Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein Gotteshaus am östlichen Stadtrand von Leipzig. Die Kirche Zweinaundorf – mitunter auch Kirche Mölkau genannt – ist das Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Mölkau, einem Stadtteil am östlichen Stadtrand von Leipzig.

Die Saalkirche gehörte ursprünglich zum angrenzenden Rittergut Zweinaundorf. Ihr heutiges Erscheinungsbild mit einem im Jugendstil veränderten Innenraum entstand 1906. 1964 erfolgte eine aufgrund der DDR-Umstände spärliche Restaurierung. Bei der Rekonstruktion 2012 wurde eine Ausmalung nach alten Befunden vorgenommen.

Geschichte und Entwicklung

Die Kirche Zweinaundorf in Leipzigs heutigem Stadtteil Mölkau ließ 1614 Johann Scipio errichten – als schlichten Sakralbau im nunmehr vereinten Zweinavendorff. Der Ort und auch die Kirche litten unter dem Dreißigjährigen Krieg, die Kirche wurde 1649 notdürftig repariert.

Für einen eigenen Pfarrer fehlte das Geld – der Gutsherr veranlasste, dass die Kirche Zweinaundorf Filialkirche der Kirche Engelsdorf wurde. 1709 wurde die baufällige Kirche im Auftrag von Johann Friedrich Scipio erneuert, teilweise eingerissen und verändert wieder aufgebaut. Dabei wurde das alte Holzgebälk gegen ein steinernes Gewölbe ausgetauscht.

Die Kirche Zweinaundorf um 1844 (Gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9499245)
Kirche Zweinaundorf um 1844 (Gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9499245)

Die Gutsbesitzer-Familie Wagner schaffte 1750 eine Glocke an. 1797 erhielten Kirche und Schule eine Stiftung von Hommels Erben als hypothekarisch gesichertes Kapital von 1000 Talern als Hommelsches Legat, dessen Zinsen für Schulfreistellen und zur Erhaltung der Kirche gedacht waren. Ein Schwiegersohn stiftete zusätzlich der Kirche 200 Taler und der Schule 150 Taler als Legat.

Die bis heute erhaltene Bauform des Sakralbaus und seine Innengestaltung entstanden im Jahr 1906 auf Veranlassung von Rittergutsbesitzer Wilhelm Seeger-Kelbe.

Bauwerk und Innenausstattung

Der Baukörper ist ein verputzter Bruchsteinbau. Der Kirchturm – ein Westturm auf quadratischem Grundriss – trägt ein spitzes Dach, das Kirchenschiff ein Mansarddach. Es gibt einen geraden Chorschluss mit Strebepfeilern.

Im Kirchen-Inneren finden sich Kreuzgratgewölbe, Orgelempore sowie Buntglasfenster. Das Epitaph von Alexander Alesius von 1565 ist seit 1974 im Altarraum aufgestellt – Alesius ist Namenspatron des heutigen Kirchspiels.

Ein Blick von der Orgelempore (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=132737861)
Blick von der Orgelempore (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=132737861)

Orgel

Nach verschiedenen Quellen wurde die Orgel 1863 oder bereits 1824 mit 12 Registern von Friedrich Ladegast erbaut. Neuere Forschungen zeigen dagegen, dass das Instrument als Opus 30 in der Werkliste Geißlers genannt wird und 1865 aufgestellt wurde, während es in Ladegasts Werkverzeichnis fehlt.

Hatte Ladegast womöglich einen Auftrag erhalten, diesen aber nicht oder nicht selbst ausgeführt? War Geißler als Subunternehmer für Ladegast tätig? Wurde der Auftrag neu an Geißler vergeben? Alles das ist bislang nicht genau belegbar.

Blick auf die Kirche Zweinaundorf in Mölkau (MOdmate, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18268378)
Kirche Zweinaundorf in Mölkau (MOdmate, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18268378)

Die Orgel mit einem Manual sowie Pedal wurde 1960 von Reinhard Schmeisser und jüngst im Jahr 2000 von Johannes Lindner aus Radebeul restauriert, der die ursprünglichen neun auf zehn 10 Register erweiterte.

Alesius-Kirchspiel

Das Evangelisch-Lutherische Alesius-Kirchspiel Leipzig gibt es seit 1. Januar 2021, zu ihm gehören 10 Kirchtürme und 6 Kirchgemeinden: die Kirchgemeinden Baalsdorf-Mölkau (mit den Kirchen Baalsdorf und Mölkau), Sellerhausen-Volkmarsdorf (mit der Emmauskirche), Paunsdorf (mit der Kirche Paunsdorf), Holzhausen (mit den Kirchen Holzhausen und Zuckelhausen), Liebertwolkwitz (mit ihrer Kirche) und Sommerfeld-Engelsdorf-Hirschfeld (mit jenen drei Kirchen).

Namenspatron

Und wer ist nun dieser Alesius? Er stammte aus Schottland – und kam wegen seines Glaubens nach Mitteldeutschland, wo er seine neue Heimat fand: Alexander Alesius (auch: Aleß, Geburtsname Alexander Ales bzw. Alane; * 23. April 1500 in Edinburgh; † 17. März 1565 in Leipzig) war ein schottisch-deutscher Theologe, Reformator, Hochschullehrer und eine Person bemerkenswertem Lebenslauf. Ab 1544 wirkte er als Theologie-Professor in Leipzig.

Koordinaten: 51° 19′ 32,1″ N, 12° 27′ 7,3″ O

Die Kirche Zweinaundorf auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_Zweinaundorf

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