Nach den Starkregenfรคllen und รberflutungen vom Wochenende in Teilen Sachsens kehrt der Freistaat allmรคhlich Richtung Normalitรคt zurรผck. Die Aufrรคumarbeiten gehen einher mit einer Bilanz der Flutschรคden โ und der Frage, wie wir uns kรผnftig gegen die Folgen von Extremwetterereignissen wappnen kรถnnen. Auรerdem: Die Landesregierung beschloss am Dienstag konkrete Maรnahmen, um die Folgen einer befรผrchteten vierten Welle an COVID-19-Erkrankungen abzufedern. Die Polizeidirektion Chemnitz meldet unterdessen, dass ein Polizeibeamter an einem rassistischen รbergriff in Bad Schlema beteiligt war. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 20. Juli 2021, in Leipzig, Sachsen und darรผber hinaus wichtig war.
Erste Bilanz nach Unwetterschรคden in Sachsen
Die Unwetter in Sachsen sind erst mal vorbei โ doch ihre Folgen werden uns wohl noch lange beschรคftigen. Die Schรคden an Bahngleisen, Brรผcken, Straรen und Hรคusern kรถnnten sich laut Umweltminister Wolfram Gรผnther (48, Grรผne) auf Millionen Euro belaufen.
Wie viel die Sachsen die Ereignisse in der Bilanz kosten werden, werde in der nรคchsten Zeit genau beziffert. Am Dienstag beschรคftigte sich das Kabinett in Dresden mit dem Thema.
Sachsens Umwelt- und Klimaschutzminister @Gruen_WGuenther rechnet mit Millionenschรคden infolge der extremen Niederschlรคge vom Wochenende. Ortstermin heute am #Lachsbach. In den kommenden Tagen und Wochen erfassen die zustรคndigen Stellen die genauen Schรคden. pic.twitter.com/wPrVmGVf7b
โ SMEKUL Sachsen (@SMEKUL_SN) July 19, 2021
Zumindest kam Sachsen, ganz anders als etwa Rheinland-Pfalz und NRW, vergleichsweise glimpflich davon, da keine Toten zu beklagen sind. Doch der Sachschaden ist immens.
Seit Samstag hatten heftige Regenfรคlle รผber dem Freistaat vielerorts fรผr รberschwemmungen gesorgt, besonders im Osten des Landes und im Erzgebirge. Zeitweise kamen bis zu 130 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden herunter โ normal wรคren 500 bis 700 pro Jahr. Ab Sonntag hatte sich die Situation entspannt.
Und wieder die Frage: War das der Klimawandel?
Wolfram Gรผnther betont, das sรคchsische Hochwasserschutzsystem habe am Samstag funktioniert. Und in der Tat hat Sachsen, gerade nach den Hochwasserlagen der Jahre 2002 und 2013, mehrere Milliarden Euro fรผr Schutzmaรnahmen investiert.
Dennoch bleibt die Frage: Hat uns der Klimawandel mit dem Hochwasser und den offiziell bisher 163 Toten in Rheinland-Pfalz und NRW einen bitteren Vorgeschmack auf die Zukunft geliefert?
Die Wissenschaft meint, so eine nur kurze Antwort an der Stelle: Einzelne Extremwetter-Ereignisse nachweisbar mit dem Klimawandel zu erklรคren, ist eher schwierig โ doch deren Wahrscheinlichkeit hรคuft sich mit der Erderwรคrmung. Die Abstรคnde zwischen รberflutungen wie jetzt oder extremer Dรผrre wie etwa 2018 werden kรผrzer.
Fรผr Sachsen gelten aktuellerer Natur die Jahre 1997, 2002 und 2013 jeweils als Jahre mit einem โJahrhundert-Hochwasserโ. Ein Wort, von dem man sich wohl verabschieden sollte.
Auch abseits groรer Flรผsse keine Sicherheit
Und: Stรคdte wie Leipzig sind keineswegs vor Hochwasserlagen gefeit. Es kรถnne jederzeit auch Kommunen abseits groรer Flรผsse treffen, sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Hier werden auch fรผr die Zukunft Konzepte zum Schutz dringend gefragt sein, zum Beispiel in der Frage der Versiegelung von Flรคchen.
Liebe Menschen, bitte lasst euch impfen!
Wir mรผssen dringend mehr Menschen vom Impfen รผberzeugen! Das ist die Quintessenz eines sogenannten Impfgipfels am Dienstag in Dresden. Vertreterinnen und Vertreter aus sรคchsischer Regierung, Kommunen, Sozialverbรคnden, Sport, Gesundheits- und Sozialwesen haben in der sรคchsischen Landeshauptstadt รผber Maรnahmen und Anreize diskutiert, um die stagnierende Impfbereitschaft in Sachsen wieder in den Griff zu kriegen.
