Nach einem verbotenen Aufnahmeritual bei einer Dienstfeier einer Elite-Einheit des LKA Sachsen hat das LKA heute im Rahmen einer Durchsuchungsaktion die Wohnungen und Bรผros von Kolleg/-innen nach Beweismaterial durchkรคmmt. Zeitgleich fand eine Razzia mit Bezug zu den Dynamo-Krawallen vom Mai 2021 statt, bei der ein Beschuldigter festgenommen wurde. AuรŸerdem warnt der Fahrgastverband โ€žPro Bahnโ€œ vor chaotischen Zustรคnden in Deutschlands Zรผgen im Sommer. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, den 13. April 2022, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

Gleich zwei Durchsuchungsaktionen starteten die Polizei und das Landeskriminalamt Sachsen am heutigen Mittwoch: einmal in den eigenen Reihen und einmal bezรผglich der Hooligan-Ausschreitungen vom 16. Mai 2021 vor dem Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion.

Heimspiel beim LKA Sachsen

Am Mittag informierte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden die ร–ffentlichkeit darรผber, dass โ€ždas Landeskriminalamt Sachsen gerade Durchsuchungen bei 23 Beamten des Landeskriminalamts Sachsenโ€œ durchfรผhre. Die Razzia fand im Raum Leipzig in den Privatwohnungen und an den Arbeitsplรคtzen der Beschuldigten statt.

Ermittelt wird gegen insgesamt 25 Beamt/-innen wegen des Verdachts der vorsรคtzlichen gefรคhrlichen Kรถrperverletzung im Amt und wegen des Diebstahls von Waffen. Die Beamt/-innen โ€“ ein GroรŸteil von ihnen gehรถrt dem Mobilen Einsatzkommando (MEK) Leipzig an โ€“ sollen am 3. Dezember 2020 im Rahmen einer โ€ždienstlichen Jahresabschlussveranstaltungโ€œ ein verbotenes Aufnahmeritual fรผr zwei neue Kollegen durchgefรผhrt haben. Es soll sich dabei um eine Art โ€žAbschlussprozedurโ€œ nach der Probezeit gehandelt haben.

Wie aus der Pressemitteilung zu entnehmen ist, bestand das Ritual daraus, mit einer รœbungswaffe auf die zwei neuen MEK-Angehรถrigen zu schieรŸen. Die MEK-Partygesellschaft verwendete laut Generalstaatsanwaltschaft dabei eine sogenannte รœbungswaffe fรผr Simunition, die nicht tรถdlich ist, deren Farbprojektile aber Verletzungen hervorrufen kรถnnen. Die Dienstwaffe, die zu รœbungszwecken dient, soll zuvor widerrechtlich entwendet worden sein.

Hรคmatome auf der Weihnachtsfeier

Der รœbungszweck wurde zumindest bei einem der beiden neuen MEK-Beamten erfรผllt: Er wurde mehrmals von der Munition getroffen und erlitt wรคhrend des โ€žAufnahmeritualsโ€œ mehrere Blutergรผsse. Eine Polizeiรคrztin, gegen die ebenfalls ermittelt wird, soll den Geschรคdigten noch auf der Feier medizinisch versorgt haben.

Die 25 beschuldigten Beamt/-innen haben aktuell den Status von Beschuldigten im Strafverfahren. Die heutigen Durchsuchungen fanden bei 23 Beschuldigten statt. Die durchsuchenden LKA-Beamt/-innen sollten dabei Handys und Computer ihrer Leipziger MEK-Kolleg/-innen sicherstellen, um Fotos, Videos und Audiodateien als Beweismaterial sicherzustellen.

Die Beschuldigten sind laut LKA zwischen 29 und 54 Jahre alt.

Zwei Kommando-Fรผhrungskrรคfte vom Dienst suspendiert

Das LKA spricht von โ€žzwei mit Fรผhrungsfunktionen beauftragte Personenโ€œ, die sich im Laufe der Ermittlungen als โ€žHaupttรคterโ€œ herausgestellt haben. Diese beiden Beamten wurden heute vom Dienst suspendiert.

Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren, dass die sรคchsischen Sicherheitsbehรถrden in den eigenen Reihen ermitteln mรผssen. Das sogenannte โ€žFahrradgateโ€œ sorgte im Juni 2020 bundesweit fรผr Aufsehen. Damals wurde bekannt, dass sรคchsische Polizeibeamt/-innen jahrelang sichergestellte Fahrrรคder aus einer Leipziger Asservatenkammer an Kolleg/-innen verkauft haben sollen.

