Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Diesmal geht es um die Autobahnkirche in Hohenwarsleben an der A2 in Sachsen-Anhalt. Angespannt unterwegs auf der Autobahn? Zeit für eine Pause nach unzähligen Langstrecken-Kilometern?

Wie wäre es mit einem Zwischenstopp? Etwa an einer Autobahnkirche: Durchatmen und eine Portion Ruhe tanken – um dann entspannt-besonnen weiterzufahren.

Das ist – stark verkürzt – die Idee der Autobahnkirchen. Um einige sehenswerte, offiziell „Autobahnkirchen“ genannte Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Autobahnkirche in Hohenwarsleben an der A 2.

Die Kirche St. Benedikt zu Hohenwarsleben, einem Ortsteil der Gemeinde Hohe Börde, ist eine evangelische Kirche bei Magdeburg im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt. Das Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert gehört zum Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Das Gotteshaus ist zugleich Autobahnkirche an der Bundesautobahn 2 nahe der Ausfahrt Irxleben. Sein Namensgeber ist Benedikt von Nursia.

Geschichte und Ausstattung

Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus der Zeit um 1199, das Patronat hatte das Kloster Unser Lieben Frauen zu Magdeburg. Etwa vier Jahrzehnte früher, im Jahr 1160, entstand sein ältestes Architektur-Zeugnis – der in der Ostwand eingemauerte, sogenannte Würfelfries.

Blick zum Altar (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935561)
Blick zum Altar (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935561)

Wohl um 1200 entstand das sieben Meter hohe Untergeschoss des Kirchturms, etwa ab 1400 gab es ein Kirchengebäude aus Stein. In der Außenmauer ist ein spätgotisches Kreuzigungsrelief mit Maria und Josef aus den Jahren 1470 bis 1490 zu finden.

Die Sakramentsnische hinter Altar und Altarblock – Mensa und Stipes – belegt, dass die Kirche um 1500 in den heutigen Abmessungen bestanden hat: Sie steht an ihrem ursprünglichen Ort. Aufgrund der Baufälligkeit in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche umfassend erneuert. Der Turm wuchs, die Außenwände wurden instand gesetzt, Fenster vergrößert, und Rundbögen ersetzten den flachen Bogenabschluss. Der Umbau lässt sich auf das Jahr 1664 datieren.

Bei der jüngsten Innen- und Außensanierung wurden im Putz Sichtfenster geschaffen, die Einblick geben in Lage und Gestalt der ursprünglichen Kirchenfenster. Weitere Sichtfenster ermöglichen den Blick auf den mittelalterlichen Putz, der bei den Baumaßnahmen entdeckt wurde.

Kanzelaltar (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935579)
Kanzelaltar (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935579)

Die bauliche Erweiterung erfolgte im Jahr 1700. Am 23. Oktober 1806 wurde die Kirche zerstört, ihre Wiederherstellung am 23. Oktober 1814 abgeschlossen. 1901 wurde sie erneuert.

Im Jahr 1978 kam es zur baupolizeilichen Sperrung des Gotteshauses wegen Einsturzgefahr – der Dachstuhl drohte einzustürzen. Damals wurden das gesamte Inventar sowie die Orgelpfeifen geborgen. Anfang der 1990er Jahre wurde zwar die Turmhaube erneuert, jedoch stürzten 1994 der Dachstuhl der Vorhalle und Dachteile des westlichen Kirchenschiffs ein.

Ernsthafte Überlegungen zur Rettung der Kirche gab es beim 22. Evangelischen Kirchbautag im Jahr 1996. Aus der Idee wurde Wirklichkeit: Umfangreiche Fördermittel und Spenden ermöglichten ihre Sanierung im Zeitraum 1997 bis 2002.

Taufstein und Empore mit verglastem Gemeinderaum (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935564)
Taufstein und Empore mit verglastem Gemeinderaum (Subbass1, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=107935564)

Und auf der Empore entstand ein beheizbarer, mittels Glaswand vom Kirchenschiff abgetrennter Gemeinderaum, der ganzjährig nutzbar ist.

Autobahnkirche

Am 24. Dezember 1998 gab es für die Kirchgemeinde nach 20 Jahren Pause wieder einen Gottesdienst in ihrem Kirchengebäude. Damals wurde ein neues Nutzungskonzept erdacht und verwirklicht: Seit dem 21. September 2002 ist sie eine Autobahnkirche an der Autobahn A2.

Angekündigt wird eine naheliegende Autobahnkirche mit blauen Informationstafeln entlang der Autobahn. Einfach mal ausprobieren – den Zwischenstopp an der Autobahnkirche!

Koordinaten: 52° 10′ 47,4″ N, 11° 29′ 56″ O

Die Autobahnkirche Hohenwarsleben auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Benedikt_(Hohenwarsleben)

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