Der heutige Montag wurde in Leipzig, Sachsen (und vielleicht auch darüber hinaus) vor allem von einem Thema eingenommen: Dem Demonstrationsgeschehen rund um einen „heißen Herbst“ und „soziale Kälte“. Insgesamt acht Veranstaltungen waren im Vorfeld an diesen Abend in der Stadt angemeldet worden. Außerdem: Bei einem turbulenten Einsatz in Leipzig-Schönefeld wurden 11 Polizeibeamt/-innen verletzt und am heutigen Tage jährt sich das Olympia-Attentat, bei dem 1972 insgesamt 17 Menschen ums Leben kamen, zum fünfzigsten Mal. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 5. September 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Mann verletzt 11 Polizist/-innen bei Einsatz
Diese Meldung ist zwar bereits vom gestrigen Sonntag, die Leipziger Polizei veröffentlichte den Vorfall allerdings erst in ihrer heutigen Pressemitteilung: In der Clara-Wieck-Straße in Leipzig-Schönefeld kam es gestern zu einem turbulenten Einsatz. Bewohner/-innen eines Mietshauses in der Straße hatten die Polizei verständigt, weil ein 30-jähriger Mann in seiner Wohnung randalierte.
Als die Beamt/-innen vor Ort eintrafen, wurden sie von dem 30-Jährigen bespuckt und mit Essensresten beworfen. Ebenso warf der Mann, in dessen Wohnung später flüssige Betäubungsmittel gefunden wurden, einen Fernseher aus dem Fenster. Das Gerät beschädigte beim Fall bzw. Aufprall einen in der Straße geparkten Mercedes.
Danach flüchtete er auf die Straße und leistete den Einsatzkräften Widerstand. Elf der Polizist/-innen wurden bei dem Einsatz verletzt, niemand jedoch so schwer, dass sie oder er nicht mehr einsatzfähig gewesen wäre. Gegen den Mann wird nun wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln ermittelt.
Corona-Infektionsnachweis geht in Sachsen jetzt unkomplizierter
Ab dem heutigen Tag ist die Bestätigung einer Infektion mit dem Coronavirus in Sachsen auch mit einem Antigentest möglich. Zuvor war ein der Nachweis eines positiven Ergebnisses durch einen PCR-Test Voraussetzung für eine Krankschreibung und entsprechende Lohnfortzahlungen.
Um einen Genesenennachweis zu erhalten, ist allerdings weiterhin die Bestätigung durch einen PCR-Test vonnöten. Die Testung bei Verdacht auf eine Infektion bleibt weiterhin kostenlos.
Aus wichtigen Gründen kann nach einem positiven Selbsttest sogar ganz auf eine Bestätigungstestung verzichtet werden. Als wichtige Gründe gelten zum Beispiel eine Krankschreibung durch einen Arzt wegen Verdachts oder Diagnose von COVID-19 oder der zu große Aufwand beim Aufsuchen einer testenden Stelle. Letzteres betrifft beispielsweise Personen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.
Sachsen passt die Quarantäne- und Isolationsregeln an. Bestätigung einer Infektion mit dem #Coronavirus ist auch mit einem Antigentest (Fremdtestung durch Leistungserbringer) möglich (z.B. Testzentrum). PCR-Test zur Bestätigung nicht mehr verpflichtend. https://t.co/vagrwd6QoP
— Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) September 5, 2022
Gaspreis-Anstieg um fast 35 Prozent
Nachdem am vergangenen Freitag bekannt wurde, dass durch die Gas-Pipeline Nordstream 1 bis auf Weiteres kein Gas nach Deutschland fließen wird, stiegen die Preise Gaspreise um fast 35 Prozent an. Grund für das Ausbleiben der Lieferungen sei laut Gazprom ein Leck, das bei Wartungsarbeiten entdeckt wurde. Wie lange die Reparaturmaßnahmen andauern werden, ist nicht bekannt.
