Am 2. März 2020 wurde der erste Corona-Fall in Sachsen bekannt. Genau ein Jahr später scheint die Pandemie an einem neuen Wendepunkt: Die Fallzahlen beginnen wieder zu steigen, ein Ende ist nicht in Sicht, während die nächste Beratungsrunde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) am Mittwoch mit den Regierungschefs der Länder schon ihre Schatten vorauswirft. Laut einer Beschlussvorlage könnte der weitgehende Shutdown in Deutschland in die Verlängerung gehen – mit wenigen Lockerungen. Außerdem: Das sächsische LKA sucht nach dem Brandanschlag auf einen PKW in der Chopinstraße nach Zeugen. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, dem 2. März 2021 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Am gestrigen Montag trat ein, worauf viele Menschen nicht nur in Leipzig sehnsüchtig gewartet hatten: Friseurgeschäfte, Fußpflegesalons, Musik- und Fahrschulen durften nach wochenlanger Zwangspause wieder ihre Pforten öffnen. Doch von einer Normalität des öffentlichen Lebens sind nicht nur Leipzig, Sachsen und Deutschland immer noch weit entfernt.

Ein Jahr Corona in Sachsen

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner in einer Woche) in der Bundesrepublik bei 65,4 und damit über dem Wert vom letzten Freitag (62,6). Auch Sachsen zeigt sich wieder komplett im roten Bereich, die Stadt Leipzig, die neben Chemnitz zuletzt relativ wenig Neuinfektionen zu verzeichnen hatte, meldet ebenfalls wieder eine Steigerung des Inzidenzwerts.

Mutmaßlicher „Übeltäter“ ist die britische Virus-Mutation B.1.1.7, die als ansteckender gilt und wahrscheinlich häufiger zu schweren Verläufen einer COVID-19-Infektion führt.

Heute vor genau einem Jahr war in Sachsen die erste Corona-Infektion bei einem Mann gemeldet worden, der aus Italien zurückgekehrt war. Was dann folgte, wissen wir nur zu gut: Zwei Wochen später wurden Großveranstaltungen untersagt, Museen, Opern, Bibliotheken, Kirchen und Sportstätten geschlossen.

Nach heutigem Stand haben nach offiziellen Angaben allein in Sachsen 7.847 Menschen infolge oder mit einer COVID-19-Infektion ihr Leben verloren. Der MDR hat angesichts des traurigen Jahrestags eine rückblickende Chronik aufgestellt.

„Blindflug in die dritte Welle“?

Eine dauerhafte Trendumkehr ist noch nicht in Sichtweite. Nach Informationen von SPIEGEL online könnte die morgige Beratung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) mit den Ländern eine neue Auflage des Shutdowns bis Ende März beschließen, die allerdings mit Zugeständnissen einhergehen kann.

So sollen laut der Vorlage Kontaktbeschränkungen gelockert und bestimmten Läden eine Öffnung genehmigt werden, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Da die Inzidenz bundesweit um die 60 pendelt und weit entfernt von der angestrebten 35er-Marke ist, dürfte es noch nicht zu umfassenden Lockerungen kommen.

Allerdings gehen die Positionen zu einer Öffnung auch unter den Ländern auseinander. Daher ist morgen mit langen Beratungen und heftigen Debatten zu rechnen. Sachsen wird jedoch eher auf die Bremse treten, und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (54, CSU) warnt offen vor einem „Blindflug in die dritte Welle.“

Auch aus der Medizin mehren sich kritische Stimmen: Eine überhastete Öffnung könnte der jetzt womöglich anstehenden, dritten Infektionswelle Tür und Tor öffnen. Vielmehr müssten die Einschränkungen Bestand haben, um das Zeitfenster auch für weitere Impfungen zu nutzen.

Zeugenaufruf nach Brandanschlag

Am Morgen des vergangenen Samstags, kurz nach Mitternacht, stand ein Citroën C1 in der Chopinstraße, Ecke Hans-Poeche-Straße in Flammen. Der auf eine Immobilienfirma zugelassene Wagen brannte komplett aus. Laut Erkenntnissen der Ermittler liegen Hinweise auf eine gezielte Brandstiftung vor. Im Umfeld des Tatorts sollen vier dunkel gekleidete Radfahrer aufgefallen sein, die sich in östliche Richtung entfernten.

Wegen des Verdachts einer politisch motivierten Straftat hat die „Soko LinX“ des LKA Sachsen den Fall übernommen und bittet um Zeugenhinweise. Inzwischen soll auch ein Bekennerschreiben aufgetaucht sein. In Leipzig kommt es seit geraumer Zeit immer wieder zu Brandanschlägen, die der linksextremen Szene zugerechnet werden. In der Silvesternacht 2020/21 fackelten Unbekannte Bundeswehrfahrzeuge ab.

Worüber die LZ heute berichtet hat: In der Auseinandersetzung um den Getränkelieferanten „Durstexpress” kam es am Arbeitsgericht zu keiner gütlichen Einigung über die Zukunft Beschäftigter. Nun werden eingegangene Kündigungsklagen Ende Juni verhandelt.

In Leipzig werden Tafeln, die das Füttern von Enten und anderen Wildtieren verbieten, regelmäßig ignoriert. Ein Student klagt gegen die Video-Überwachung während einer pandemiebedingt im Online-Modus abgehaltenen Klausur.

Und es wird über den Standort des Schulmuseums gestritten, während auch der Bebauungsplan für den Wilhelm-Leuschner-Platz ein heißes Debattenthema bleibt.

Was heute außerdem wichtig war: Über fünf Jahre nach einem tödlichen Raserunfall in Berlin soll ein Angeklagter für 13 Jahre ins Gefängnis. Dem jetzigen Urteil ging ein Justizmarathon voraus, der sich um die Frage drehte, ob ein Raser wegen Mordes verurteilt werden kann.

Außerdem: Nun steht endgültig fest, dass der Süßwaren-Hersteller Haribo seinen Betrieb in Wilkau-Haßlau schließen wird. Das Unternehmen begründet den Rückzug vom einzigen Standort in Ostdeutschland mit hohen Kosten. Übernahme-Verhandlungen mit dem Konkurrenten Katjes endeten zuvor ohne Ergebnis. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (47, SPD) kritisierte das endgültige Aus.

Was morgen wichtig wird: In Leipzig wird der Prozess um den tödlichen Angriff auf eine junge Mutter im Leipziger Auwald fortgesetzt. Wegen Mordes muss sich ihr Ex-Partner seit Oktober 2020 am Landgericht verantworten. Zuletzt war es immer wieder zu scharfem Streit zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Richterbank gekommen.

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