Zu wenig Engagement in puncto Klimaschutz zieht jetzt Konsequenzen nach sich: Die Deutsche Umwelthilfe verkรผndete am heutigen Montag, den Freistaat Sachsen sowie vier weitere Bundeslรคnder vor dem Bundesverfassungsgericht zu verklagen. Auรerdem: Unis und Hochschulen wollen ins Wintersemester grรถรtenteils wieder in den Prรคsenzbetrieb starten, Dresden und Leipzig sind Schauplรคtze zahlreicher Demonstrationen und in Sachsens Schulen gehen Drohungen ein wegen der heute gestarteten Impfkampagne an den Bildungseinrichtungen. Die LZ fasst zusammen, was am Montag, dem 13. September 2021, in Leipzig und Sachsen wichtig war.
Wegen mangelnder Bemรผhungen fรผr den Umweltschutz: Sachsen und vier weitere Bundeslรคnder verklagt
Die Deutsche Umwelthilfe gab am heutigen Vormittag bekannt, den Freistaat Sachsen sowie die Lรคnder Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen & Sachsen-Anhalt vor dem Bundesverfassungsgericht zu verklagen. Der Grund sind die mangelnden Bemรผhungen der Landesregierungen in puncto Klima- und Umweltschutz.
โBei den meisten Landesregierungen ist offenbar die Dringlichkeit der Klimakrise noch nicht angekommenโ, kritisierte Sascha Mรผller-Kraenner, der Bundesgeschรคftsfรผhrer der Deutschen Umwelthilfe. โDas Potenzial der Erneuerbaren Energien wird immer noch nicht ausreichend ausgeschรถpft. Ansonsten wรผrden sich Sachsen und Sachsen-Anhalt fรผr einen beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung einsetzen oder Mecklenburg-Vorpommern gegen den Bau der fossilen Megapipeline Nord Stream 2.โ
โBei den meisten Landesregierungen ist offenbar die Dringlichkeit der Klimakrise noch nicht angekommenโ, so @sascha_m_k. Deshalb fordern wir mit neuen #Klimaklagen, dass die Landesregierungen endlich Klimaschutzgesetze beschlieรen & Klimaschutz-Maรnahmen gesetzlich festschreiben. pic.twitter.com/6g6g5NziPE
โ Deutsche Umwelthilfe (@Umwelthilfe) September 13, 2021
Sachsens stellvertretender Ministerprรคsident, Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Gรผnther, scheint wenig รผberrascht von der Klage: โDas Bundesverfassungsgericht hat im April festgestellt, dass die mangelnden Klimaschutzbemรผhungen des Bundes die Grundrechte kommender Generationen gefรคhrden. Klimaschutzziele und -maรnahmen gibt es auch in den Bundeslรคndern. Weder im Bund, noch in den Lรคndern dรผrften diese heute bereits wirklich kompatibel mit einem Paris-konformen CO2-Budget sein.โ
โIm Juni haben wir mit dem neuen Energie- und Klimaprogramm (EKP) in Sachsen endlich eine รผberfรคllige Richtungsentscheidung durchgesetzt. Davor war Klimaschutz viel zu lange kein prioritรคres Thema im Freistaat. Niemand wird gerne verklagt. Einer gerichtlichen Bewertung der Ambitionsniveaus, die die Koalitionspartner in ihren aus dem EKP abgeleiteten Maรnahmen festschreiben, bietet Chancen, schneller als bisher vereinbar beim Klimaschutz voranzukommen. Der Klage und ihrer Begrรผndung sehe ich mit Interesse entgegen.โ
Schon die erste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum nationalen Klimaschutzgesetz hรคtte in der Sรคchsischen Koalition intensive Diskussionen zum Ambitionsniveau des EKP ausgelรถst, so Gรผnther weiter. โDer Freistaat orientiert sich in allen Sektoren an den Bundeszielen und leistet zusรคtzlich einen รผberdurchschnittlichen Beitrag im Kohleausstieg.โ
Prรคsenzbetrieb an Unis und Hochschulen
In das neue Semester sollen die sรคchsischen Hochschulen grรถรtenteils in Prรคsenz starten. Darรผber verstรคndigten sich Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, der Prรคsident der Berufsakademie Sachsen, Prof. Andreas Hรคnsel, und der Vorstand der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK).
