Während die Demonstrationen anlässlich des Nahostkonflikts in Leipzig am Samstag relativ ruhig abliefen, kam es am Sonntag in Dresden während und nach einem Spiel von Dynamo Dresden gegen Türkgücü München zu erheblichen Ausschreitungen. Dabei wurden Polizei und Medien/-vertreterinnen massiv angegriffen. Außerdem nutzten viele Leipziger/-innen am Wochenende die neue Möglichkeit der Außengastronomie – wobei nicht alle Restaurantbetreiber/-innen dasselbe Begriffsverständnis von „Außengastronomie“ zu haben scheinen. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende des 15. und 16. Mai 2021 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Trotz Regenschauern volle Tische vor Restaurants

Leipzig konnte am Freitag als erste Region in Sachsen aufgrund anhaltend niedriger Unter-100-Inzidenz weitreichend lockern. Am sichtbarsten wurden die Lockerungen vor den Bars und Restaurants der Stadt: Viele Betreiber/-innen ließen sich das „Ihr dürft wieder“ nicht zweimal sagen und trafen mit großer Vorfreude und Schnelligkeit die Vorbereitungen, die nötig sind, um wieder Gäste im Außenbereich willkommen zu heißen.Trotz des teils regnerischen Wetters war die Nachfrage nach einem Platz groß. Viele Online-Buchungsportale von Gastronomieketten in der Innenstadt zeigten bereits am Freitag keine freien Plätze mehr an. Dass nicht alle Betreiber/-innen unter dem Begriff „Außengastronomie“ dasselbe verstehen, zeigte sich am Freitagabend auf der Karl-Liebknecht-Straße. Eine Lokalität empfing ihre Gäste in einem seitlich abgeschlossenen Pavillon, was virtuelles Kopfschütteln auf Twitter hervorrief.

Testzentrum im Neuen Rathaus nun geschlossen

Die am Wochenende übermittelten Corona-Zahlen lassen hoffen. Leipzig setzt seinen Abwärtstrend fort und weist Stand Sonntag eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund 59 auf. Sie ist damit weiterhin Negativspitzenreiter im sachsenweiten Vergleich. Als nächste Region in Sachsen dürfte die Landeshauptstadt Dresden (aktuell Sieben-Tage-Inzidenz von etwa 80) an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen die Hunderter-Marke unterschreiten und somit die sogenannte Bundesnotbremse lösen können.

Wo ein Testzentrum schließt, öffnet ein neues: Seit Samstag ist das Testzentrum im Neuen Rathaus geschlossen. Es war einer der ersten Orte in Leipzig, an dem man sich kostenlos auf Corona testen lassen konnte. Geöffnet hatte es insgesamt neun Wochen – vom 13. März bis 14. Mai. Gleich um die Ecke, auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, gibt es seit Freitag eine neue Testmöglichkeit. In sogenannten „Bike-In“- und „Walk-In“-Teststrecken können sich speziell Radfahrer/-innen und Fußgänger/-innen kostenlos einem Schnelltest unterziehen.

Mehrere Demos am Samstag in Leipzig

Der erneut entflammte Nahostkonflikt war am Samstag Anlass zweier Demonstrationen auf dem Augustusplatz. Mehrere hundert Personen beteiligten sich an einer Israel-solidarischen bzw. pro-palästinensischen Kundgebung. Am Rande der Demonstrationen wurde ein Mann nahe des Uniriesens zusammengeschlagen, woraufhin ein Krankenwagen herbeieilte.

Gleichzeitig hielten mehrere Initiativen an der Moritzbastei eine 24-stündige Mahnwache unter dem Motto „Gegen die deutsche und europäische Abschottungspolitik!“, beginnend am Samstag 12 Uhr. „Mit der Mahnwache soll mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für die Menschenrechtsverletzungen der EU geschaffen werden, sei es auf dem Wasser, in der Luft oder auf dem Land“, hieß es im Aufruf der Organisator/-innen.

Dynamo-Hooligans sorgen für massive Ausschreitungen in Dresden

17 Ermittlungsverfahren, 30 Personen in Gewahrsam, gewaltsame Angriffe auf Journalist/-innen und Polizist/-innen und mindestens ein Dutzend beschädigte Polizeifahrzeuge – das ist die vorläufige Bilanz der „Aufstiegsfeier“ in Dresden heute. Die SG Dynamo Dresden hat sich am heutigen Sonntag im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion mit einem 4:0-Sieg gegen Türkgücü München den Aufstieg in die Zweite Fußballbundesliga gesichert.

Bereits während der Partie begannen laut Polizeimeldung „mindestens 500 Gewaltbereite“, Absperrungen vor dem Stadion zu durchbrechen und Polizeibeamt/-innen massiv zu attackieren. Dabei flogen Pyrotechnik, Flaschen und Steine Richtung Polizei, begleitet von „Alle Bullen sind Schweine“-Sprechchören. Die Ausschreitungen dauerten mehrere Stunden an.

„Die Beamten mussten von der Mehrzweckpistole Gebrauch machen, um Reizstoffe einzusetzen“, heißt es in der Polizeimeldung weiter. Auch Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa bezeichnete die Ereignisse als „erschreckende Szenen“ die zeigen würden, „dass die Deeskalationsstrategie der Polizei nur dann funktioniert, wenn beide Seiten das auch wollen“.

Mindestens ein Journalist wurde von den Hooligans so stark verletzt, dass er notärztlich behandelt werden musste. Laut Polizei wurde der 17-jährige Fotograf, der wohl Mitglied der Jugendpresse Sachsen ist, von Unbekannten geschlagen und getreten. Die Polizei appellierte in ihrem Medienbericht heute an von Angriffen betroffene Medienvertreter/-innen, Anzeige zu erstatten.

Universitätsbibliothek öffnet wieder und geringere Steuerausfälle als erwartet

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Die Steuerschätzung für Sachsen prophezeit für 2021 und 2022 weniger Corona-Notkredite als 2020; die düsteren Einnahmeerwartungen aus dem vergangenen November sind laut Finanzministerium glücklicherweise nicht ganz so schlimm eingetroffen

Außerdem hat die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat eine vorgelagerte Veränderungssperre für den Biotopschutz beantragt. Und unser Autor Lucas Böhme hat sich die im Verlag C. H. Beck erschienene Überblicksdarstellung „Die deutschen Geheimdienste“ von Wolfgang Krieger angeschaut.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Viele EU-Länder empfangen wieder deutsche Tourist/-innen oder lockern ihre Corona-Auflagen für Ein- und Ausreisende. Seit Samstag entfällt die Quarantänepflicht für Urlauber/-innen in Italien. Ab Montag erlaubt Portugal wieder Tourismus unter bestimmten Bedingungen. Vom Flughafen Leipzig/Halle hob am Wochenende der erste Flieger auf die griechische Insel Rhodos seit vielen Monaten ab, wie MDR Aktuell berichtete.

Was morgen passieren wird: Viele Leipziger Studierende haben diesen Zeitpunkt lang herbeigesehnt. Die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) öffnet am Montag nach Monaten ihre Lesesäle wieder für die Präsenznutzung. Plätze müssen wie bereits im Herbst vorab über das Buchungssystem reserviert werden. Es besteht eine Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske.

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