In Leipzig und hunderten anderen Stรคdten gingen heute vorwiegend junge Menschen auf die StraรŸe, um im Rahmen des sogenannten Klimastreiks fรผr vehementen Klimastreik einzustehen. AuรŸerdem wurde ein weiterer Mann, der an den Hooligan-Ausschreitungen Mitte Mai in Dresden beteiligt gewesen sein soll, heute von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Und in Connewitz war die Freude heute vielerseits groรŸ, als die Info die Runde machte, dass die seit Anfang der 00er Jahre aktive, stationรคre Kamera am Connewitzer Kreuz nun endgรผltig deinstalliert wurde. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 24. September 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

รœber 10.000 kurz vor Bundestagswahl bei Klimastreik in Leipzig

Es dรผrfte die grรถรŸte Demonstration sein, die dieses Jahr bisher in Leipzig stattgefunden hat. Wie in hunderten anderen deutschen Stรคdten gingen heute in Leipzig vorwiegend junge Menschen auf die StraรŸe, um zwei Tage vor der Bundestagswahl fรผr vehementen Klimaschutz zu werben. Verschiedene Zahlen machten am spรคten Nachmittag die Runde: Fridays For Future (FFF) Leipzig spricht von 15.000 Teilnehmer/-innen.

Die LZ schรคtzt anhand von Beobachtungen und Videos, dass etwa 10.000 bis 12.000 Menschen dem Aufruf der Klimaschutzorganisation folgten.Zum sogenannten Klimastreik wurde weltweit aufgerufen, unter anderem fanden in Zรผrich, Warschau und Neu-Delhi GroรŸdemonstrationen fรผr mehr Klimaschutz statt. Die grรถรŸte Demo innerhalb der deutschen Grenzen fand heute in Berlin statt, wo auch Bewegungsgrรผnderin Greta Thunberg und das deutsche FFF-Gesicht Luisa Neubauer protestierten und Reden hielten. Die Veranstalter/-innen sprechen in Berlin von 100.000 Teilnehmer/-innen, Zahlen der Polizei gibt es bisher nicht.

Auch in Sachsens Landeshauptstadt Dresden fand heute eine FFF-GroรŸdemonstration statt, die von der Dresdner Neustadt รผber die Elbe bis in die Altstadt fรผhrte und laut Veranstalter/-innen etwa 10.000 Menschen umfasste.

Einen ausfรผhrlichen Bericht รผber die heutige Demo in Leipzig โ€“ gespickt mit Eindrรผcken von einer deutlich kleineren, aber ebenso motivierten Demo im sachsen-anhaltinischen Merseburg โ€“ gibt es in Liveticker-Form auf l-iz.de.

Lehrerverband lehnt Aufhebung der Schulpflicht ab โ€“ was nirgendwo praktiziert wird

Der Begriff des โ€žKlimastreiksโ€œ legt nahe, dass die Teilnehmer/-innen ihre regulรคre Tรคtigkeit zum Zweck der Demo ruhen lassen, was in vielen Fรคllen den Schulbesuch betreffen dรผrfte. Obwohl die Aktionen in den meisten Stรคdten erst am Nachmittag starteten โ€“ in Leipzig heute etwa offiziell 15 Uhr โ€“ und somit in den meisten Fรคllen dem Stundenplan gar nicht in die Quere kommen dรผrften, kรถnnen Vorbereitungen und Zubringerdemos den kompletten Tag einnehmen.

Die Mรถglichkeit, dass einige Jugendliche Schulstoff verpassen, um fรผr ein existenzielles Anliegen auf die StraรŸe zu gehen, ist dem Deutschen Lehrerverband (DL) ein Dorn im Auge. โ€žWir lehnen es ab, dass die Schulpflicht zugunsten politischer Aktionen aufgehoben wirdโ€œ, sagte DL-Prรคsident Heinz-Peter Meidinger heute anlรคsslich des Klimastreiks dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Im Deutschen Lehrerverband sind fast ausschlieรŸlich verbeamtete Lehrkrรคfte Mitglied.

