Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein eindrucksvolles Gotteshaus in Taucha bei Leipzig. Die Kirche St. Moritz – Eigenschreibweise: Sankt-Moritz Kirche zu Taucha – ist das evangelisch-lutherische Gotteshaus in Taucha im sächsischen Landkreis Nordsachsen.

Die Saalkirche ist ein Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen und gehört mit ihrem markanten Kirchturm zum Stadtbild. Namenspatron ist der Heilige Mauritius.

Geschichte

Zwischen 1220 und 1250 wurde in direkter Nähe zum Markt die erste steinerne Kirche errichtet. Sie wurde dem Heiligen Mauricius, dem Schutzheiligen von Stadt und Erzstift Magdeburg, geweiht und trägt seitdem den Namen St.-Moritz-Kirche.

Beim ursprünglichen Baustil gibt es Hinweise auf Romanik und Gotik. Der Sakralbau wurde bald zu klein für die Kirchgemeinde. Als Tauchas Bürger Amandus Küster 1594 der Kirche ein Stück Feld hinter dem Eilenburger Tor schenkte, wurde diese Fläche als Friedhof genutzt.

So ergab sich zwischen 1600 und 1603 die Möglichkeit, das Kirchenbauwerk zu vergrößern. Erhalten blieben die inneren Pfeiler und der Turm; Kirchendach, äußere Pfeiler, hölzerne Decke und Umfassungsmauern entstanden neu.

Beim Stadtbrand am 12. Juli 1682 blieb die Kirche nahezu verschont, jedoch wurde sie beim „Großen Stadtbrand“ am 9. Juli 1768 fast vollständig zerstört.

Bauwerk

Der Wiederaufbau begann im Oktober 1772 unter Leitung der Stadt Leipzig als Stadtherrin und Kirchenpatronin. Am 2. Dezember 1772 erfolgte die Grundsteinlegung mit Leipzigs Bürgermeister Heinrich Born und Senatoren aus Leipzig.

Finanziert wurde der Bau mittels einer vom Kurfürsten genehmigten Sammlung in den Kirchenbezirken Leipzig, Chemnitz, Freiberg und Plauen, die 2.000 Taler einbrachte. Auch spendeten die „Glieder der Parochie Taucha“ nennenswerte Beträge. Der Transport des Bauholzes war laut kurfürstlicher Anordnung frei von Abgaben, dieser erfolgte kostenfrei von Landwirten aus Taucha und Umgebung. Die Einweihung war am 25. September 1774.

Die Stadtkirche Taucha (Clemensfranz, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60599540)
Stadtkirche Taucha (Clemensfranz, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60599540)

Die Kirche war nunmehr eine große barocke Hallenkirche mit zweigeschossigen Empore, zwei Herrschaftsstuben neben dem Altar, Sakristeien sowie einem Kanzelaufbau über dem Altar. Am 10. Dezember 1911 wurde die nach den Plänen des Architekten Baurat Julius Zeißig im Innern neugestaltete Kirche neu geweiht.

Zwischen 1980 und 1983 wurden das Dach der Kirche neu gedeckt, in den Folgejahren der Innenraum renoviert und später die Fassade saniert. Aktuell geht es um die umfangreiche Innensanierung der Kirche, deren Kosten auf rund eine Million Euro geschätzt werden. 300.000 Euro steuert der Deutsche Bundestag sowie weitere 300.000 Euro der Freistaat Sachsen bei.

Heutige Orgel

1996 konnte dank zahlreicher Spenden vieler Gemeindemitglieder und mit der Gemeinde verbundener Personen eine zweimanualige Orgel mit 18 Registern und 1.200 Pfeifen eingebaut werden. Sie war 1975 von Günter Ismayr (Bernried) für die Kirche St. Nikolaus und Ulrich in Nürnberg-Mögeldorf gebaut worden.

Orgelbau Eule baute das Gehäuse dafür um und passte die Intonation an das Gotteshaus an.

Geläut

Beim Stadtbrand im Juli 1768 wurden mit der Kirche auch die Glocken zerstört. Im selben Jahr schuf Leipzigs Glockengießer Andreas Berger eine kleine Glocke, die „Viertelglocke“. Sie hing in einem Holzgestell auf dem Markt und rief die Gläubigen zum Gottesdienst in den Festsaal des Schlosses. 1780 erhielt die Kirche zwei neue Glocken, ebenfalls gegossen von Glockengießer Andreas Berger. Die „Viertelglocke“ gelangte 1795 in den Kirchturm.

1874 ersetzte man die zwei großen Glocken mit einem Geläut aus drei neu gegossenen Glocken. Am 8. Juli 1917 läuteten die große und die kleine Glocke dieses Geläutes zum letzten Mal, sie mussten für den Ersten Weltkrieg als sogenannte „Metallspende“ abgegeben werden.

Das Kirchen-Portal mit Jesus-Mosaik (Radler59, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68192974)
Kirchen-Portal mit Jesus-Mosaik (Radler59, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68192974)

Um die Anschaffung neuer Glocken finanzieren zu können, entstand nach dem Ersten Weltkrieg der „Tauchaer Glockenfonds“, in den sowohl Spenden als auch Einnahmen des Freiwilligen Kirchenchores flossen. 1926 wurden drei Bronzeglocken in Lauchhammer gegossen, in Taucha geweiht und in den Kirchturm eingehängt. Damit gehörte die Kirchgemeinde Taucha damals zu den wenigen, die sich Glocken aus kostbarer Bronze leisten konnten.

Am 13. März 1942 mussten zwei dieser Glocken für den Zweiten Weltkrieg als „Metallspende“ abgegeben werden. Diese Glocken wurden auf den Glockenfriedhof nach Hamburg gebracht. Ob sie nach Kriegsende noch dort vorhanden waren und den Weg zurück nach Taucha nahmen, ist bis jetzt noch nicht ganz geklärt.

Jedenfalls zogen in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre die Tauchaer Handwerksmeister Lischetzke und Aßmann mit einem privaten Flaschenzug zwei Glocken am Turm hoch, wo sie bis heute ihren Platz haben.

Das Geläut besteht heute aus drei Bronze-Kirchenglocken mit den Schlagtönen d’ +8 und a’ +1 (Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, 1926) sowie fis’ +10 (Glockengießerfamilien Schilling, Apolda, 1964).

Kirchen-Ackerland für KoLa Leipzig

Seit dem Jahr 2021 hat die Kirchgemeinde Taucha 35 Hektar ihres Ackerlands an die KoLa Leipzig e.G. (KoLa = Kooperative Landwirtschaft) verpachtet. Seitdem wird auf dieser zuvor konventionell bewirtschafteten Fläche nun nach genossenschaftlichen Prinzipien regionales Gemüse für mehr als 1.000 Haushalte in und um Leipzig erzeugt – zu fairen Löhnen und mit ökologischen Anbaumethoden.

Koordinaten: 51° 22′ 54″ N, 12° 30′ 2,4″ O

Die Kirche Taucha auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/St._Moritz_(Taucha)

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