Der รคlteste Sohn von August und Ottilie von Goethe, Walther Wolfgang Freiherr von Goethe, letzter Nachfahre seines berรผhmten Groรvaters, geboren am 9. April 1818 in Weimar, starb auf einer Reise in Leipzig am 15. April 1885, wenige Tage nach seinem 67. Geburtstag. Seit Kindertagen mit dem gleichaltrigen Carl Alexander auf vertraulichem Fuรe stehend, erkundigt sich der Weimarer Groรherzog sehr oft nach dem Befinden seines Freundes Walther von Goethe.
รberliefert sind folgende Tagebuchnotizen: โLeipzig, 2. 1. 1885. Besuch bei Walther Goethe, der seit Dezember in Leipzig weilt und im Augenblick durch einen Hexenschuร dort festgehalten wird. Er hinterlieร mir einen schmerzlichen Eindruck. โ 15. 4. 1885. Wรคhrend des Mittagessens empfing ich aus Leipzig eine Depesche des jungen Vulpius, des Arztes, der mich davon unterrichtete, daร die Schwรคche Walther Goethes zunimmt โฆ Abends um elf Uhr eine neue Depesche von Vulpius empfangen, die mir anzeigte, daร mein lieber und ausgezeichneter Freund Walther gestorben ist.โ
Sein Tod soll am genannten Tag um 20 Uhr โunter geradezu dรผrftigen Umstรคndenโ im Hotel โZum Norddeutschen Hofโ an der damals sogenannten Theatergasse 12 eingetreten sein. Diese Angaben verdanken wir Dr. Walter Lange, seinerzeit Kustos im Leipziger Stadtgeschichtlichen Museum.
Nach einer Beschreibung des Lebensweges des Verstorbenen, den man auch woanders nachlesen kann, heiรt es bei Walter Lange dann weiter: โIm Dezember 1884 kam Walther nach Leipzig, nahm im โNorddeutschen Hofโ Wohnung und gab an, acht Tage bleiben zu wollen. Was ihn nach Leipzig gefรผhrt hat, wissen wir nicht; vielleicht wollte er von Thalmann hรถren, wie sein Bruder in einer Erbschaftsangelegenheit, die sehr ungรผnstig fรผr sie beide verlaufen war, gedacht hatte. Wir wissen auch nicht, warum er lรคnger, als er geplant hatte, blieb.
Er war seit Jahren lungenleidend. Im Mรคrz 1865 erlitt er einen Blutsturz. Als der Groรherzog Carl Alexander davon hรถrte, bat er seinen Vetter, den Arzt, Dr. Vulpius, nach Leipzig zu fahren und Walther nach Weimar zu bringen. Da dieser selbst unpรครlich war, schickte er seinen Sohn, der gerade sein medizinisches Studium abgeschlossen hatte.
Der traf etwa 14 Tage vor Walthers Tode in Leipzig ein, erkannte sofort, daร er es mit einem vom Tode Gezeichneten, an dessen Transport gar nicht mehr zu denken war, zu tun hatte, und sandte den Salonwagen, den der Groรherzog nach Leipzig hatte รผberfรผhren lassen, zurรผck. Er und Thalmann waren die einzigen, die an Walthers Sterbebett standen.

In Leipzig hatte Walther am 10. Mรคrz sein berรผhmtes Testament niedergeschrieben, in dem er die Groรherzogin Sophie und den weimarischen Staat zu seinen Erben einsetzte. Er und sein Bruder haben sich zwar zu Lebzeiten viele Feinde gemacht, indem sie Mรคnnern, die ganz gewiร nicht Neugier trieb, den Einblick in die Hinterlassenschaft ihres Groรvaters verweigerten, aber sich andererseits ein ungeheures nationales Verdienst erworben, indem sie diese trotz verlockendster Angebote zusammenhielten.โ
Auf dem Grabmal des Walther von Goethe auf dem Historischen Friedhof in Weimar steht:
โMit ihm erlosch Goethes Geschlecht, dessen Name alle Zeiten รผberdauert.โ
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