Einen Tag vor den geplanten Demonstrationen von โ€žQuerdenkernโ€œ und Neonazis hat das Ordnungsamt der Stadt Leipzig nochmal klargestellt, dass die Versammlungen ortsfest stattfinden mรผssen. Ob sich die Teilnehmer/-innen daran halten werden oder ob sich der 7. November 2020 wiederholt, bleibt offen. AuรŸerdem: Sachsen hat eine neue Corona-Schutzverordnung und โ€žFridays for Futureโ€œ demonstriert. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 5. November 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

Leipzig steht wieder einmal vor einem Demosamstag, der noch vieles im Ungewissen lรคsst. Eigentlich ist die Lage ja klar: Weil am Mittwoch die sogenannte Vorwarnstufe รผberschritten wurde, sind Demonstrationen in der Regel nur noch ortsfest und mit maximal 1.000 Personen erlaubt. Das gilt auch fรผr die beiden Versammlungen, die โ€žQuerdenkerโ€œ und Neonazis morgen durchfรผhren wollen.Den Auftakt bildet die โ€žBewegung Leipzigโ€œ, die sich 15 Uhr auf dem Augustusplatz versammeln mรถchte. Das sind jene โ€žQuerdenkerโ€œ, die vor fast genau einem Jahr eine GroรŸdemonstration organisiert haben, bei der Abstands- und Maskenregeln ignoriert wurden. Spรคter liefen mehr als 10.000 Personen trotz Verbots รผber den Ring; rechtsradikale Hooligans rรคumten den vermeintlich bรผrgerlichen Mitlรคufern den Weg frei, griffen Presse und Polizei an.

Wie agiert die Polizei diesmal?

Genau dieser Umstand nรคhrt auch Zweifel daran, dass sich die โ€žBewegung Leipzigโ€œ in diesem Jahr mit einer stationรคren Kundgebung zufriedengibt. Die Polizei stand vor einem Jahr stark in der Kritik, weil sie nicht angemessen gegen AuflagenverstรถรŸe vorgegangen sei. Ob sie in diesem Jahr etwas an ihrer Taktik รคndert, gehรถrt zu den spannenden Fragen.

Am Abend mรถchte dann noch die โ€žBรผrgerbewegung Leipzig 2021โ€œ nachziehen. Sie darf laut Mitteilung des Ordnungsamts aber ebenfalls nur eine stationรคre Kundgebung durchfรผhren โ€“ ab 19 Uhr auf dem Richard-Wagner-Platz. Im Gegensatz zur eher durchmischten โ€žBewegungโ€œ muss man die โ€žBรผrgerbewegungโ€œ und einen wesentlichen Teil ihrer Anhรคnger/-innen im Neonazi-Spektrum einordnen.

Protest gegen Querdenker

Protest seitens des Aktionsnetzwerkes โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ soll es direkt am Augustusplatz und Richard-Wagner-Platz, aber auch am Leuschnerplatz und Willy-Brandt-Platz geben. Zudem ist fรผr 14 Uhr ein Fahrrad-Aufzug vom Lindenauer Markt aus geplant. Sofern aus Infektionsschutzgrรผnden vertretbar, dรผrfen Aufzรผge erlaubt werden.

Die Personen, gegen die protestiert werden soll, dรผrften zum grรถรŸten Teil nicht geimpft und damit hauptverantwortlich fรผr den aktuellen Anstieg der Corona-Fallzahlen sein. Weil den Krankenhรคusern in Sachsen in wenigen Tagen die รœberlastung droht, hat das Landeskabinett heute eine neue Schutzverordnung beschlossen und damit einige MaรŸnahmen vorgezogen, die spรคtestens รผbernรคchste Woche wohl sowieso eingefรผhrt worden wรคren.

2G wird verpflichtend

Wichtigste MaรŸnahme ist die Einfรผhrung der 2G-Regel in den Innenbereichen von Gastronomie und Kultur sowie bei GroรŸveranstaltungen. Wer sich dort aufhalten mรถchte, muss geimpft oder genesen sein. Zudem gelten schรคrfere Abstands-, Masken- und Kapazitรคtsregeln. Clubs wie das โ€žInstitut fรผr Zukunftโ€œ warnen bereits, dass ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb mit halbierter Kapazitรคt nicht mรถglich sei.

