Innerhalb von etwa 24 Stunden ist ein heftiger Streit um eine Filmvorfรผhrung der โglobaLEโ entbrannt, der am Abend zu teilweise handfesten Auseinandersetzungen gefรผhrt hat. Auch die Stadt Leipzig distanzierte sich heute von der durch sie finanziell gefรถrderten Veranstaltung. Auรerdem: Unter Polizeischutz hat ein AfD-Bundestagesabgeordneter ein paar Fotos in Connewitz aufgenommen. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 18. August 2022, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Seit vielen Jahren geht das globalisierungskritische Filmfestival โglobaLEโ weitgehend ungestรถrt รผber die Bรผhne. Zwar stehen immer mal wieder Vorwรผrfe gegen das Festival und dessen Organisator Mike Nagler im Raum, zum Beispiel antisemitische Inhalte zu verbreiten, doch einen grรถรeren Aufschrei hat es bislang nicht gegeben.
Viel Kritik am Festival-Film
Das รคnderte sich gestern, als sich in den sozialen Medien die Information verbreitete, dass am Donnerstagabend der Film โUkraine on Fireโ gezeigt werden soll โ nach Ansicht einiger Kommentator/-innen eindeutig ein Propagandafilm fรผr den Kreml. Auch die Besetzung der anschlieรenden Podiumsdiskussion sorgte fรผr Kritik. Fรผr Empรถrung sorgte zudem, dass das Festival unter anderem von der Stadt finanzielle Fรถrderung erhรคlt.
Diese meldete sich nun heute zu Wort, distanzierte sich โausdrรผcklichโ von diesem Film, verwies aber auch auf die Freiheit der Kunst, die es hier im Unterschied zu autoritรคren Regimen gebe. Einen Film mit โzweifelhaftem Inhaltโ zu zeigen, mรผsse eine Demokratie aushalten.
Gleichwohl achten wir die Freiheit der Kunst und fรถrdern diese. Im Unterschied zu einem autoritรคren Regime hรคlt eine Demokratie das Zeigen eines Films zweifelhaften Inhalts aus.
โ Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) August 18, 2022
Einige Demonstrant/-innen sahen das anders. Sie erschienen mit Trommeln zur Vorfรผhrung und stรถrten diese. Auรerdem gab es Diskussionen mit Personen aus dem Publikum. Wรคhrend der Vorfรผhrung ergriff Mike Nagler das Wort und bat darum, diese nicht zu stรถren, sondern sich anschlieรend an einer Diskussion zu beteiligen. Spรคter gab es Handgreiflichkeiten, einen Polizeieinsatz und mehrere Maรnahmen gegen Teilnehmer/-innen des Gegenprotests.
Diskussionen kรถnnte es demnรคchst auch im Kulturausschuss des Stadtrates geben. Das forderte zumindest der FDP-Stadtrat Sascha Matzke.
AfD in Connewitz
Eine, nun ja, interessante Konstellation hatte es zu Beginn des Tages auch schon in Connewitz gegeben. Dort war der AfD-Bundestagsabgeordnete Jan Wenzel Schmidt unterwegs, um sich nach eigenen Angaben eine โHochburg der Antifa-Gewaltโ anzusehen. Mit Steuergeldern wรผrde unter anderem der Hass auf die Polizei unterstรผtzt werden.
Ebenfalls mit Steuergeldern unterstรผtzt wurde seine Anwesenheit vor Ort. Ein Groรaufgebot โbelagerteโ Connewitz, wie es die โAktion Antifa Leipzigโ hinterher bezeichnete, um die Anwesenheit des AfD-Politikers zu schรผtzen. Was genau dieser sich dort angeschaut hat, ist nicht bekannt. Die Bilder in den sozialen Medien lassen vermuten, dass es eher um Inszenierung als um wirkliche Information gegangen sein dรผrfte.
Keine Dienstgeheimnisse verraten
Apropos Rechtsextreme. Wie der MDR heute berichtet, wurde ein Strafverfahren gegen den ehemaligen Chef der Polizeidirektion Zwickau eingestellt. Dieser stand im Verdacht, Dienstgeheimnisse an den Anwalt Martin Kohlmann von den โFreien Sachsenโ weitergegeben zu haben.
Dass er Informationen aus einer Lageeinschรคtzung der Polizei an den Anwalt weitergab, ist sicher โ aus Sicht der Staatsanwaltschaft war es aber keine strafrechtlich relevante Handlung. Die Informationen nutzten Kohlmann und den โFreien Sachsenโ, um spรคter vor Gericht eine Veranstaltung zu erstreiten. Mittlerweile ist die Person nicht mehr Chef der Zwickauer Polizeidirektion.
Worรผber die LZ heute berichtet hat: รผber die fehlende Querungshilfe am Goethesteig, รผber eine Studie zum Kohleausstieg und รผber einen Bildungsmonitor, der mit Bildung nicht viel zu tun hat.
Was heute auรerdem wichtig war: Das Bundesverfassungsgericht hat die Rechtmรครigkeit der Masern-Impfpflicht fรผr Kinder in Kitas oder bei sogenannten Tagesmรผttern bestรคtigt. Zudem hat die Polizei einen Mann festgenommen, der bei einer tรถdlichen Auseinandersetzung vor einem Leipziger Club Anfang Juli der Tรคter gewesen sein soll.
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