Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein Gotteshaus mit wechselvoller Geschichte in Leipzig. Die Immanuelkirche Probstheida ist die evangelisch-lutherische Kirche in Probstheida, einem Stadtteil von Leipzig. Sie steht auf dem Dorfanger.

Die Errichtung des Sakralbaus im Jahr 1213 geht auf Bischof Thietmar von Merseburg zurück. Probstheida, im Südosten von Leipzig und rund 60 Meter höher gelegen als die Messestadt, war weithin sichtbar – und so auch die Dorfkirche Probstheida.

Die Folgen dieser damit auch militärstrategisch herausragenden Lage waren während der Völkerschlacht Probstheidas Zerstörung und das Niederbrennen seiner Dorfkirche bis auf die Grundmauern zwischen dem 16. und 18. Oktober 1813.

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig hat in seinen Beständen ein Gemälde von Ernst Wilhelm Straßberger (1796–1866), das fast wie ein gemalter Fotobeweis wirkt: Der Künstler hat die Kämpfe in Probstheida lebensnah dargestellt – rund um die in Flammen stehende Kirche Probstheida.

Die „Erstuermung von Probstheida (16.–18. Oktober 1813)“, Gemälde von Ernst Wilhelm Straßberger (1796–1866) – in der Bildmitte die brennende Kirche Probstheida (Gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erstuermung_von_Probstheida_(cropped).jpg)
„Erstuermung von Probstheida (16.–18. Oktober 1813)“, Gemälde von Ernst Wilhelm Straßberger (1796–1866) – in der Bildmitte die brennende Kirche Probstheida (Gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erstuermung_von_Probstheida_(cropped).jpg)

Kurze Zeit später wurde auf den Mauerresten eine klassizistische Kirche errichtet, deren Kirchweihe war am 8. November 1818.

Umbauten gab es im Jahr 1927 unter Leitung des Architekten Georg Staufert. Nach seinen Plänen wurden die Apsis errichtet (die als Sakristei dient) sowie ein Kanzelaltar aufgestellt, auch wurden die Emporen-Aufgänge neben den Haupteingang nach außen verlegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis zum Ende der DDR-Zeit fehlten die Möglichkeiten für bestandserhaltende Bau-Maßnahmen, sodass es im Laufe der Jahrzehnte zum bedrohlichen Sanierungsstau kam.

Jüngere Vergangenheit

1998 wurde der Verein Immanuel e.V. gegründet, der sich für die Instandsetzung von Kirche und Pfarrhaus – beide Bauwerke stehen unter Denkmalschutz – engagiert. Dank finanzieller Unterstützung privater, kirchlicher und öffentlicher Herkunft wurde es möglich, die Außenrenovierung und 2009 die Innengestaltung abzuschließen. Altar, Taufe und Ambo schuf Markus Zink aus Leipzig.

Immanuelkirche Probstheida (Joeb07, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9552386)
Die Immanuelkirche Probstheida (Joeb07, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9552386)

Orgel

1927 schuf die Firma Schmeisser die heutige Orgel mit zwei Manualen, Pedal und 14 Registern, für die einiges Pfeifenmaterial der Mende-Orgel von 1825 übernommen wurde. Hinzu kommen ein Auszug und eine Transmission.

Geläut

Über das ursprüngliche Glockengeläut der Kirche, die 1813 bei der Völkerschlacht in Probstheida in Flammen aufging und niederbrannte, liegt keine Überlieferung vor. Seit 1821 hat die wiederaufgebaute Kirche eine Bronze-Kirchenglocke mit dem Ton e’’ -1, Gewicht 110 Kilogramm, unterer Durchmesser 579 Millimeter.

Aufgrund ihres Alters und ihrer kunsthistorischen Bedeutung blieb die Glocke von den staatlich verordneten Abgabe-Aktionen im Ersten und Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke – der sogenannten Metallspende des deutschen Volkes – verschont.

Die anderen beiden, 1821 gegossenen Glocken fielen jedoch diesen Maßnahmen zum Opfer. Gegossen hatte sie Johann Carl Berger (1777–1821) aus Leipzig, von dem insgesamt nur drei Glocken erhalten sind.

Bei der erstgenannten Kirchenglocke mit Seltenheitswert ist es in der Immanuelkirche Probstheida bis 2021 geblieben – die Kirche war ohne Glockengeläut im klassischen Sinn.

Am 4. September 2021 bekam die Kirche zwei neue Bronzeglocken, gegossen am 18. Juni 2021 in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck. Sie wurden mit einem Umzug um den Dorfanger und einer Andacht vor der Kirche begrüßt.

Damit hat das Gotteshaus wieder ein komplettes Geläut im Te-Deum-Dreiklang für Gottesdienste, Andachten, Taufen, Hochzeiten und Abschiedsfeiern. Datum der Glockenweihe war der 7. November 2021.

Kirchgemeinde

Das Gotteshaus gehört mit der Kreuzkirche Störmthal und den Kirchen von Güldengossa und Wachau zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde im Südosten von Leipzig.

Koordinaten: 51° 18′ 23″ N, 12° 25′ 32,6″ O

Die Immanuelkirche auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuelkirche_(Leipzig-Probstheida)

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