Laut Meidinger erlaube die notwendige politische Neutralitรคt des Staates eine Aufhebung der Schulpflicht in solchen Fรคllen nicht. Dabei gibt es und gab es in der Vergangenheit keine Meldungen รผber Landesregierungen oder Schulleitungen, die die Schulpflicht aufgehoben haben. Ob Behรถrden oder Schuldirektionen das Fernbleiben vom Unterricht aufgrund der Teilnahme an Demonstrationen sanktionieren mรผssen oder dรผrfen, ist eine andere Frage, die in der Vergangenheit hitzig diskutiert wurde.

Weiterer Mann nach Hooligan-Ausschreitungen in Dresden angeklagt

Obwohl die weltweiten Klimaschutzdemonstrationen heute das dominante Thema waren, gab es in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus andere wichtige Neuigkeiten. Die Staatsanwaltschaft Dresden hat heute Anklage gegen einen 20-Jรคhrigen erhoben, der bei den Hooligan-Ausschreitungen rund um das Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion am 16. Mai beteiligt gewesen sein soll.

An diesem Tag gingen mehrere hundert Dynamo-Hooligans auf Polizeikrรคfte und Pressevertreter/-innen los. Anlass war ein FuรŸballspiel zwischen Dynamo Dresden und Tรผrkgรผcรผ Mรผnchen in der 3. Bundesliga. Durch einen Sieg gelang Dynamo der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach Abpfiff eskalierte die Situation vor dem Stadion, wo sich tausende Dynamo-Fans versammelt hatten, die wegen der Corona-MaรŸnahmen damals nicht ins Stadion durften.

Dem nun Angeklagten werden Landfriedensbruch, gefรคhrliche Kรถrperverletzung in 182 Fรคllen (so viele Polizeibeamt/-innen wurden bei den Ausschreitungen offiziell verletzt) und versuchte gefรคhrliche Kรถrperverletzung in 12 Fรคllen zur Last gelegt. Dem jungen Mann wird vorgeworfen, Polizeikrรคfte angegriffen zu haben, unter anderem mit Glasflaschen, Holzbalken und einer Holzpalette.

Bereits am 22. Juli wurde der 20-Jรคhrige laut Staatsanwaltschaft festgenommen. Er ist laut Behรถrden โ€žerheblich vorbestraftโ€œ und sitzt seit nun seit rund zwei Monaten in Untersuchungshaft. Aufgrund seiner Vorstrafen stand er wรคhrend der Hooligan-Ausschreitungen unter Bewรคhrung. Einen Starttermin fรผr die Hauptverhandlung wurde bisher nicht bekannt gegeben.

Der heute Angeklagte ist nicht die erste Person, die in Zusammenhang mit den Ausschreitungen in Dresden Mitte Mai mit der Justiz in Berรผhrung kommt. Der erste Beschuldigte, ein 34-jรคhriger Mann, musste sich bereits am 21. Juli vor dem Amtsgericht Dresden verantworten.

Polizei deinstalliert stationรคre Kamera am Connewitzer Kreuz

Auch etwas, was nicht (mehr) da ist, kann fรผr Diskussionsstoff sorgen: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag baute die Leipziger Polizei ihre 2002 am Connewitzer Kreuz installierte, stationรคre รœberwachungskamera ab. Nach fast 20 Jahren permanenter Aufzeichnung ist die schwenkbare, an einem Mast befestigte Kamera nun also Geschichte.

Die Polizeidirektion begrรผndet den Rรผckbau mit einer โ€žReduzierung der StraรŸenkriminalitรคt im รœberwachungsbereichโ€œ nach Einrichten der Kamera, allerdings seien auch โ€žweitere MaรŸnahmenโ€œ fรผr den Rรผckgang der registrierten Straftaten verantwortlich.

Die etwas komplizierte Formulierung der Polizei soll vielleicht verschleiern, dass eine zielorientierte, systematisch durchgefรผhrte, wissenschaftlich begleitete Evaluation der Kameraรผberwachung am Connewitzer Kreuz โ€“ so auch an anderen Standpunkten, etwa vor dem Hauptbahnhof โ€“ nie stattgefunden hat.

