Kurt Biedenkopf ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Parteien und Amtstrรคger wรผrdigten Sachsens ersten Ministerprรคsidenten fast einhellig โ€“ nur aus der sรคchsischen Linksfraktion gab es Misstรถne. AuรŸerdem: Der Mauerbau jรคhrt sich heute zum 60. Mal, die Abschiebung einer Familie nach Georgien war rechtswidrig und das Innenministerium gibt fehlerhafte Infos der Polizei nach der Flughafen-Blockade zu. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 13. August 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.

Normalerweise ist es in der Sommerzeit sehr รผberschaubar, was Parteien, Fraktionen und Behรถrden an Presseinformationen versenden. Doch heute war es mal anders. Ein Thema bewegte alle und das war der Tod des frรผheren sรคchsischen Ministerprรคsidenten Kurt Biedenkopf im Alter von 91 Jahren. Unabhรคngig von persรถnlichen Wertungen ist unumstritten, dass er als erster Ministerprรคsident nach der Wiedervereinigung eine herausragende Rolle in Sachsen spielte.

Wie kein anderer

Laut dem heutigen Landtagsprรคsidenten Matthias RรถรŸler (CDU) prรคgte Biedenkopf die sรคchsische Politik โ€žwie kein andererโ€œ. RรถรŸler sagte weiter: โ€žEr gab den Menschen nach 1990 Orientierung, stรคrkte die sรคchsische Identitรคt und ermutigte zu einem neuen Selbstbewusstsein.โ€œ

Dinge, die Rico Gebhardt, Vorsitzender der Linksfraktion im sรคchsischen Landtag, kritisch sieht. Er spricht heute von einem โ€žNรคhrboden fรผr sรคchsischen Chauvinismusโ€œ und einer politischen Kultur, die nicht auf eine starke Zivilgesellschaft, sondern eine autoritรคre Staatsfรผhrung ausgerichtet gewesen sei. Immerhin in einem Punkt stimmte Gebhardt RรถรŸler zu: Biedenkopf habe Sachsen wie kein anderer geprรคgt.Abgesehen von der Linksfraktion รคuรŸerte man aber heute nur lobende Worte: erwartungsgemรครŸ angefangen bei der CDU, รผber Grรผne und SPD bis hin zu Leipzigs Oberbรผrgermeister Burkhard Jung. โ€žEin groรŸer Sachse ist von uns gegangenโ€œ, lieรŸ der heutige Ministerprรคsident Michael Kretschmer mitteilen.

Ein erstaunlicher Zufall

Dass die Trauer รผber Biedenkopfs Tod am Donnerstag ausgerechnet auf den heutigen 13. August fรคllt, ist ein bemerkenswerter Zufall. Denn heute jรคhrt sich auch der Mauerbau zum 60. Mal. Bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin erinnerte Bundesprรคsident Frank-Walter Steinmeier an dieses Ereignis. Vor dem Rathaus in Leipzig gab es โ€“ nach einem Erlass der Bundesregierung โ€“ eine Trauerbeflaggung.

Einen Tag der Freude erlebte heute hingegen eine Familie, die vor zwei Monaten nach Georgien abgeschoben worden war. Dass diese Abschiebung rechtswidrig war, urteilte heute das sรคchsische Oberverwaltungsgericht. Und es ordnete an: Sachsen muss die Familie wieder einreisen lassen. Das Gericht begrรผndete die Entscheidung vor allem damit, dass zwei Jugendliche gut integriert seien und Recht auf eine Duldung hรคtten โ€“ und so dann auch die Geschwister und die Eltern.

Auch in einem anderen Fall gab es heute ein kleines Erfolgserlebnis fรผr den Aktivismus. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Marco Bรถhme (Linke) gab das sรคchsische Innenministerium zu, dass die Polizei nach einer Flughafen-Blockade Anfang Juli โ€žunzutreffendโ€œ informiert habe. Bezรผglich Berichten รผber anschlieรŸende รœbergriffe seitens der Polizei gebe es derzeit eine โ€žsorgfรคltige Prรผfungโ€œ.

Polizei, Zwenkau und Wahlkampf

Worรผber die LZ heute berichtet hat: noch etwas ausfรผhrlicher รผber den Tod des ehemaligen Ministerprรคsidenten Kurt Biedenkopf, รผber fast 50 rechtsextreme Verdachtsfรคlle bei der sรคchsischen Polizei und รผber die Zukunft des Baugebietes Harthweide in Zwenkau. AuรŸerdem ist heute der zweite Teil unseres Interviews mit Bundestagskandidatin Marie Mรผser (Grรผne) erschienen.

Was heute auรŸerdem wichtig war: Der MDR hat zusammengefasst, was von den neuen Corona-Schutzverordnungen in den ostdeutschen Bundeslรคndern zu erwarten ist, und die LVZ hat einen Blick auf die Wahlkampffinanzierung der Parteien in Leipzig geworfen. Daraus geht unter anderem hervor, dass die AfD bei den Plakaten mit 15.000 Stรผck deutlich am grรถรŸten plant. Allerdings dรผrften viele davon kaum die Zeit bis zur Bundestagswahl รผberstehen.

Was am Wochenende passieren wird: Die verschwรถrungsideologische โ€žBewegung Leipzigโ€œ mรถchte auf dem Augustusplatz mal wieder รผber das Coronavirus aufklรคren โ€“ diesmal mit Unterstรผtzung von ร„rzten, darunter beispielsweise Carola Javid-Kistel, die im Verdacht steht, falsche Atteste ausgestellt zu haben. Das Aktionsnetzwerk โ€žLeipzig nimmt Platzโ€œ ruft ab 14:30 Uhr zum Protest auf dem Augustusplatz auf.

Ebenfalls am Samstag folgt eine Mischung aus Demo und Open-Air-Festival im Clara-Zetkin-Park. Was davon รผbrig bleibt, bleibt jedoch abzuwarten. Mehrere geplante Acts wurden wegen rechtsradikaler Verbindungen wieder ausgeladen.

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