ihr Vizevorsitzende Klaus Dageförde eine Neonazi-Vergangenheit hat. Der ehemalige Vorsitzende Max Otte, der beste Kontakte in AfD-Kreise pflegt, wurde Anfang des Jahres von der AfD als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Er wurde mittlerweile aus der CDU ausgeschlossen.

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