Am heutigen Montag gab die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Impfstoff „Nuvaxovid“ und damit das fünfte Vakzin gegen das Coronavirus in Europa frei. Außerdem: Wiederholt riefen am Montag Corona-Leugner/-innen – inzwischen in ganz Deutschland – zu Demonstrationen und „Spaziergängen“ auf. So auch heute: Auf dem Leipziger Augustusplatz stellte sich zivilgesellschaftlicher Protest entgegen. Und im sächsischen Freiberg zeigten sich vier Leipziger Abgeordnete solidarisch mit dem Bündnis „Freiberg für alle“. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 22. November 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

EMA erteilt Zulassung für „Nuvaxovid“

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den Impfstoff der US-amerikanischen Firma Novavax zugelassen. Das Vakzin „Nuvaxovid“ funktioniert im Gegensatz zu den bereits auf dem Markt befindlichen genbasierten Impfstoffen nach einer proteinbasierten Methode. So werden Teile der Spike-Proteine des Coronavirus’ künstlich hergestellt und werden diese geimpft, erkennt der Körper sie als fremd und fährt das Immunsystem hoch. Damit dies geschieht, braucht es bei proteinbasierten Impfstoffen jedoch Wirkverstärker.

In einer Studie mit 30.000 Probanden wurde die Wirksamkeit von „Nuvaxovid“ gegen eine symptomatische COVID-Erkrankung zu 90 Prozent belegt. Allerdings war zum Zeitpunkt der Untersuchung die sich auf dem Vormarsch befindliche Omikron-Variante noch nicht aufgetaucht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnte bereits am Sonntag in der Bild-Sendung „Die richtigen Fragen“: Der neue Impfstoff sei „kein Game Changer“.

Und montäglich grüßt…

… das selbst ernannte „Volk“. Nachdem bereits am Freitag der Leipziger Augustusplatz Schauplatz von „Querdenker-Versammlungen, die keine sind“ wurde, wurde in verschiedenen Messenger-Kanälen erneut zum „Spaziergang“ von Corona-Leugner/-innen aufgerufen. Die Teilnehmenden, zu denen regelmäßig auch etliche polizeibekannte Personen aus der rechten Szene gehören, versammelten sich (oder eben nicht, wie des Öfteren betont wird) gegen 18 Uhr an dem Goldenen Ei auf dem Augustusplatz auf Opern-Seite.

Eine halbe Stunde eher, um 17:30 Uhr, hatte das Aktionsbündnis „Leipzig nimmt Platz“ zum Gegenprotest aufgerufen. „Freitag waren über 100 Schwurbler/-innen / Cornoleugner/-innen vor Ort. Die Polizei hat dem Treiben kein Ende gesetzt. Folge daraus: heute will man laufen. Deshalb rufen wir zum Gegenprotest mit Anstand und Abstand auf! Bei unseren Versammlungen gilt Maskenpflicht“, so das Bündnis.

Parallel dazu bildete sich eine Gegenprotest-Bewegung in Markkleeberg. Erneut hatten auch dort Corona-Leugner/-innen zum „Spaziergang“ aufgerufen. Entsprechender Gegenprotest bildete sich auch hier zur kritischen Begleitung. Die Polizei war heute in ganz Sachsen im Einsatz gegen die Corona-Proteste, wie sich lebhaft auf dem Twitter-Account der Behörde ablesen lässt. Unter anderem wurden auf der Plattform Einsätze in Chemnitz, Dresden, Zwickau, Freiberg, Weißwasser und eben Leipzig, begleitet.

Auf dem Augustusplatz trafen die zwei Gruppen aufeinander. Später bewegten sich etwa 100 Personen im „Spaziergang“ von der Höhe Thomaskirche durch die Stadt. Diesen stellten sich etwa 50 Personen des Gegenprotests entgegen. Bis zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses gab es keine Hinweise auf Vorfälle von Gewalt und/oder Anzeigen durch die Polizei in Leipzig. In Markleeberg hingehen waren etwa 100 Personen in eine polizeiliche Maßnahme verwickelt.

