Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Diesmal geht es um die Bilderkirche in Wilsdruff-Grumbach. Wer eine Bilderkirche betritt, legt den Kopf in den Nacken: Gemälde an der Decke des Kirchenschiffs zeigen Personen und Szenen aus der Bibel.

Um einige dieser besonderen, auch „Bibelkirchen“ genannten Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die besondere Dorfkirche in Grumbach, einem Ortsteil von Wilsdruff.

Die evangelische Dorfkirche Grumbach (früher auch: Kreuzkirche) ist eine im Kern romanische, frühbarock umgebaute Saalkirche im Ortsteil Grumbach von Wilsdruff im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen. Das Gotteshaus gehört zum Kirchgemeindeverbund Wilsdruff-Freital im Kirchenbezirk Pirna der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Geschichte und Architektur

Die langgestreckte Saalkirche mit romanischem Ursprung wurde in den Jahren 1609/10 umgebaut, Restaurierungen erfolgten in den Jahren 1889, 1921–23, 1947–49 und 1952/53; im Jahr 1994 wurden Grabungen vorgenommen.

Die Kirche ist ein verputztes Bruchsteinbauwerk mit steilem Satteldach und kräftigem, gedrungenem Dachreiter. Das Satteldach über dem mit Strebepfeilern umgebenen, unregelmäßigen dreiseitigen Schluss ist steil abgewalmt.

An der nordwestlichen Vorhalle befindet sich ein romanisches Portal des frühen 13. Jahrhunderts, an der Südseite ist die Sakristei mit Treppe zur ehemaligen Patronatsloge von 1823 angebaut.

In der Mitte des Saals befindet sich eine Rundstütze mit einer Inschrift und der Jahreszahl 1610, mit Sattelholz, welche den Dachstuhl und den Dachreiter trägt.

Die Kirche zu Grumbach (Norbert Kaiser, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4391671)
Kirche zu Grumbach (Norbert Kaiser, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4391671)

Die seltene Bilderdecke der Renaissance mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament schuf der Maler Friedrich Unger aus Freiberg im Jahr 1674 – als Vorlagen dienten Radierungen von Virgil Solis dem Älteren. Seit 1673 sind an Nord- und Südseite eingeschossige Emporen, im Westen eine Orgelempore eingebaut.

An der Unterseite der Nordempore sind Reste einer ornamentalen Bemalung erhalten, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. An der Südwand des Chores haben sich Reste einer Wandmalerei erhalten, die vermutlich Johannes den Täufer darstellt. In der Sakristei ist ein zweijochiges Kreuzgewölbe eingezogen.

Ausstattung

Das Hauptstück der Ausstattung ist ein frühbarockes Retabel mit reichem Dekor, das vom Meißener Holzbildhauer Johann Friedrich Richter im Jahr 1688/89 geschaffen wurde; es wurde 1922 und 1949 restauriert.

Der architektonische Aufbau ist mit drei Säulen auf jeder Seite gegliedert, deren mittlere jeweils gewunden und vorgezogen ist. In der Predella ist das Abendmahl als Hochrelief, im Mittelteil eine vollplastische Kreuzigungsgruppe angeordnet, die letztere hinterfangen von einem Landschaftsbild mit Anspielung auf die Grabeskirche in Jerusalem.

Außen sind die Figuren von Mose und Johannes dem Täufer aufgestellt. Unter dem stark verkröpften Hauptgesims sind die Evangelisten, im Auszug die Grablegung Christi dargestellt; das Ganze wird bekrönt vom Salvator mundi.

Aufnahme von Kanzel, Empore, Orgel und Bilderdecke (Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97320430)
Kanzel, Empore, Orgel und Bilderdecke (Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97320430)

Die weiß gefasste Sandsteinkanzel ist mit Beschlagwerk dekoriert; der runde Kanzelkorb ist mit Schrifttafeln versehen, die vermutlich vom Freiberger Steinmetz Simon Hoffmann gearbeitet wurden, worauf die Signatur S.H. 1612 hinweist. Der Schalldeckel mit kandelaberartiger Bekrönung zeigt auf der Unterseite eine Glorie mit dem Auge Gottes.

Die prächtige kelchförmige Sandsteintaufe zeigt am Fuß reichen Dekor, das Taufbecken ist zudem mit Bibelsprüchen in Rollwerkskartuschen verziert und mit der Jahreszahl 1612 versehen.

In der südlichen Vorhalle befindet sich eine Grabplatte des ersten hier amtierenden Pfarrers Christof Saltzer († 1532), im ursprünglichen Darstellungsmodus stehend im Ornat, mit Abendmahlskelch in der Linken, die rechte Hand im Segensgestus.

Orgel

Die Orgel ist ein Werk von Friedrich Jahn aus dem Jahr 1865. Das Instrument wird 2025 von der Orgelwerkstatt Wegscheider mit 27 Registern auf zwei Manualen und Pedal erneuert, wobei das Gehäuse und einige Teile des Vorgängerinstruments wiederverwendet wurden.

Koordinaten: 51° 1′ 33,7″ N, 13° 33′ 6,8″ O

Die Kirche Grumbach auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Grumbach

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