Razzia bei den โ€žUltras Dynamoโ€œ

Die zweite Durchsuchungsaktion am heutigen Mittwoch bezog sich auf die Hooligan-Ausschreitungen vorm Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion vom 16. Mai 2021. Damals fand die Partie SG Dynamo Dresden gegen Tรผrkgรผcรผ Mรผnchen statt. Wegen der Corona-MaรŸnahmen wurde das Spiel vor leeren Rรคngen ausgetragen. Doch vor dem Stadion hatten sich hunderte Dynamo-Fans versammelt, um den Aufstieg ihrer Mannschaft in die Zweite FuรŸballbundesliga zu feiern.

Darunter waren laut Polizei mindestens 500 Hooligans, die nicht nur bereit zur Gewalt waren, sondern diese auch anwendeten. Die Bilanz der โ€žAufstiegsfeierโ€œ: 17 Ermittlungsverfahren, 30 Personen in Gewahrsam, gewaltsame Angriffe auf Journalist/-innen und Polizist/-innen und mindestens ein Dutzend beschรคdigte Polizeifahrzeuge.

Vom frรผhen Morgen an durchsuchten rund 300 Polizeikrรคfte heute 27 Wohnungen in ganz Sachsen, unter anderem im Raum Dresden, im Raum Bautzen, im Raum Zwickau und auch bei Chemnitz. Die Staatsanwaltschaft und die Polizei Dresden ermitteln im Zusammenhang mit den Krawallen gegen insgesamt 28 Personen. Gegen diese steht unter anderem der Verdacht des Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall im Raum.

Eine Festnahme und Stadionverbote

Die Beschuldigten sind laut Staatsanwaltschaft zwischen 19 und 48 Jahre alt und Mitglieder der Hooligan-Gruppe โ€žUltras Dynamoโ€œ. Ihnen wird insbesondere vorgeworfen, die Attacken auf Polizist/-innen und polizeiliche Einsatzfahrzeuge an der LennรฉstraรŸe gestartet und die Krawalle so angefacht zu haben. Laut Staatsanwaltschaft sind die meisten Beschuldigten bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Ein 21-jรคhriger Beschuldigter, gegen den ein Haftbefehl vorlag, wurde bei den heutigen Durchsuchungen in seiner Dresdner Wohnung festgenommen und dem Ermittlungsrichter vorgefรผhrt. Er befindet sich aktuell in Untersuchungshaft.

Neben den weiteren Ermittlungen wird die Polizeidirektion Dresden laut eigenen Angaben gegen alle 28 Beschuldigten bundesweite Stadionverbote anregen.

Weiterhin stellten die Beamt/-innen heute Computer, Handys, andere Speichermedien, Elektroschocker, Messer und Pyrotechnik sicher.

Finnland und Schweden erwรคgen NATO-Beitritt

Die russische Invasion in der Ukraine hat zwei Lรคnder, die jahrzehntelang keinen internationalen Militรคrbรผndnissen angehรถrten, nun dazu bewogen, einen Schritt in Richtung NATO-Beitritt zu gehen.

Die Regierungen von Finnland und Schweden ziehen nun offiziell einen NATO-Beitritt in Erwรคgung. Das haben die Ministerprรคsidentinnen Finnlands und Schwedens, Sanna Marin und Magdalena Andersson, heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Stockholm bekanntgegeben. In beiden Lรคndern ist seit Beginn von Putins Angriffskrieg in der Ukraine eine sicherheitspolitische Debatte losgestoรŸen worden.

Finnlands NATO-Bestrebungen sind besonders konkret: โ€žIn Wochen, nicht erst in Monatenโ€œ soll das Parlament laut Finnlands Regierungschefin รผber einen entsprechenden NATO-Aufnahmeantrag abstimmen.

9-Euro-Ticket: Fahrgastverband warnt vor รผberfรผllten Zรผgen im Sommer

Ab Juni soll das sogenannte โ€ž9-Euro-Ticketโ€œ bundesweit gelten, um Autofahrer/-innen angesichts hoher Spritpreise zu entlasten und die Nutzung des ร–PNV anzuregen. Der Fahrgastverband โ€žPro Bahnโ€œ warnte heute vor โ€žchaotischen und abschreckenden Zustรคndenโ€œ in den Regionalbahnen im Sommer, da die Kapazitรคten der Zรผge schon ohne Sondertickets besonders in den Ferienzeiten an ihre Grenzen kรคmen.