Schon am gestrigen Sonntag fanden mehrere Protestaktionen im Leipziger Umland statt. Wie die Leipziger Polizei berichtete, kamen in Grimma, Colditz und Schmölen am Vormittag kleinere Gruppen (10–50 Personen) zum Protest zusammen. Da zwei der Veranstaltungen im Vorfeld nicht angemeldet worden waren, erstatte die Polizei Anzeigen wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

Leipziger Bundestagsabgeordnete unterstützen „Freiberg für alle“

Mit einer Kundgebung in Solidarität mit den Freiberger Bürger/-innen, die Anfang Dezember das zivilgesellschaftliche Bündnis „Freiberg für alle“ begründeten, unterstützten heute vier Leipziger Bundestagsabgeordnete die Initiative. Unter dem Motto „Vernunft statt Angst“ organisierten Monika Lazar (Grüne), Daniela Kolbe (SPD), Jens Lehmann (CDU) und Sören Pellmann (Die Linke) um 17:30 Uhr eine Kundgebung im sächsischen Freiberg.

Die Stadt wurde vermehrt Schauplatz von sogenannten „Spaziergängen“ und Protesten gegen die Corona-Maßnahmen, oftmals ins Leben gerufen von Gruppen aus dem rechten Milieu. Das Bündnis forderte in einem offenen Brief ein Ende der Aktionen. Mehr als 5000 Menschen haben den Brief inzwischen unterzeichnet.

Die vier MdB schließen sich mit der heutigen Aktion dieser Unterstützung an:

„Nur gemeinsam, mit Vernunft und Einsicht auf temporäre gesellschaftliche Begrenzungen und wissenschaftliche Notwendigkeiten, was Impfungen ausdrücklich mit einschließt, werden wir diese Pandemie bekämpfen. Das pauschale Infragestellen wissenschaftlicher Erkenntnisse gefährdet Menschenleben und erschwert die Arbeit in den Krankenhäusern. Trotz dessen sollten alle am friedlichen Dialog festhalten. Dies gestaltet sich aktuell immer schwieriger, ist aber notwendig. Wir werden diese Pandemie nur gemeinsam und solidarisch überstehen und hoffentlich daraus lernen, was eine Gesellschaft zusammenhält und diesen Zusammenhalt gefährdet.“

Marktamt verschenkt Weihnachtsbäume

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum … Es gibt auch noch Mitteilungen abseits von Corona an diesem Montag und noch dazu so nette: Wer noch keinen Weihnachtsbaum hat, kann morgen zuschlagen: Wie die Stadt heute mitteilte, werden am 21. Dezember die Deko-Weihnachtsbäume, die bisher die Plätze und Fußgängerzonen in der Innenstadt geschmückt haben, verschenkt. Ab 14 Uhr können sich Nadelbaumfans an einer der zwei Sammelstellen (Augustusplatz und Grimmaische Straße) melden und einen der insgesamt mehr als 700 Bäumchen mit nach Hause nehmen.

Eine Qualitätsgarantie will das Marktamt nicht abgeben, auch würden im Vorfeld keine Reservierungen angenommen. Und aufgepasst: „Das Marktamt weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass Baumständer und sonstige Licht- und Dekorationselemente nicht mitgenommen werden dürfen. Dies würde als Diebstahl erfasst und strafrechtlich verfolgt werden.“

Mehrere der Deko-Bäume haben bereits ein zweites Zuhause gefunden. Sie wurden an die städtische Kinder- und Jugendhilfe weitergegeben.

Emotionen, eine Bewährungsstrafe und neue Reisewarnungen

Worüber die LZ heute berichtet hat: Darüber, wie Leipziger Forscher mithilfe von virtuellen Realitäten Emotionen auf die Spur kommen wollen. Außerdem fiel heute das Urteil im Fall des 16-jährigen Ruben W., der 2019 durch einen Autounfall in der Jahnallee ums Leben kam. Verantworten musste sich Seyit C., der den Jungen mit seinem Wagen erfasste, als dieser die Straße überquerte. Unser Redakteur Lucas Böhme hat den Prozess begleitet.

