Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Diesmal geht es um ein Gotteshaus in Dippoldiswalde im Erzgebirge. Wer eine Bilderkirche betritt, legt den Kopf in den Nacken: Gemälde an der Decke des Kirchenschiffs zeigen Personen und Szenen aus der Bibel.
Um einige dieser besonderen, auch „Bibelkirchen“ genannten Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Bilderkirche Dippoldiswalde.
Die Stadtkirche St. Marien und Laurentius ist eine denkmalgeschützte, evangelisch-lutherische Kirche in Dippoldiswalde und steht zwischen dem Markt und dem Schloss.
Geschichte und Bauwerk
Aus der Gründungszeit von Dippoldiswalde (erste urkundliche Erwähnung 1218) sind zwei steinerne Kirchenbauten bekannt: St. Nikolai im Waldhufendorf in der Weißeritzaue und die Marienkirche in der Oberstadt, der Bergbausiedlung oberhalb der Weißeritz.
Der erste Bau der Marienkirche war eine romanische Basilika, von der die unteren Stockwerke des Turms mit dem Hauptportal der Kirche erhalten sind.
Nach den Zerstörungen in den Hussitenkriegen wurde die Kirche um 1500 als gotische Hallenkirche wieder aufgebaut, siehe die Jahreszahl 1506 über dem Südportal. Im Jahr 1541 wurde die Reformation eingeführt.
Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche in schlichter Gestalt wiederhergestellt, dies betrifft insbesondere die Innenraumgestaltung und die Erneuerung des Altarraums, die neue Weihe erfolgte im Jahr 1638.
Auf dem gotischen Deckengewölbe wurde vom Maler Samuel Heber aus Fürstenwalde eine einfache Renaissancemalerei in Weiß und Grün mit vielen Blumen (Paradieswiese) aufgebracht, die Fenster und Türen sind farbig hervorgehoben. Die Vollendung des Kirchturms mit einem barocken Turmaufsatz erfolgte 1686 von Wolf Caspar von Klengel.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden im Kirchenraum zahlreiche Emporen eingebaut und mit Bildern versehen: An der „Ratsherrenempore“, der unteren Empore an der Nordseite, weisen die Bilder und Sprüche aus der Bibel auf die Pflichten der Obrigkeit in ihrem Dienst für das gemeine Volk hin (wie etwa Eintreten für Gerechtigkeit, Armenpflege und das Wohl der Stadt); an der Empore darüber sind es Bilder aus dem Alten Testament, so etwa der Turmbau zu Babel.
Von 1964 bis 1980 wurde das Gotteshaus unter Leitung von Pfarrer Gottfried Busch mit vielen Helfern restauriert. Ein Ziel dabei war es, den Zustand von 1638 – so weit wie möglich – wiederherzustellen.
Ausstattung
Die wichtigsten kirchlichen Ausstattungsstücke stammen aus der Zeit nach der Wiederherstellung von 1638: die Kanzel (1642), der Taufstein (1653), der Altar (1657) sowie das Altarbild „Christus am Kreuz“ von Hofmaler Johann Fink (1670).
Das Altarbild „Der Auferstandene mit den Emmausjüngern“ von 1869 hängt jetzt im rechten Seitenschiff.
Bilderdecke im Altarraum
Eine Besonderheit ist die bemalte Kassettendecke des Altarraumes, geschaffen im Jahr 1642 vom Maler Hans Panitz aus Dresden: dargestellt sind Christus (in der Mitte), umgeben von Aposteln, Evangelisten und alttestamentlichen Propheten. Aufgrund dieser Bilderdecke gilt das Gotteshaus auch als sogenannte Bilderkirche bzw. Bibelkirche.
Orgel
Die Orgel ist ein Werk des Dippoldiswalder Orgelbaumeisters Karl Traugott Stöckel von 1864. Ihre Restaurierung wurde von der Firma Jehmlich aus Dresden im Herbst 2015 abgeschlossen. Das Instrument hat 30 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Geläut
Das Geläut besteht aus vier Bronzeglocken, der Glockenstuhl und die Glockenjoche sind aus Eichenholz gefertigt und wurden 2008 erneuert.
Im Jahr 2007 goss die Glockengießerei Bachert, heute zu Hause in Neunkirchen (Baden), folgende drei Glocken: 1) unterer Durchmesser 1288 mm, Gewicht 1201 kg, Schlagton dis′; 2) 1100 mm, 805 kg, fis′; 3) 906 mm, 524 kg, ais′.
Die historische vierte Kirchenglocke schuf im Jahr 1556 die Glockengießerei Gebr. Hilliger (580 mm, 123 kg, fis″). Nahe der Kirche stehen drei alte Stahl-Glocken der Stadtkirche. Diese wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gegossen und läuteten bis 2008.
Radio-Gottesdienst bei MDR Kultur
Am 27. Oktober 2024 übertrug das Kultur-Hörfunkprogramm des Mitteldeutschen Rundfunks, MDR Kultur, den Gottesdienst aus dieser Kirche als Direktübertragung und machte so Gotteshaus und Kirchgemeinde überregional bekannter.
Koordinaten: 50° 53′ 44,9″ N, 13° 40′ 1,1″ O
Die Stadtkirche St. Marien und Laurentius auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkirche_Dippoldiswalde
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