Am Montagmorgen lag der Großhandelspreis für eine Megawattstunde bei 272 Euro. Das entspricht einer Steigerung von knapp 915 Prozent im Gegensatz zum Vorjahr. In der vergangenen Woche waren die Preise noch gefallen, da die europäischen Gasspeicher schneller befüllt werden konnten als erwartet. Dennoch waren auch zu dieser Zeit die Kosten um ein Vielfaches höher als noch vor Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
In der Bevölkerung sorgten die explosiven Preissteigerungen schon lange für Unmut. Das zeigte sich ganz deutlich heute in Leipzig:
Demo-Montag in Leipzig
Unter den verschiedensten Mottos, aber mit annähernd gleichem Ziel, wurden heute in der Innenstadt gleich acht Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet. Die erste Veranstaltung startete bereits um 17 Uhr. Um 19 Uhr versammelten sich schließlich hunderte Menschen auf dem Augustusplatz.
Unter anderem hatten der Leipziger Stadtverband der Linken, das Aktionsbündnis „Leipzig nimmt Platz“, die Initiative „Soziale Kämpfe“, aber auch die rechtsextreme Kleinpartei „Freie Sachsen“ sowie Mitglieder der Querdenken-Bewegung Demonstrationen angemeldet.
Das große Thema der Proteste: Die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel und die von vielen kritisierte Zaghaftigkeit der Regierung in Reaktion auf die Lage. Unter dem Titel „Heißer Herbst“ hatte Die Linke, allen voran der Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann, bereits vor Wochen angekündigt, ab dem heutigen 5. September regelmäßig in Protest gegen die horrenden Energiekosten auf die Straße gehen zu wollen. Der Aufruf sorgte für einige Debatten innerhalb der linken Szene.
Dennoch zeigte man sich heute vereint – nicht nur im Kampf für soziale Gerechtigkeit und (Heizungs-)wärme, sondern auch gegen rechte Strukturen und Vereinigungen. Bereits im Vorfeld erklärten einige Medien, es würde am heutigen Montag in Leipzig zum Showdown kommen. Unsere Kolleg/-innen waren und sind noch live vor Ort. Zur Berichterstattung und Liveticker geht es hier entlang.
#HeißerHerbst: #Energiepreise und #Inflation sind außer Kontrolle. Wir werden heute unsere Empörung gegen diese unsoziale Politik auf die Straße tragen und sagen: Energie und Essen müssen bezahlbar sein!#Preisexplosion #Energiepreisdeckel #Übergewinnsteuer #le0509 pic.twitter.com/n9sFCFJoJj
— DIE LINKE. Leipzig (@DIELINKELeipzig) September 5, 2022
Baumfeindlicher Denkmalschutz, sexistische Vorfälle in Parteien und die Aktion FreeAssange
Worüber die LZ heute berichtet hat: Zum einen ging es auf der LZ heute darum, inwiefern der Denkmalschutz vielleicht „Schuld“ daran ist, dass in der Simildenstraße in Leipzig-Connewitz keine Bäume gepflanzt werden. Ebenfalls um Bäume, diesmal allerdings um bereits gefällte an der Gustav-Esche-Brücke, geht es hier im Artikel von Ralf Julke. Außerdem hat unsere Redakteurin Antonia Weber mal nachgefragt: Gab es sexistische Vorfälle bei Linken, Grünen und SPD in Leipzig?
Darüber hinaus hat unser Gastautor Thomas Köhler mit der Künstler Manja McCade und die Ausstellung zur Aktion FreeAssange gesprochen. Hier gibt er seine Eindrücke wieder.
Britains new Premier und 50 Jahre nach dem Olympia-Attentat
Was heute zudem wichtig war: Großbritannien hat eine neue Premierministerin. Liz Truss erhielt mehr als 81.000 Stimmen ihrer Kolleg/-innen innerhalb der Konservativen Partei und wurde somit nicht nur Vorsitzende der Partei, sondern auch die Nachfolgerin von Boris Johnson als Regierungschefin. Truss war zuvor Außenministerin.
Außerdem jährte sich heute das Olympia-Attentat zum 50. Mal. Am 5. September 1972 wurden Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft von palästinensische Terroristen als Geiseln genommen. Die Befreiungsaktion auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck scheiterte. Am Ende starben elf Israelis, ein bayerischer Polizist und fünf Terroristen. Auf dem Flugfeld in Fürstenfeldbruck fand heute eine Gedenkveranstaltung statt, bei der auch der israelische Präsident Isaac Herzog zugegen war.
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