Positive Reaktionen auf Rรผckbau der Kamera

Die online zu vernehmenden Stimmen zum Rรผckbau der Kamera klingen nach Jahren der Kritik deutlich erleichtert. Die Linken-Landtagsabgeordnete und Stadtrรคtin Juliane Nagel beispielsweise bezeichnete die Deinstallation der Kamera heute als โ€žSieg der Grundrechte und der Menschen, die sich schon lange gegen die รœberwachung des รถffentlichen Raums engagierenโ€œ.

Auf ihrer Website fรผhrt Nagel weiterhin aus, dass das Connewitzer Kreuz nie ein sogenannter Kriminalitรคtsschwerpunkt gewesen sei, der den Betrieb einer stationรคren รœberwachungskamera rechtfertigen kรถnnte. โ€žVideoรผberwachung ist ein erheblicher Eingriff in die Grundrechte von Menschen. Ich freue mich, dass die Videokamera endlich deinstalliert wurde.โ€œ

Die Kamera am Kreuz: Stets umstritten, teilweise rechtswidrig im Einsatz

Die Deinstallation der Kamera bestรคtigt die Auffassung des Verwaltungsgerichts Leipzig und die vieler Anwohner/-innen, Klรคger/-innen und anderer Betroffener, die die stationรคre Kamera zumindest in bestimmten Kontexten fรผr rechtswidrig halten. Das Gericht beispielsweise war im Juli 2020 zu dem Urteil gekommen, dass die Polizei wรคhrend einer Demonstration gegen Gentrifizierung im April 2019 illegal gehandelt hatte, als sie eben jene stationรคre Kamera auf die Demonstrierenden richtete und diese wรคhrend des Protests filmte.

Und das, obwohl die Anmelderin der Demo, Juliane Nagel, die Polizei vorab gebeten hatte, die permanente Kamera wรคhrend des Demonstrationszugs wegzudrehen beziehungsweise auszuschalten, was diese ihr versagte. โ€žWer damit rechnen muss, dass seine Teilnahme an einer Versammlung behรถrdlich registriert wird und ihm dadurch persรถnliche Risiken entstehen kรถnnen, werde mรถglicherweise auf die Ausรผbung seines Grundrechts verzichtenโ€œ, so die Auffassung des Gerichts.

Maskenverweigerer-Angriff in Erfurt und eine halbe Tonne Leipziger Allerlei in Leipzig

Worรผber die LZ heute berichtet hat: im Liveticker รผber die Ereignisse rund um den Klimastreik in Leipzig und รผber die monumentale Installation โ€žInternal Lineโ€œ von Chiharu Shiota im Museum der bildenden Kรผnste Leipzig (MdbK). AuรŸerdem รผber die Kritik von Naturschutzverbรคnden รผber die Entscheidung des Bornaer Stadtrats, ein zehn Hektar groรŸes Gebiet am nordwestlichen Ufer des Bockwitzer Sees an die Firma Stoke fรผr 1,5 Millionen Euro. zu verkaufen.

Was heute auรŸerdem wichtig war: Jeden Tag werden Kassierer/-innen, Angestellte von Verkehrsbetrieben oder Staatsbedienstete hierzulande von Personen angefeindet und bedroht, die simple Corona-SchutzmaรŸnahmen wie das Tragen einer Maske nicht einhalten wollen. Vor wenigen Tagen tรถtete ein Mann einen Tankstellen-Angestellten in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) mit einem Kopfschuss, weil dieser ihn zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Verkaufsraum aufgefordert hatte.

Der mutmaรŸliche Mรถrder und Anhรคnger rechter Verschwรถrungsmythen hat damit vermutlich erreicht, was er wollte: Dass sich immer mehr Personen nicht trauen, andere auf das Tragen einer Maske zu ihrem eigenen und aller Schutz in bestimmten Situationen hinzuweisen, weil sie um ihr Leben fรผrchten.

Gestern kam es in Erfurt zu einem weiteren Angriff. Laut der Thรผringer Polizei sprรผhte ein 69-Jรคhriger dem Mitarbeiter eines Getrรคnkeladens Pfefferspray ins Gesicht und beleidigte ihn, nachdem der Angestellte ihn auf die Pflicht zum Maskentragen hingewiesen hatte. Der Angreifer hatte das Geschรคft ohne Mund-Nasen-Schutz betreten.

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