Heute fanden in Berlin Gespräche mit Wladimir Klitschko, Ex-Boxprofi und Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, sowie mit Österreichs Kanzler Karl Nehammer statt. Ziel waren Vereinbarungen zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung sowie wirtschaftliche Entwicklungen. Außerdem: Die Anklage gegen einen Mitarbeiter des Leipziger Westin-Hotels, der im vergangenen Oktober den Sänger Gil Ofarim antisemitisch beleidigt haben soll, wurde fallengelassen. Im Gegenzug wurde nun Anklage gegen den Musiker erhoben. Und es gibt grünes Licht für die Leipziger Buchmesse 2023. Die LZ fasst zusammen, was am Donnerstag, dem 31. März 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Wladimir Klitschko und österreichischer Kanzler Nehammer zu Gesprächen über Ukraine in Berlin
Wladimir Klitschko, Bruder von Vitali Klitschko, dem Bürgermeister der Hauptstadt der Ukraine, Kiew, ist heute mit einer Delegation nach Deutschland gereist. Anlass der Reise waren Gespräch mit Politker/-innen, darunter Deutschlands Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck. Bei dem Treffen, das in Berlin stattfand, ging es um wirtschaftliche, humanitäre und militärische Hilfen für die Ukraine.
Друзі! Сьогодні дуже важливе об’єднання усіх сил – як в Україні, так і консолідація позиції та дій країн-партнерів нашої держави.
Володимир поїхав із делегацією від України на зустрічі в Німеччину. pic.twitter.com/RSjGdYUQ0c
— Віталій Кличко (@Vitaliy_Klychko) March 31, 2022
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beriet sich währenddessen mit Österreichs Kanzler Karl Nehammer. Deutschland und Österreich seien einig, „dass wir in Europa schnell und unbürokratisch helfen müssen – der ukrainischen Bevölkerung und den am stärksten betroffenen Nachbarländern“, hieß es am heutigen Donnerstag aus dem Bundeskanzleramt.
Gemeinsam mit den Ländern Frankreich und Rumänien will Deutschland außerdem in der kommenden Woche eine Unterstützungskonferenz für die Republik Moldau ausrichten. Dort seien im Verhältnis zur Bevölkerungszahl bisher am meisten Geflüchtete angekommen.
Auch die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energieträgern aus Russland war Thema der Gespräche in Berlin. Diese wolle man so schnell wie möglich reduzieren. Weiterhin teilte Scholz mit, dass die Zahlung für russische Gas-Lieferungen weiterhin in Euro bezahlt werde. Anfang der Woche hatte es aus dem Kreml geheißen, dass diese womöglich bald nur noch in Rubel möglich wären.
Die Zahlung russischer #Gaslieferungen findet entsprechend der bestehenden Verträge in Euro und Dollar statt. Das ist so, das wird auch so bleiben, und das habe ich gestern in meinem Gespräch mit Präsident Putin auch deutlich gemacht.
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) March 31, 2022
Während aller Diskussion um wirtschaftliche Faktoren, Sanktionen und Hilfsmöglichkeiten für ukrainische Geflüchtete gehen die Kampfhandlungen, die inzwischen seit über einem Monat das Land erschüttern, weiter. So steht die ukrainische Hafenstadt Mariupol noch immer unter scharfen Beschuss.
Eine Waffenruhe, die wenige Stunden andauern sollte, um Zivilist/-innen aus dem hart umkämpften Gebiet in Sicherheit zu bringen, verstrich. Laut Angaben der Ukraine sollen sich noch 100.000 Menschen in der Stadt befinden. Vormals lebten dort rund 440.00 Menschen.
Leipziger Buchmesse 2023 findet statt
Auf der Leipziger Messe fand heute ein Treffen zur Zukunft der Leipziger Buchmesse statt. Unter anderem zu Gast waren neben verschiedenen Verlagsvertreter/-innen die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis90 / Die Grünen), Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sowie Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD).
Das Ergebnis der Gespräche: Die Leipziger Buchmesse 2023 findet statt. Roth bekräftigte: „Wir haben uns dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, dass im nächsten Frühjahr die Buchmesse wieder stattfindet.“
Bereits zum dritten Mal hintereinander war das Messe-Spektakel, das in jedem Jahr tausende Besucher nach Leipzig zieht, abgesagt worden. Und das recht kurzfristig, nämlich erst am 9. Februar. Wurden die Absagen in den Jahren 2020 und 2021 jeweils mit der stark wütenden Corona-Pandemie begründet, sah die Situation in 2022 etwas anders aus.
Schnell wurden Stimmen laut, die Kritik an der Leipziger Buchmesse durch Großverlage aus Frankfurt als Gründe für die diesjährige Flaute ins Feld führten. Ausführlicher hat es Michael Freitag hier zusammengefasst.
Auch das die Messe begleitende „Leipzig liest“-Programm war mit der Absage der Buchmesse ersatzlos gestrichen worden. Im Ergebnis stellten Vereine, Veranstaltungshäuser, Initiativen, Autor/-innen und Verlage eigene Alternativveranstaltungen auf die Beine.
So gab es im Werk2 die Pop-Up-Buchmesse und in der Moritzbastei sowie im Felsenkeller hatte sich die LZ mit Freunden und Bekannten aus der Literatur-, Medien- und Technologiebranche zum weiter:lesen-Programm zusammengetan. Einen Einblick in das zweitägige Festival gibt es hier.