Ministerprรคsident Michael Kretschmer twitterte, eine Impfung sei โgelebte Nรคchstenliebeโ fรผr jene, die sich nicht schรผtzen kรถnnten. Fรผr den beinahe verzweifelten Appell gibt es gute Grรผnde. In Sachsen sind erst rund 43 % der Bevรถlkerung vollstรคndig gegen COVID-19 immunisiert (damit ist der Freistaat รผbrigens Schlusslicht im Bundesvergleich), es herrscht kein Mangel an Impfstoff mehr, sondern ein รberschuss. Doch die Kampagne stottert.
Impfen ist der sicherste Schutz vor der 4. Welle. Jetzt ist die Zeit, sich #impfen zu lassen. Nur die 2. Impfung schรผtzt vollstรคndig, schรผtzt den Einzelnen & damit auch die #Gemeinschaft. Das ist gelebte #Nรคchstenliebe โ fรผr die, die sich eben nicht schรผtzen kรถnnen. #รrmelHoch https://t.co/2XwbQWa8uS
โ Michael Kretschmer (@MPKretschmer) July 20, 2021
Diskutiert wird nun รผber die Bereitstellung von mehr Informationsmaterialien und die Schaffung niederschwelliger Angebote, um mehr Impfmuffel und Schwankende dazu zu bewegen, sich einen Impfstoff injizieren zu lassen.
Denn eines gilt als sicher: Angesichts der grassierenden Delta-Variante des Virus Sars-CoV-2 kรถnnte nur eine sehr hohe Impfquote eine vierte Ansteckungs-Welle noch ausbremsen, die immer mehr Expertinnen und Experten fรผr den Herbst in Deutschland erwarten.
Wirksames Mittel gegen vierte Welle, erneuten Lockdown, erneut geschlossene Kitas und Schulen, erneute Dramen in Pflegeheimen und Krankenhรคusern: Impfen. Wer sich impfen lรคsst, schรผtzt sich und andere. #Impfgipfel pic.twitter.com/XbuNri2XTR
โ Wolfram Gรผnther ๐ช๐บ๐ณ๏ธโ๐๐บ๐ฆ๐ฎ๐ฑ๐ฉ๐ช (@Gruen_WGuenther) July 20, 2021
Mit Vollgas in die vierte Welle?
Unter derzeit realistischen Parametern scheint die Verhinderung der neuen Welle faktisch ausgeschlossen. Wohl auch deswegen rรผstet sich Sachsen mit einem Maรnahmenbรผndel, das am Dienstag beschlossen wurde, fรผr die kommenden Wochen Richtung Herbst.
Dieser sieht laut Informationen der Leipziger Volkszeitung unter anderem die Bereitstellung von ausreichend Corona-Tests, mehr Impfungen, Tests fรผr Schรผlerinnen und Schรผler sowie Lehrkrรคfte vor. Auch Urlaubs-Rรผckkehrer sollen unter Umstรคnden zum Test verpflichtet sein, zugleich wurden Strategien zur mรถglichen Vermeidung pandemiebedingter Schlieรungen von Lรคden, Gastronomie und Kultureinrichtungen entworfen.
Die Pandemie โ sie ist noch lรคngst nicht verschwunden. Vielmehr sind wir nach fast anderthalb Jahren angekommen โ im Leben mit dem Virus.
Polizeibeamter an rassistischer Straftat beteiligt
Erst am Sonntag berichtete die LZ neben vielen anderen Medien in โDer Tagโ kurz รผber einen Fall, bei dem am 17. Juli 2021 gegen 20:20 Uhr ein 20-jรคhriger somalischer Staatsbรผrger im Aue-Bad Schlema in einem Linienbus von acht Mรคnnern rassistisch beleidigt, angegriffen und verletzt wurde.
Nun stellt sich heute durch eine weitere Mitteilung der Polizeidirektion Chemnitz heraus, dass sich unter den 37 bis 49 Jahre alten, acht Angreifern ein Polizeibeamter befand. Zwar, so die Polizei selbst, soll er sich nicht am Angriff beteiligt haben โ doch Einspruch oder gar eine Intervention seitens des Beamten sei auch nicht erfolgt.