โFest steht: Eine mรถglichst hohe Impfquote unter allen an den Hochschulen und der BA Sachsen anwesenden Personen macht die Rรผckkehr zur Prรคsenzlehre leichter. Wir werben deshalb gemeinsam mit den Einrichtungen weiter dafรผr, sich impfen zu lassenโ, erklรคrte Gemkow (CDU). Bereits in den letzten Wochen seien an den Hochschulen Impfangebote organisiert worden, diese Praxis wolle man auch im anstehenden Wintersemester fortfรผhren.
Ein gemeinsames Eckpunktepapier soll kรผnftige Regelungen und vor allem den Willen, โdie fรผr viele belastenden Einschrรคnkungen der vergangenen Semester [โฆ] so weit wie mรถglich aufzuhebenโ, festschreiben. โDie Vereinbarung wahrt zugleich einen gewissen Handlungsspielraum, der die Hochschulen in die Lage versetzt, nach den รถrtlichen Gegebenheiten flexibel zu agieren und auch bei steigenden Infektionszahlen in der Bevรถlkerung ihren Campus weiter offenzuhaltenโ, erklรคrte LRK-Vorsitzender Prof. Klaus-Dieter Barbknecht das Konzept.
So sollten digitale Lehrformate mรถglichst selten und nur dort eingesetzt werden, wo die Prรคsenzlehre nur eingeschrรคnkt oder gar nicht stattfinden kann. Eine weitere Mรถglichkeit seien Hybrid-Veranstaltungen. Auรerdem wird auf das 3G-Prinzip (geimpft, genesen, getestet) gesetzt sowie die Kontaktdatenerfassung bzw. -nachverfolgung bei Prรคsenzveranstaltungen und -prรผfungen.
Hier gibt es weitere Informationen zu den Festlegungen.
Montagsdemonstrationen in Leipzig und Dresden
In Dresden schlug am heutigen Abend Bjรถrn Hรถcke gemeinsam mit seinem AfD-Kollegen Jens Maier, den der Sรคchsische Verfassungsschutz als โrechtsextremโ einstuft, auf. Die beiden Ex-Mitglieder des 2019 aufgelรถsten parteiinternen โvรถlkischen Flรผgelsโ taten sich mit Pegida zusammen, die um 19:15 Uhr zur Kundgebung am Dresdner Hauptbahnhof aufgerufen hatten. Eine weitere Veranstaltung, bereits um 18 Uhr, hatten die neonazistischen Juristen Martin Kohlmann (beteiligt im Prozess um Lina E.) und Jens Lorek angemeldet.
Erstaunliche Bilder gab es dann am Hauptbahnhof, wo ab ca. 18:30 Uhr etwa 2.000 Menschen auf Bjรถrn Hรถcke und PEGIDA warteten. Allerdings um lautstark gegen den AfD-Rechtsauรen zu protestieren. Als der Gegenprotest den Platz erreichte, hielt noch eine kleine Gruppe โFreier Sachsenโ eine Kundgebung ab. Angesichts der vielen Menschen auf der anderen Seite lรถste sich diese rasch auf. Die Kundgebungen verliefen bis 19 Uhr durchgehend friedlich.
Dem fremdenfeindlichen Image der Stadt, maรgeblich verursacht durch die jahrelange Aktivitรคt von PEGIDA, setzten verschiedene Verbรคnde, Parteien, Zivilbรผndnisse und Vereine auรerdem ein โGastmahl fรผr alleโ an der Neustรคdter Elbseite entgegen. Die Idee der hunderte Meter langen Tafel: Jede/-r bringt sein Lieblingsessen mit und teilt und speist mit allen. So wollten die mehr als 60 Kulturpartner/-innen und 50 Sponsor/-innen, die bereits zum fรผnften Mahl zu dem Gastmahl einluden, ein Zeichen fรผr Weltoffenheit und gemeinsames Miteinander setzen.
Video LZ
Wenn ihr wissen wollt, wer am Montag alles mit am Start ist, dann schaut doch mal auf unsere Webseite. Dort findet ihr die 43 erstunterzeichnenden Initiativen:https://t.co/kGtdVhJBqw
Vielleicht wollen sich ja noch weitere anschlieรen?#NoPegida #NoAfD #DD1309 https://t.co/sLCoG5A9yO pic.twitter.com/WHjuGFJrDQโ Dresden WiEdersetzen (@ddwiedersetzen) September 11, 2021
16:26, Gastmahl4all lรคuft #dd1309 pic.twitter.com/7R5K9GTC8c
โ Eric Hofmann (@RPFDMOPO) September 13, 2021
Auch in Leipzig hat sich der Montag inzwischen wieder als fester Demonstrationstag etabliert. Schon am Nachmittag um 16:30 Uhr fand eine Kundgebung auf dem Alexis-Schumann-Platz in der Sรผdvorstadt statt. Die Veranstaltung richtete sich gegen die รberwachung der Bรผrger/-innen mittels der PEGASUS Spรคh-Software.
