Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Diesmal geht es um die Autobahnkirche Gelmeroda bei Weimar an der A4. Angespannt unterwegs auf der Autobahn? Zeit für eine Pause nach unzähligen Langstrecken-Kilometern? Wie wäre es mit einem Zwischenstopp?

Etwa an einer Autobahnkirche: Durchatmen und eine Portion Ruhe tanken – um dann entspannt-besonnen weiterzufahren. Das ist – stark verkürzt – die Idee der Autobahnkirchen. Um einige sehenswerte, offiziell „Autobahnkirchen“ genannte Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Autobahnkirche Gelmeroda in Thüringen.

Die Dorfkirche Gelmeroda steht im Ortsteil Gelmeroda der Stadt Weimar in Thüringen. Da der Künstler Lyonel Feininger sie oft als Motiv genutzt hat, wird sie auch Feininger-Kirche genannt. Das Gotteshaus gehört zum Kirchengemeindeverband Buchfart-Legefeld im Kirchenkreis Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Lage

Die Kirche steht nahe der Anschlussstelle der Bundesautobahn 4 zur Bundesstraße 85 nach Weimar. Sie liegt auf einer erhöhten, nach Süden ansteigenden Ebene.

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde der älteste Teil der Chorturmkirche errichtet. Wenige Jahre folgte die Erweiterung des Chors nach Osten. Dort finden sich Reste mittelalterlicher Seccomalerei.

Das Langhaus wurde im 14/15. Jahrhundert erbaut und später noch einmal umgebaut.

Zur DDR-Zeit war das Gotteshaus dem Verfall preisgegeben. Doch Bürger des Dorfes und Umfelds wurden als Mitglieder eines Vereines aktiv und retteten das Gebäude vor dem Verfall.

An der Feininger-Kirche bei Weimar (spunkmeyer68, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=10849283)
Die Feininger-Kirche bei Weimar (spunkmeyer68, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=10849283)

Nach umfassender Sanierung wurde die Kirche 1991 wieder eingeweiht. 1994 erhielt sie den Status als Autobahnkirche – als erste Kirche in den sogenannten neuen Bundesländern.

Orgel

Die kleine Orgel auf der Empore mit sechs Registern auf einem Manual und Pedal schuf 1972 als sein Meisterstück Klaus Kopetzki aus Steinheim an der Murr. Sie erklingt seit 1990 in Gelmeroda. Zunächst als Dauerleihgabe genutzt, kaufte 2012 die Kirchgemeinde das Instrument.

Glocken

Aus dem Jahr 1864 stammt die Bronze-Kirchenglocke von Glockengießermeister Carl Friedrich Ulrich aus Apolda.

1999 konnte eine zweite Glocke angeschafft werden: Entworfen haben sie Glockengießermeister Peter Schilling (1930–2001) und seine Frau Margarete Schilling.

Den Glockenschmuck dieser letzten Glocke der Glockengießer-Dynastie Schilling aus Apolda schuf der Künstler und Glockengestalter Horst Jährling (1922–2013) aus Weimar. Gegossen hat sie als großes öffentliches Ereignis auf dem Marktplatz in Weimar die Glockengießerei Rudolf Perner aus Passau.

Feininger-Kirche

Die Gestalt des Kirchturms von Gelmeroda hat immer wieder den deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger (1871–1956) inspiriert – er durchzieht wie ein Leitmotiv alle seine Schaffensperioden. Daher trägt diese Kirche auch den Beinamen Feininger-Kirche.

Die Innenansicht (Subbass1 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=142878679)
Innenansicht (Subbass1 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=142878679)

Feininger lebte mit seiner Familie von 1919 bis 1926 in Weimar, wo er als Bauhaus-Meister tätig war. Zwischen 1906 und 1937 war er immer wieder für Arbeits- und Studienaufenthalte im Umland von Weimar zu Gast – er fühlte sich der Gegend offensichtlich eng verbunden.

Feiningers Kunst gelangte zu Weltruhm. Dies war mit ein Anlass, die „Lichtskulptur Gelmeroda 9803“ zu erschaffen – als eine mit dem Gotteshaus und der umgebenden Lufthülle kommunizierende Lichtkunst. Als temporäres Kunstwerk, das immer wieder neu entsteht, ist sie der Kulturhauptstadt Weimar 1999 gewidmet. Jährlich besuchen etwa 10.000 Gäste diese Kirche.

Autobahnkirchen werden angekündigt auf den braunen Informationstafeln entlang der Autobahn – den sogenannten touristischen Unterrichtungstafeln. Einfach mal ausprobieren – den Zwischenstopp an der Autobahnkirche!

Koordinaten: 50° 57′ 0,8″ N, 11° 18′ 0,9″ O

Die Kirche Gelmeroda auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Gelmeroda

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