Der Unterschied zu den großen Corona-Demos im November 2020 war greifbar: Die Polizei hatte die Lage diesmal deutlich besser im Griff, als sie einen Demo-Zug von etwa 1.000 Teilnehmenden aus dem Milieu der COVID-19-Skeptiker am Samstag stoppte. Grund war die vielfache Missachtung der Maskenpflicht. Im Clara-Zetkin-Park wurde indes das DisTanz-Festival gefeiert, das nach Streit im Vorfeld nun für neuen Zündstoff sorgt, während der Sommer sich zu einem kleinen Wochenend-Intermezzo in der Stadt eingefunden hatte. Die LZ blickt auf das zurück, was am Wochenende, 14./15. August, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Globuli-Freunde in der Stadt: Der 7. November wiederholte sich nicht

Es brauchte nicht viel Zeit und Phantasie, um am Samstag zu erkennen, was die von uns beobachtete Kundgebung der „Ärzte für Aufklärung“ und der „Bewegung Leipzig“ in der Innenstadt mit der Versammlung am 7. November des letzten Jahres gemeinsam hatte: herzlich wenig, gemessen an der trotz bundesweiter Mobilisierung geringen Zahl von gerade 1.000 Teilnehmenden und der Tatsache, dass sich ein Desaster wie vor neun Monaten nicht wiederholte.

Damals hatte die aufgeheizte Masse eine Polizeikette am Hauptbahnhof durchbrochen, die überforderte Staatsmacht musste zurückweichen. Und für einen Moment bekam das Potpourri aus Impf-Skeptischen, Verschwörungs-Fans, Esoterikern und Reichsbürgern seinen euphorischen Triumph über die vermeintliche „Corona-Diktatur.“

Aufzug endet vorzeitig nach 200 Metern

Anders am Samstag: Während zu beschwingter Musik auf dem Augustusplatz altbekannte Mythen zu angeblichen Impfschäden verkündet wurden und selbst die Lüge, im Freien sei eine Ansteckung ausgeschlossen, ihren Weg von der Bühne ins Publikum fand, kontrollierte die Polizei angesichts steigender Inzidenzen die Einhaltung der Maskenpflicht und sprach Verweigerer gezielt an.

Ein geplanter Demozug Richtung Hauptbahnhof wurde dann nach etwa 200 Metern von den Gesetzeshütern gestoppt und das Aufsetzen einer Gesichtsmaske angemahnt. Letztlich löste der Veranstalter seine Versammlung daraufhin auf – und die verbliebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zerstreute es. Einige der Demonstranten ließen sich nur zu gern von den Medienaktivisten der Szene interviewen und teilten ihre Visionen mit, wie die Diktatur zu verhindern sei.

Nur wenig Gegenprotest vor Ort

Der Widerstand in Form des gewohnten Gegenprotestes blieb am Samstag jedoch überschaubar. Wahrscheinlich, weil im sächsischen Freiberg ebenfalls eine Demo stattfand und das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ vor Ort zugegen war.

Die Kämpfer gegen die Pandemie-Maßnahmen dürften sich unterdessen längst in den Untiefen ihrer Telegram-Chats austauschen – und einige könnten am morgigen Montagabend wieder in der City zu sehen sein.

DisTanz-Festival im Clara-Zetkin-Park: Vorwürfe wegen Maskenpflicht

Von Samstagmittag bis Mitternacht feierten zudem rund 1.000 meist junge Menschen auf dem DisTanz-Festival im Clara-Zetkin-Park. Auf mehreren Bühnen traten Musiker und DJs auf, dazwischen gab es Redebeiträge. Das Veranstaltungsformat, das es erst seit 2020 gibt, möchte vor allem auf die prekäre Situation Kulturschaffender aufmerksam machen, die durch die Folgen der COVID-19-Pandemie mit Geldnot und Existenzangst kämpfen.

Jetzt allerdings gibt es neuen Krach: Nach der Ausladung von insgesamt fünf DJs im Vorfeld des eintägigen Festivals wegen rechtsmotivierter Umtriebe geht es nun um die mangelnde Einhaltung der Maskenpflicht auf dem Festgelände.

Da dies im Widerspruch zur aktuellen Schutzverordnung in Sachsen steht – Gäste von Großveranstaltungen unter freiem Himmel müssen demnach einen aktuellen Negativtest oder einen Impfnachweis vorlegen und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen sowie 1,5 Meter Abstand einhalten – wird der örtlichen Versammlungsbehörde vorgeworfen, dass sie nicht interveniert habe.

Die Techno-Bühne gegen 23 Uhr bei “DisTanz”

Video: LZ

Kleines Sommer-Intermezzo – bald grüßt der Frühherbst

Haben Sie das warme Wochenend-Wetter in vollen Zügen genossen? Nein, letzteres ist nicht ironisch gemeint – auch wenn die sächsischen Eisenbahnen am Wochenende, kurz nach dem beendeten Lokführer-Streik von Mittwoch und Donnerstag, tatsächlich stark ausgelastet waren.