Von dort ging es direkt weiter in die Innenstadt, wo sich wie inzwischen seit Monaten die Anhรคnger/-innen der โBรผrgerbewegung Leipzig 2021โ versammelt hatten, um gegen die Corona-Bestimmungen zu demonstrieren.
Immer wieder kam es in den letzten Wochen zu Auseinandersetzungen zwischen den Demo-Teilnehmenden untereinander und mit der Polizei. Das Ziel des Gegenprotests ist stets, den Aufmarsch der โBewegungโ, die auch bekannte Rechtsextremisten zu ihren Mitgliedern zรคhlt, um den Leipziger Innenstadtring zu verhindern. Einen ausfรผhrlichen Bericht zum Demonstrationsgeschehen vom vergangenen Montag sowie den auf den Kundgebungen verbreiteten Inhalten gibt es hier von unserem Redakteur Renรฉ Loch zu lesen.
Kurz vor dem Demo-Geschehen zeigte sich auรerdem Sachsens Staatsminister Martin Dulig (SPD) auf dem Richard-Wagner-Platz, um seinen Parteikollegen und Bundestagskandidaten Holger Mann auf einer Info-Veranstaltung zu unterstรผtzen.
Video LZ
Flughafenausbau, die Zukunft von Clubs und Freier Kulturszene und Drohungen an Sachsens Schulen
Worรผber die LZ heute berichtet hat: Ralf Julke berichtet รผber die Entwicklungen am Flughafen Leipzig/Halle und der Rolle des Freistaats an dem Projekt, der sich noch immer schwer mit dem Umdenken in puncto Airport-Ausbau tut.
Auรerdem gibt es einen Rรผckblick auf die Podiumsdiskussion im Leipziger Grassi Museum am vergangenen Donnerstag mit fรผnf Leipziger Bundestagswahl-Kandidat/-innen. Thema war die Situation der Clubs und Freien Kulturszene unter Corona und mรถgliche Perspektiven fรผr die Branche.
Und die Nummer 11 der Problemstellen im HauptnetzRad von Leipzig wird vorgestellt: Der Triftweg.
Was heute auรerdem wichtig war: Die 7-Tage-Inzidenz in Leipzig ist im Vergleich zum Vortag um 2 auf 40,3 gestiegen. Die Gesamtzahl der registrierten Neuinfektionen in der Stadt liegt damit bei 23.637. Seit dem gestrigen Sonntag wurden die Corona-Maรnahmen in Leipzig verschรคrft, da der Inzidenzwert an fรผnf aufeinanderfolgenden Tagen รผber 35 gelegen hatte. Fรผr zahlreiche Orte und Dienstleistungen gilt nun die 3-G-Regelung. Einen รberblick gibt es hier.
#Corona #Leipzig
โฝ๏ธ7-Tage-Inzidenz: 40,3 (+2,0 zum Vortag)
โฝ๏ธpos. getestet: 23.637 (+16)
โฝ๏ธin Leipziger Krankenhรคusern: 16 (+1)
โฝ๏ธTodesfรคlle: 541 (+0)
Sachsen belegte Betten:
โฝ๏ธ Normalstation 79 (-5)
โฝ๏ธ Intensivstation 32 (+1)https://t.co/yDzp4d6xoo pic.twitter.com/qdOLZ744QNโ Stadt Leipzig (@StadtLeipzig) September 13, 2021
Derweil starteten an Sachsens Schulen heute die vor zwei Wochen angekรผndigten Impfaktionen. An ausgewรคhlten Schulen, vor allem in lรคndlichen Regionen im Freistaat kรถnnen sich Kinder und Jugendliche, aber auch deren Eltern sowie das Schulpersonal durch mobile Teams impfen lassen. Zuvor sollte durch anonyme Befragungen das Interesse und der Bedarf geprรผft werden.
Wie der MDR berichtete, sorgte die Aktion โ obwohl freiwillig โ bereits fรผr Unmut. Mehrere Bildungseinrichtungen sollen Droh-Mails erhalten haben. Auรerdem wurden Kundgebungen gegen die Impfaktionen angekรผndigt.
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