So sei bei der โSichtung der Videoaufnahmen aus dem Linienbus (โฆ) ein aktiver Beitrag des Beamten an der gefรคhrlichen Kรถrperverletzung nicht ersichtlich. Zu sehen ist aber auch, dass der Polizeibeamte den kรถrperlichen Angriff nicht unterbunden hat und dem 20-Jรคhrigen, der leicht verletzt wurde, auch nicht zu Hilfe kam.โ
Dazu wรคre der Beamte wohl neben der gegebenen Mรถglichkeit in dem Sinne doppelt verpflichtet gewesen, da er durch die unterlassene Hilfeleistung gegen seine โbeamtenrechtlichen Pflichtenโ, welche auch auรerdienstlich bestehen, verstoรen habe.
Neben den Strafermittlungen gegen ihn und die sieben anderen Personen wird nun ein dienstrechtliches Verfahren gegen ihn erรถffnet. Was das nรผtzt und wieso diesem wie jedem Beamten mit einem solchen Freizeit- oder Dienstverhalten gekรผndigt werden sollte โ darรผber ist lรคngst eine Debatte entbrannt.
"stellte sich heraus, dass ein Polizeibeamter der Polizeidirektion #Zwickau im Dienstfrei zur besagten achtkรถpfigen Gruppe gehรถrte", welche gemeinsam einen "20-jรคhrigen somalischen Staatsbรผrger in einem Linienbus" angriff & verletzte. https://t.co/6ecRKHoPHI#Polizei #Sachsen
โ Leipziger Zeitung (@LIZ_de) July 20, 2021
Worรผber die LZ heute berichtet hat: FDP-Bundestagskandidat Renรฉ Hobusch stand seinem Namensvetter und unserem Kollegen Renรฉ Loch Rede und Antwort zu wichtigen Fragen (Teil 2 des Interviews). Morgen wird in der Leipziger City mรคchtig getrommelt.
Ein sehr prominenter Wissenschaftler besuchte das Zeitgeschichtliche Forum. Wir hinterfragen die nachhaltige Nutzung von Auen, nicht nur nach den Folgen der Unwetter in Teilen Deutschlands.
Auf der Erich-Zeigner-Allee wird es Zeit fรผr ein Parkverbot und unser leidenschaftlicher Buchrezensent Ralf Julke sinniert รผber โDie schรถne Jugendzeit.โ
Bundestagswahl, Thรผringer Landtag, Privatreise ins All, Attentat auf Hitler
Was heute sonst noch wichtig war: 26 Parteien, bekannte und weniger bekannte, haben ihre Listen fรผr die Bundestagswahl in knapp zehn Wochen eingereicht.
Nachdem die geplante Auflรถsung des Thรผringer Landtags nicht zustandekam, will die amtierende rot-rot-grรผne Regierung von Ministerprรคsident Bodo Ramelow (65, Linke) jetzt auf andere Weise nach Mehrheiten fischen.
Der Milliardรคr Jeff Bezos ist ins All gestartet โ schรถn fรผr den Amazon-Grรผnder, aber eher Privatvergnรผgen eines Superreichen als ein Auftakt zum breiten Weltraum-Tourismus. Dieser wird schon allein durch die enormen Ressourcen verhindert werden, die ein solcher Ausflug verbrennt. Oder eben von der Klimakrise geschluckt werden, denn รถkologisch ist an dieser Idee wirklich gar nichts.
Heute vor 77 Jahren scheiterte das Attentat auf Adolf Hitler. Eine Gruppe von Militรคrs um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Henning von Tresckow hatte ein Komplott entworfen, um den Diktator zu tรถten und vor allem die absehbare Kriegsniederlage abzuwenden.
Doch Hitler รผberlebte die Detonation des Sprengstoffes im โFรผhrerhauptquartier Wolfsschanzeโ in Ostpreuรen, Stauffenberg und weitere Verschwรถrer wurden am gleichen Abend erschossen, Tresckow beging an der Ostfront Suizid. Schauprozesse und hunderte Hinrichtungen folgten noch bis 1945.
Der militรคrische Widerstand polarisiert bis heute. Wรคhrend Bewunderer auf den Mut und die Entschlossenheit der Offiziere hinweisen, bemรคngeln andere deren rechtsnationale und oft antisemitische Gesinnung. Diese Figuren taugten nicht als Vorbild, meinen Kritiker.
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Vielen Dank dafรผr.
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Georg Elser wollte Hitler am 8.11.1939 tรถten, um einen Krieg zu verhindern. Warum wird ihm nicht mehr gedacht? Die Stauffenberg u. Co. hatten ganz andere Beweggrรผnde, die werden viel zu hochgejubelt.