Neu ist auch, dass die Einhaltung dieser Regeln schรคrfer kontrolliert werden soll. Demnach soll es in jedem Landkreis drei โ€žKontrollteamsโ€œ geben. Diese bestehen aus Mitarbeiter/-innen von Polizei, Ordnungsamt und Gesundheitsamt. Schon die 3G-Regel wurde von vielen Einrichtungen nur halbherzig oder kaum kontrolliert.

Das Kabinett hat zudem beschlossen, dass Schulen und Kitas unabhรคngig von Inzidenz oder Krankenhausbelegung geรถffnet bleiben sollen. Bislang war geplant, dass es im Falle der โ€žรœberlastungsstufeโ€œ deutliche Einschrรคnkungen wie Wechselunterricht geben sollte.

Fridays For Future-Mahnwache fรผr Tagebaudorf im Rheinland

Unter dem Motto โ€žAlle Dรถrfer bleiben โ€“ Solidaritรคt mit Lรผtzerathโ€œ hielt die Leipziger Ortsgruppe von Fridays For Future (FFF) am frรผhen Abend eine Mahnwache auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof ab. Laut FFF folgten รผber 50 Personen dem Aufruf. Lรผtzerath ist ein Dorf am Rande des Tagebaus Garzweiler II in Nordrhein-Westfalen, das teilweise den Kohleabbau-Ambitionen des Energiekonzerns RWE weichen soll.

Seit Wochen protestieren Aktivist/-innen in dem kleinen Dorf im Rheinland gegen den drohenden Abriss von Gebรคuden. Sie haben vor Ort ein Camp eingerichtet. RWE hat seine Abrissplรคne vor kurzem verschoben, vom Tisch sind sie aber nicht. Ein Lรผtzerather Landwirt hatte gegen die drohende Enteignung durch RWE geklagt. Derzeit steht ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Mรผnster aus.

โ€žWรคhrend in Sachsen seit Montag die Schule weitergeht, startet fรผr die Aktivistis in Lรผtzerath die Rรคumungssaisonโ€œ, schrieb Fridays For Future Leipzig in seinem Aufruf zur Mahnwache. Seit Beginn des Monats seien Teile des Dorfes akut rรคumungsbedroht. โ€žOb es dem Kohlekonzern RWE gelingt, das Dorf zu rรคumen und anschlieรŸen zu devastieren โ€“ also abzubaggern โ€“ entscheidet, ob Deutschland die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Vertrages noch einhalten kann.โ€œ

Antisemitismus, Tempo 30 und Gaming

Worรผber die LZ heute berichtet hat: รผber eine Podiumsdiskussion zu Antisemitismus, an der sich am Montagabend unter anderem Oberbรผrgermeister Burkhard Jung beteiligt hat, รผber eine gemeinsame Forderung von Fahrrad- und FuรŸverkehrslobby nach Tempo 30 innerorts und รผber ein ostdeutsches Gaming-Zentrum, das in den kommenden Jahren in der Innenstadt entstehen soll.

Was heute auรŸerdem wichtig war: Anlรคsslich der Weltklimakonferenz blockierten heute etwa 40 Aktivist/-innen die Kohle-Zufuhr zum Braunkohlekraftwerk Neurath in Nordrhein-Westfalen. Zudem plant das sรคchsische Sozialministerium offenbar in jedem Landkreis eine โ€žpermanente Impfstelleโ€œ, berichtet die LVZ. Um die bekannten und geschlossenen Impfzentren soll es sich dabei aber nicht handeln.

Was am Wochenende passieren wird: Nicht nur am Samstag soll in Leipzig demonstriert werden, auch fรผr Sonntag sind zwei Versammlungen angekรผndigt. Zum einen in der Sรผdvorstadt Protest gegen das Pizzaunternehmen โ€žDominoโ€˜sโ€œ, dem Ausbeutung seiner Mitarbeiter/-innen vorgeworfen wird, zum anderen ein Fahrradaufzug der โ€žAntiverschwurbelten Aktionโ€œ.

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