Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein architektonisch besonderes Gotteshaus in Leipzig-Gohlis. Die Versöhnungskirche Gohlis ist die evangelisch-lutherische Kirche in Leipzigs Stadtteil Gohlis auf dem Eckgrundstück Franz-Mehring-Straße 44 und Viertelsweg in der Nähe der Krochsiedlung.

Sie entstand von 1930 bis 1932 nach dem Entwurf von Leipzigs Architekten Hans Heinrich Grotjahn im Stil der Neuen Sachlichkeit und steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der Neubau einer Kirche in Gohlis wurde bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs in dem neuen, schnell wachsenden Wohngebiet geplant. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Gohlis-Nord erhielt 1920 den Namen Versöhnungsgemeinde, ihr Vorstand setzte sich langfristig für den Bau eines eigenen Gotteshauses ein.

Ende der 1920er-Jahre wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, an dem sich 73 Architekten der Stadt beteiligten. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Grotjahn.

Die Grundsteinlegung auf dem Eckgrundstück Clausewitzstraße 44 / Planitzstraße (heute FranzMehring-Straße 44/Viertelsweg) war 1930, am 6. März 1932 wurde die Kirche zusammen mit den Glocken und der Orgel geweiht.

Während der Bauzeit im Jahre 1932 (Karl Walter, CC0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AHW_Baustelle_Versoehnungskirche_Leipzig_1932.jpg)
Während der Bauzeit im Jahr 1932 (Karl Walter, CC0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AHW_Baustelle_Versoehnungskirche_Leipzig_1932.jpg)

Das Versöhnungskirche genannte Gotteshaus in Neu-Gohlis gilt als wichtiger Kirchenbau der klassischen Moderne. Die Fassade ist ganz in Weiß gehalten.

Die sachlich funktionelle Form, der markante 43 Meter hohe Kirchturm mit vertikal verlaufenden Fensterbändern sowie das in Kreuzform gestaltete Fenster im Eingangsbereich führten ab 1933 bei den nationalsozialistischen Machthabern zu Angriffen gegen den Kirchenvorstand wegen vorgeblich entarteter Kunst. Diese Kritik bezog sich auch auf die von den Künstlern Max Alfred Brumme, Odo Tattenpach und Curt Metze entworfene Ausstattung.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Bauwerk stark beschädigt. Es konnte nach 1945 jedoch in gemeinsamer Anstrengung der Kirchengemeinde und der neuen Stadtverwaltung wieder repariert und für die kirchliche Nutzung erhalten werden.

Nach der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit begann im Jahr 1993 die umfassende, denkmalgerechte Sanierung und Restaurierung in Verantwortung der Architekten Kraus und Krusenbaum. Bei den Innenarbeiten im Jahr 2008 wurden die Originalfarben aus der Erbauungszeit freigelegt.

Bauwerk

Das Kirchengebäude besteht aus der Predigt- und der Feierkirche, was jedoch von außen nicht erkennbar ist. Beide Kirchenteile enthalten einen Altar mit einer vier Meter hohen Christusfigur und Altarreliefs von Brumme.

Kanzel, Taufstein und Abendmahlsgeschirr entstanden ebenfalls in der Werkstatt des Bildhauers Brumme. Farbglasfenster und Wanddekorationen schufen Tattenpach und Metze. Das Buntglasfenster im Eingangsbereich wurde 1970 vom Leipziger Künstler Matthias Klemm angefertigt.

Ansicht aus dem Jahr 1952 (Renate und Roger Rössing, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_roe-neg_0006258_001_Teilansicht_der_Gohliser_Vers%C3%B6hnungskirche.jpg)
Ansicht aus dem Jahr 1952 (Renate und Roger Rössing, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_roe-neg_0006258_001_Teilansicht_der_Gohliser_Vers%C3%B6hnungskirche.jpg)

Orgel

Die Orgel schuf 1932 die Orgelbauwerkstatt P. Furtwängler & Hammer gegenüber der Kanzelempore. Ihre Anschaffung und Einbindung in das Kirchenhauptschiff gehen auf umfangreiche Bemühungen von Herbert Schulze zurück, den ersten Kantor und Organisten der Versöhnungskirche. Sein Nachfolger war für mehr als 50 Jahre Werner Buschnakowski, der kirchenmusikalische Konzerte in der Versöhnungskirche einführte.

Die Disposition der Orgel stammt von Thomaskantor Günther Ramin. Das Instrument verfügt über 33 Register auf drei Manualen und Pedal. Das wertvolle Musikinstrument konnte über die Jahrzehnte bewahrt werden, im neuen Jahrtausend wurde sie umfangreich restauriert und 2005 neu geweiht.

Glocken

Im Glockenturm befindet sich ein Geläut aus drei Glocken, zwei davon aus der Gießerei Schilling & Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz.

Die kleine Bronzeglocke der Gießerei Franz Schilling & Söhne von 1931 hatte die Zwangs-Abgabe von Bronzeglocken im Zweiten Weltkrieg – die sogenannte Metallspende des Deutschen Volkes – überstanden, anders als ihre beiden Schwestern. 1954 wurde sie mit zwei Eisenhartgussglocken ergänzt, welche die beiden ursprünglichen Bronzeglocken in c′ und e′ ersetzten.

Koordinaten: 51° 22′ 18,7″ N, 12° 22′ 6,8″ O

Die Versöhnungskirche auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Vers%C3%B6hnungskirche_(Leipzig)

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