Ralf Julke stellt derweil die Frage, ob die Klingerbrücke zur Umweltbrücke werden könnte. Und der Leipziger Petitionsausschuss schlägt einen Prüfauftrag für beidseitige Radfahrstreifen in der Zschocherschen Straße vor.

Was heute zudem wichtig war: Wie die Stadtverwaltung mitteilte, stieg die Sieben-Tage-Inzidenz in Leipzig im Gegensatz zum Vortag um 71,2 auf 413,6 an. Die Gesamtzahl der Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie liegt damit bei 50.328.

Außerdem wurden heute Reisewarnungen herausgegeben: So wurden Frankreich, Norwegen und Dänemark als Hochrisikogebiete eingestuft. Personen, die weder geimpft noch genesen sind, müssen nach Aufenthalt in einem solchen Gebiet für fünf bis zehn Tage in Quarantäne. Großbritannien kennzeichnete das Auswärtige Amt nachträglich als Virusvariantengebiet. Unabhängig vom Impfstatus gilt bei Einreise nach Deutschland eine 14-tägige Quarantänepflicht.

Was morgen passieren wird: Morgen kommen Bund und Länder zu einer Sondersitzung zusammen, um über weitere Maßnahmen im Kampf gegen Corona zu beraten. Zuvor hatte das Expert/-innengremium weitere Kontaktbeschränkungen empfohlen und auf die schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante aufmerksam gemacht.

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Es gibt 8 Kommentare

Sehr geehrte Frau Eicker, vielen Dank für diesen Satz (an Nutzer Saschok):

Und nein, ich halte Sie (ganz speziell) nicht für naiv sondern für bösartig.

Ich meine das ganz ohne Ironie: Schön! Love it. Sehr direkt, aber irgendwie doch wie Poesie.
YMMD! 🙂

Es ist Ihr politisches Journal, hier können Sie schreiben was Sie wollen. Sie können auch von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Kommentare einfach löschen. Dafür muss ich mich aber nicht blamieren, denn es ist Ihre eigene selbst zu verantworten Leistung.

@Saschok ich muss es nicht für etwas halten, ich weiß wie es dazu kam. Das war meine eigene interne Meldung der Teilnehmerzahl der Maßnahmengegner, die die Kollegin falsch zugeordnet hat. Und nein, ich halte Sie (ganz speziell) nicht für naiv sondern für bösartig. Vielleicht in Zukunft lieber erst fragen, wenn Sie von Dingen reden, die Sie nicht verstehen? Dann müssen Sie sich hier nicht so blamieren.

“Entsprechender Gegenprotest bildete sich auch hier zur kritischen Begleitung.” oder”Entsprechender Gegenprotest von etwa 250 Personen bildete sich auch hier zur kritischen Begleitung.” Also ein Tippfehler. Halten Sie wirklich den Leser für naiv?

Wer die Teilnahme von Putins Propagandasender als Glück bezeichnet, hat ein seltsames Verständnis von Journalismus.

Ihr Gepöbel können Sie sich gern sparen @Saschok. Es dürfte sogar Ihnen aufgefallen sein, dass wir selten vom Büro aus berichten, das sollte selbst Ihnen anhand der Fotos auffallen. Und wenn Sie uns erklären, wie man sich vierteilt, sind wir auch gern an allen Orten gleichzeitig. Bis dahin dürfen Sie sich gern an dem Vertipper der Kollegin abreagieren, wenn Ihnen sonst nichts mit Ihrer Zeit einfällt.

Aber zum Glück war RT Deutsch in Markkleeberg heute Abend dabei. Die Russen vertragen die Kälte einfach besser und haben dabei auch noch klare Gedanken. Einfach mal das warme LIZbüro verlassen, denn da draußen ist die Realität und nicht der Glaube.

Der Qualitätsjournalismus rechnet die Einkäufer bei Marktkauf zu den Gegendemonstranten. Anders kann der Deutungsfehler nicht erklärbar sein. Die Rechten waren heute Abend mit der Polizei alleine im Kessel. Die Antifa war es entweder zu weit bis Markkleeberg oder einfach zu kalt. Nicht mal ein Vertreter des LIZ-Journalismus ließ sich dort blicken.

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