Der โ€žPro Bahnโ€œ-Vorsitzende fordert die Deutsche Bahn und andere in der Bundesrepublik agierende Bahnunternehmen auf, zusรคtzliche Zรผge im Regionalverkehr einzusetzen. Schon zu heutigen Preisen seien die Zรผge an sonnigen Wochenenden von den GroรŸstรคdten zu touristischen Zielen stark besetzt und zum Teil รผbervoll. โ€žDie Politik darf den Erfolg des 9-Euro-Tickets nicht durch zu geringe Kapazitรคten gefรคhrden.โ€œ

In den Monaten Juni, Juli und August sollen Fahrgรคste im Regionalverkehr (S- und U-Bahnen, Busse und Zรผge) fรผr neun Euro pro Monat den bundesweiten Regionalverkehr nutzen dรผrfen. Das Ticket gilt verbundsรผbergreifend und ist jeweils pro Kalendermonat gรผltig.

Warnstreik in Leipziger Kitas und Horten am Donnerstag

Worรผber die LZ heute berichtet hat: Heute tagte der Leipziger Stadtrat. Zu Beginn der Ratsversammlung wandte sich Kiews Bรผrgermeister Vitali Klitschko mit einer Live-Schalte an die Stadtrรคt/-innen und Bรผrger/-innen Leipzigs. Kiews ist eine Partnerstadt Leipzigs.

Die heutige Ratsversammlung brachte erneut keine Lรถsung fรผr den Schulneubau in Leipzig-Sรผd hervor. Und die SPD-Fraktion kritisierte das Verkehrs- und Tiefbauamt in der Debatte um Tempo 10 fรผr die HerderstraรŸe in Connewitz.

Was heute sonst noch wichtig war: Menschen mit Missbrauchserfahrungen sind in Leipzig gerade dabei, eine Selbsthilfegruppe zu grรผnden. Die Gruppe trรคgt den Namen โ€žTrotzdem voller Lebenโ€œ, das erste Treffen soll am 7. Mai stattfinden. Mitmachen kรถnnen laut dem stรคdtischen Gesundheitsamt Betroffene, die nicht selbst zum Tรคter beziehungsweise zur Tรคterin geworden sind und bereits durch Therapiemethoden Kenntnisse รผber Selbstregulation haben. Interessierte sollen sich an die Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle der Stadt Leipzig wenden.

Was morgen wichtig wird: Die Gewerkschaft Verdi hat die Angestellten der kommunalen Kindertagesstรคtten und Horte fรผr morgen (Donnerstag, der 14. April) zu einem ganztรคgigen Warnstreik aufgerufen.

Stand heute 18 Uhr bleiben aufgrund des Personalstreiks am Donnerstag 19 Kindertagesstรคtten und 19 Horte geschlossen. Eingeschrรคnkte ร–ffnungszeiten beziehungsweise eine von den Einrichtungen organisierte Notbetreuung wird es in mindestens 18 Kitas und zwรถlf Horten geben.

Die Stadt Leipzig informiert auf ihrer Website fortlaufend darรผber, in welchen Leipziger Einrichtungen es aufgrund des Streiks morgen Einschrรคnkungen beim Betreuungsangebot geben wird. Kommunen und Gewerkschaften weisen darauf hin, dass erst am Tag des Warnstreiks genau beziffert werden kann, wie viele Angestellte streiken und welche Auswirkungen das hat.

Aufgrund des angekรผndigten Warnstreiks empfiehlt die Stadtverwaltung Eltern, alternative Betreuungsmรถglichkeiten fรผr ihre Kinder zu organisieren. Eine von kommunaler Seite bereitgestellte Notbetreuung sei nicht vorgesehen.

Seit Ende Februar verhandeln die Gewerkschaften mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbรคnde (VKA) รผber die Weiterentwicklung der Sonderregelungen und der Tรคtigkeitsmerkmale fรผr den Sozial- und Erziehungsdienst im Tarifvertrag fรผr den รถffentlichen Dienst (TVรถD). Die bisherigen zwei Verhandlungsrunden haben laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen keine Ergebnisse gebracht, da die VKA kein Angebot vorgelegt habe.

Die Gewerkschaften fordern unter anderem eine verbesserte Eingruppierung der Beschรคftigten im Sozial- und Erziehungsdienst und Anpassung der Stufenlaufzeiten an die allgemeinen Regelungen und ร–ffnung der Stufen 5 und 6 fรผr alle Entgeltgruppen im Sozial- und Erziehungsdienst.

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