Personen und Ereignisse, Traditionen, Bauwerke und anderes Erinnerungswürdiges, mehr oder minder in Vergessenheit geraten – sie stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Diesmal in „Memoria“: Eine besondere Schule der Stadt Leipzig. Was haben der Verleger Hans Emil Reclam und der Schriftsteller Joachim Ringelnatz gemeinsam? Was verbindet sie mit weiteren mehr als 100 Persönlichkeiten der Stadt Leipzig, die bei Wikipedia jeweils einen eigenen Beitrag haben?
Sie haben alle in Leipzig dieselbe Schule besucht – und wurden dort für ihren Weg durch das Leben geprägt.
Geschichte
Das König-Albert-Gymnasium war das staatliche humanistische Gymnasium in Leipzigs Nordvorstadt. Aufgrund einer Initiative des Rates der Stadt im Jahr 1872 errichtete das Königreich Sachsen dieses staatliche Gymnasium, es wurde – nach den beiden städtischen Einrichtungen Thomasschule Leipzig und Nikolaischule Leipzig – das dritte der Stadt.
Das Gebäude wurde zu Ostern 1880 fertiggestellt, es war 70 Meter breit sowie mehr als 14 beziehungsweise 18 Meter tief. Für seinen Bau wurden auf Antrag der Regierung und laut Beschluss des Sächsischen Landtags 463.000 Mark bewilligt. Die Eröffnung des Gymnasiums war 1880, es bekam zunächst den Namen „Königliches Gymnasium“.
Das Gebäude befand sich in der Parthenstraße 1 an Ecke Pfaffendorfer Straße, also direkt gegenüber dem Eingang zum Zoologischen Garten. Es war ein dreistöckiges Bauwerk mit einem deutlich hervortretenden Mittelteil und der Aula im zweiten Stock.
Die Hauptfront hatte eindrucksvolle 21 Fensterachsen mit zwei Seitenrisaliten. Es gab Fachräume für Biologie, Chemie, Physik und Musik sowie zwei Turnhallen. Im Jahr 1900 erhielt die Bildungseinrichtung mit Hinblick auf das damals entstehende „Königin-Carola-Gymnasium“ in Leipzig den Namen des regierenden Monarchen und hieß fortan „König-Albert-Gymnasium“.
Viele Lehrer der Schule waren nebenher oder auch später an der Universität Leipzig als Berater, Dozenten und Professoren tätig. Der gute Ruf der Schule bewirkte, dass die Schülerzahl rasch auf etwa 600 anstieg.
Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 erlitt das Gebäude nach offizieller Einschätzung einen Totalschaden (was auf einem historischen Foto von 1946 etwas anders wirkt).
. Nach der Bombardierung wurde der Unterricht behelfsmäßig in Ausweichquartieren fortgeführt, bis 1947 das Gymnasium aufgelöst und die verbleibenden Klassen in die „Karl-Marx-Schule“ überführt wurden.
Das neue König-Albert-Gymnasium
Noch während der Friedlichen Revolution bildete sich Anfang 1990 aus den Kirchgemeinden von Leipzig und Umgebung ein Kreis christlicher Lehrer mit dem Ziel, eine christliche Schule zu gründen. Er erhielt auch die Genehmigung vom Kultusministerium Sachsens, eine ökumenische Schule in staatlicher Trägerschaft zu gründen.
Im Juli 1991 wurde der Schule das Schulgebäude Czermaks Garten 8 in Leipzig – eine Plattenbauschule – zugewiesen, und am 26. August 1991 nahm das „König-Albert-Gymnasium im Aufbau“ mit 285 Schülern und 20 Lehrern als christlich-humanistische Schule den Schulbetrieb auf. Die Schule wuchs an auf mehr als 500 Schüler mit 33 Lehrern.
Als ab 1996 die Schließung von Leipziger Gymnasien anstand, kam auch die König-Albert-Schule ins Visier und wurde schließlich unter Protest der Schüler-, Lehrer- und Elternschaft 1998 geschlossen.
Der Bund der Albertiner
1991 wurde der Bund der Albertiner e. V. in Leipzig gegründet, zunächst mit dem Ziel, ein jährliches Schultreffen der ehemaligen Schüler des König-Albert-Gymnasiums nunmehr auch in Leipzig stattfinden zu lassen, nachdem es vor der Deutschen Einheit zweijährlich in Bad Hersfeld stattgefunden hatte.
Nach der Zulassung des neuen König-Albert-Gymnasiums stand auch der Wiederaufbau des zerstörten Schulgebäudes auf der Agenda – jedoch musste dieses Ziel nach dessen Schließung aufgegeben werden. 2002 wurde die Stiftung König-Albert-Gymnasium Leipzig errichtet, deren Verwaltung auch Aufgabe des Vereins ist.
Aus dieser Stiftung werden jährlich Auszeichnungen für herausragende Leistungen im Sinne humanistischer gymnasialer Schulbildung in den Wissensgebieten Alte Sprachen (insbesondere Latein), Geschichte und Philosophie/Religion/Ethik vergeben. Teilnahmeberechtigt sind alle Schüler der Klassenstufen 10 bis 12 aus den Gymnasien des Zuständigkeitsbereiches des Landesamts für Schule und Bildung am Standort Leipzig.
Und heute?
Das Grundstück des Gymnasiums diente nach Beseitigung der Trümmer als Parkplatz – vor allem für den Leipziger Zoo. Dieser errichtete dort im Jahr 2004 sein Parkhaus.
Eine Gedenktafel am Parkhaus des Zoos erinnert an das namhafte König-Albert-Gymnasium.
Koordinaten: 51° 20′ 53″ N, 12° 22′ 20″ O
Link: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig-Albert-Gymnasium
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