Hochdruckeinfluss sorgte am Samstag und Sonntag für reichlich Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad Celsius und somit bestes Badeseen-Wetter auch in Leipzig. Wer frei hatte, nutzte die Zeit für einen Ausflug ins Freie.

Doch damit dürfte nun vorerst wieder Schluss sein: Ein Tief namens „Luciano“ lenkt zum Start der neuen Woche kühle Atlantikluft ins Land, die dann wohl auch wieder einige Nässe im Gepäck hat. Besonders am Dienstag sind heftiger Wind und Temperaturen von teilweise unter 20 Grad Celsius zu erwarten.

Der Herbst schickt seinen ersten Gruß vorbei – und die sogenannten Hundstage, die noch bis 23. August gehen (und übrigens nichts mit dem gleichnamigen Tier zu tun haben, sondern mit dem Sternbild), neigen sich langsam dem Ende entgegen. In dieser Zeit, nämlich zwischen 23. Juli und 23. August, treten häufig die heißesten Tage des Jahres auf.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Neben benanntem Demo-Livebericht vom Samstag schauen wir kritisch auf die sächsische Praxis der Abschiebung Ausreisepflichtiger und fragen satirisch, wer eigentlich unsere Feiertage klaut.

Keine Satire ist dagegen die Problematik, dass die Staatsanwaltschaft nach der DHL-Besetzung vom Juli noch immer unbeirrt auf Basis offenbar falscher Vorwürfe ermittelt.

Ein ehemaliges KZ-Außenlager in Leipzig scheint nun wieder von Rechtsextremen kontrolliert zu werden.

Außerdem berichten wir auch über geplante Baumaßnahmen im Westen, den Dauerbrenner des Leipziger Radverkehrs und die Frage, warum der Osten bis heute die Fehler des Einigungsvertrags ausbadet.

Klimaschutz-Mahnung, Afghanistan vor dramatischer Zäsur und Baustellen-Warnung

Was sonst noch wichtig war: Seit heute mahnt ein symbolischer Eiffelturm an der Nikolaikirche, die 1989 Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution war, die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele an.

Und noch ein Blick auf die internationale Arena: Die Welt schaut gebannt Richtung Afghanistan. Dort haben die islamistischen Taliban-Kämpfer kurz nach dem Abzug der internationalen Truppen in einem Eroberungsfeldzug, dessen Tempo selbst Expertinnen und Experten überraschte, immer mehr Landesteile ohne nennenswerten Widerstand der Sicherheitskräfte überrollt.

Nun stehen die selbst ernannten Gotteskrieger vor der Hauptstadt Kabul, angeblich soll ein Deal zur Machtübergabe ausgehandelt werden. Staatspräsident Ashraf Ghani (72) hat Afghanistan bereits verlassen. Die Zukunft des kriegszerrütteten Landes ist ungewiss – und tausende Menschen befinden sich innerhalb und außerhalb der Staatsgrenzen auf der Flucht vor einer drohenden Schreckensherrschaft, wie sie bis zum Sturz der Taliban vor fast zwanzig Jahren schon mal da war.

Was morgen wichtig wird: Leipzig ist eine Baustellen-Stadt. Ab morgen kommen auf Autofahrerinnen und Autofahrer erneute Verkehrseinschränkungen zu, darunter stark frequentierte Strecken wie die Ferdinand-Lassalle-Straße stadtauswärts. Auch ein Abschnitt der Dieskaustraße wird halbseitig gesperrt. Hier finden Sie eine Übersicht.

Baustellen, wie hier aktuell auf dem Cityring, sind ein Dauerthema in Leipzig. Foto: LZ
Baustellen, wie hier aktuell auf dem Cityring, sind ein Dauerthema in Leipzig. Foto: LZ

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Es gibt 2 Kommentare

Also ich bin ja auch kein Freund von den Montags-Schwurblern, aber ich finde es trotzdem bedenklich, dass Stadt und Polizei mit zweierlei Maß messen, was die Maskenpflicht und deren Durchsetzung angeht.

Davon abgesehen halte ich es nach wie vor für nahezu kriminell, dass die Stadt lärmende Musikveranstaltungen in einem ausgewiesenen FFH- bzw. Vogelschutzgebiet überhaupt zulässt. Und darüber hinaus dann sogar noch weit über in die gesetzliche Ruhezeit hinein bis 24 Uhr.

Vgl. Schutzgebietekarte: https://static.leipzig.de/fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.6_Dez6_Stadtentwicklung_Bau/61_Stadtplanungsamt/Stadtentwicklung/Landschaftsplan/Pdfs/Schutzgebietekarte_28.02.2013.pdf

Globuli-Freunde. Auch wenn der Autor nur an die Dinge glaubt, die er sieht. Globuli haben mir und meinen Kindern geholfen schwere Neurodermitiserkrankungen los zu werden ohne das eine Tablette benutzt und mit Salben die Haut weggecremt wurde. Ich möchte den Autor an das Sprichwort “Glaube versetzt Berge” erinnern. Wir Menschen sind emotionale Wesen und wir glauben viel mehr an Dinge als wir es vielleicht wahr haben wollen oder uns darüber bewusst sind.

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