Pressestatements zum Zukunftsgespräch Leipziger Buchmesse. Die @buchmesse hat auch in Zukunft eine große Bedeutung für die Kulturlandschaft Deutschlands, für die Verlagsvielfalt und für die Demokratie, als Türöffner und Brückenbauer @CRothKultur @MPKretschmer @Burkhard_Jung pic.twitter.com/g0hUC0H7eJ
— Leipziger Messe (@leipzigermesse) March 31, 2022
Anklage gegen Gil Ofarim, Ermittlungen gegen Westin-Mitarbeiter eingestellt
Wie die Staatsanwaltschaft Leipzig heute mitteilte, wurden die Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter des Leipziger Westin-Hotels wegen angeblicher antisemitischer Äußerungen gegen den Sänger Gil Ofarim eingestellt. Die Ermittlungen hätten laut der Behörde keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben. Gleichzeitig wurde nun Anklage gegen den 39-Jährigen erhoben wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung.
„Die Behauptung von Gil Ofarim, dass es am Abend des 04.10.2021 in der Lobby eines Leipziger Hotels ihm gegenüber zu antisemitischen oder sonst herabsetzenden Äußerungen durch einen unbekannt gebliebenen Hotelgast und einen von ihm als ‚Herrn W.‘ bezeichneten und damit eindeutig identifizierbaren Mitarbeiter des Hotels gekommen sei und dass es ihm letztlich aufgrund seines durch das Tragen einer Kette mit einem Davidstern auch nach außen bekundeten jüdischen Glaubens durch diesen Mitarbeiter des Hotels versagt worden sei, im Hotel zu übernachten, konnte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft im Ergebnis der Ermittlungen nicht bestätigt werden“, hieß es in der Mitteilung der Leipziger Staatsanwaltschaft.
Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens wird nun das Leipziger Landgericht entscheiden. Der Fall hatte im vergangenen Oktober und etliche Wochen darüber hinaus große Wellen geschlagen; sowohl in der Leipziger Stadtgesellschaft als auch bundesweit.
Hintergründe und Einzelheiten hat unser Redakteur Michael Freitag hier noch einmal zusammengefasst.
Neuer Polizeichef für Sachsen
Im Sächsischen Landtag fand heute die feierliche Amtsübergabe an Jörg Kubiessa statt. Dieser wird ab morgen, dem 1. April 2022, das Amt des Landespolizeipräsidenten im Freistaat Sachsen übernehmen. Sein Vorgänger Horst Kretzschmar wird in den geplanten Ruhestand gehen. Seit 2019 war Kubiessa Polizeipräsident und Leiter der Polizeidirektion Dresden.
Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) erklärte: „Jörg Kubiessa hat zuletzt die Polizeidirektion Dresden mit viel Geschick und kommunikativem Fingerspitzengefühl auch in besonderen Einsatzlagen geleitet. Mit seiner polizeilichen Expertise und Führungsstärke tritt er die Nachfolge von Horst Kretzschmar an, der zuletzt die sächsische Polizei gerade in Zeiten der Corona-Pandemie als Garant für die Öffentliche Sicherheit und Ordnung durch herausfordernde Fahrwasser manövriert hat. Für die neue Aufgabe wünsche ich Jörg Kubiessa viel Erfolg und bestes Gelingen.“
Trans*Day of Visibility, Plakatkampagne gegen sexuelle Gewalt und Baustellen-Alarm
Worüber die LZ heute berichtet hat: Zum einen geht es um die Plakatkampagne des BELLIS e. V., die in Leipzigs Bussen und Bahnen auf Hilfsangebote für Opfer von sexueller Gewalt aufmerksam macht und verdeutlicht, dass Ärztinnen und Ärzte die Folgen von Vergewaltigung als medizinischen Notfall wahrnehmen.
Außerdem wird ab dem kommenden Montag (4. April) eine neue Baustelle in Betrieb genommen: Dann beginnt in Kleinzschocher/Grünau der Ausbau der Ratzelstraße. Auch der Schlobachs Hof ist Thema: Der soll nämlich zum neuen „Informationszentrum Auenlandschaft“ werden.
In Hamburg wurde derweil eine Gedenktafel für den Leipziger Gewandhauskapellmeister Carl Reinecke (1824–1910) an der Evangelisch-reformierten Kirche Hamburg/Altona angebracht.
Was heute außerdem wichtig war: Der heutige 31. März ist „International Transgender Day of Visibility“, also der „Tag der Sichtbarkeit von Transgender“. Dieser Tag steht für Akzeptanz gegenüber verschiedener (oder keiner bestimmten) Geschlechtszugehörigkeiten und für die Sichtbarmachung der unterschiedlichsten Arten der sexuellen Identifizierung. Zum „TDoV“ fand um 18 Uhr eine Kundgebung auf dem Augustusplatz statt.
Leipzig ist “Corona-Spitzenreiter” in Sachsen. Während im gesamten Freistaat die Sieben-Tage-Inzidenz wieder unter den Wert von 2000 rutschte, beträgt der Wert in der Messestadt 2.373,9. In Sachsen beträgt der Inzidenzwert laut Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit 1.712,3.
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