Eigentlich sollte man unbedingt an diesen Geburtstag erinnern, meinte der Maler Cleff III aus Bamberg bei seinem Anruf in der Redaktion, der auch prominente Personen gern in Ölgemälden verewigt. Wir sollten den 90. Geburtstag von Jesco von Puttkamer unbedingt würdigen, sagte er. Immerhin ist der Mann ein Leipziger Junge: geboren am 22. September 1933 in Leipzig. Auch wenn ihn seine Karriere nach Amerika verschlug.
Liebhaber richtig technischer Science Fiction haben seine Bücher im Regal stehen. Denn als SF-Autor gehörte Jesco von Puttkamer lange Zeit zu den Stars dieser ganz besonderen literarischen Nische, als sich mit Träumen vom Weltall auch noch Visionen von neuen technologischen Revolutionen und einem humanistischen Fortschritt der Menschheit verbanden. Visionen, die in den 1970er Jahren sogar Wirklichkeit zu werden schienen, als die lange Zeit im Kalten Krieg verfeindeten Großmächte USA und Sowjetunion erstmals gemeinsame Raumfahrt-Programme starteten.
Seine ersten SF-Romane veröffentlichte von Puttkamer schon in jenen Jahren, als die Welt regelrecht im Weltraumfieber steckte und alle darauf warteten, welche Nation den ersten Raumfahrer in eine Erdumlaufbahn schicken würde. Die Bücher hießen „Der Unheimliche vom anderen Stern“ (1957) oder – mit Clark Darlton zusammen geschrieben – „Galaxis ahoi!“ (1958) sowie „Das unsterbliche Universum“ (1959).
Im Apollo-Programm
Aber das ist nicht wirklich der Ruhm, mit dem von Puttkamer bis heute bekannt ist. Denn nach einem Ingenieurpraktikum und einem Maschinenbaustudium in Aachen ging Jesco von Puttkamer 1962 in die USA und wurde bei der NASA in Huntsville, Alabama, Mitglied im Team von Wernher von Braun (1912–1977), das am Apollo-Programm arbeitete. Dort berechnete er Flugbahnen, was am Beginn des Computerzeitalters freilich noch eine ganz andere Hausnummer war als heute. Aber damit war er auch mittendrin im wichtigsten Weltraumrennen zwischen den beiden Raumfahrtnationen.
Denn nachdem die Sowjetunion 1961 mit Juri Gagarin tatsächlich den ersten Menschen in den Weltraum gebracht hatte, riefen die USA ihr Mondfahrtprogramm ins Leben bzw. setzten dem Programm ein neues Ziel. Während nämlich im alten Mercury-Programm nur eine bemannte Umrundung des Mondes geplant war, rief US-Präsident John F. Kennedy das Ziel aus, dass es die USA sein sollten, die noch innerhalb der 1960er Jahre eine bemannte Mondmission auf den Erdtrabanten schicken würden.
Das brachte dann ordentlich Druck ins Apollo-Programm. Aber bekanntlich schafften es die Amerikaner – und mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin landeten im Juli 1969 die ersten beiden US-Amerikaner auf dem Mond, während weltweit zumindest die abenteuerbegeisterten Erdbewohner den Live-Übertragungen im Radio lauschten. Das amerikanische Mondprogramm endete zwar 1972 und der Mond schien seitdem wieder so weit weg wie Mars oder Venus.
Zurück zum Mond
Aber in jüngster Zeit haben gleich mehrere Nationen neue Monderkundungsprogramme aufgelegt – Japan, China, Indien. Und auch Russen und Amerikaner haben neue Flüge zum Mond in Planung.
Von Puttkamer wurde gleichwohl nicht arbeitslos, als das Apollo-Programm 1972 endete, denn danach war er an den ebenso Aufsehen erregenden Folgeprogrammen der NASA beteiligt – als Ingenieur und Planer an der Weltraumstation Skylab und dem spektakulären Raumgleiter Space Shuttle zum Beispiel. Womit er einer der bekanntesten Köpfe der NASA wurde.
Und für Michael Cleff zum Objekt eines eigenen Bildes, in dem er seine Begeisterung für den Weltraum mit der Faszination des berühmten NASA-Mitarbeiters verschmolz. 2009 war das, als Cleff III. sein Puttkamer-Bild malte. 2010 kam es dann auch zur Begegnung der beiden. Jesco von Puttkamer: „Lieber Herr Cleff III., das ist aber eine wirkliche Überraschung, die Sie mir da mit dem Ölgemälde bereitet haben.“
Am 27. Dezember 2012 verstarb Jesco von Puttkamer mit 79 Jahren in Alexandria, Virginia.
Irgendwann zum Mars
Heute wäre er 90 Jahre alt geworden. Das Apollo-Programm ist längst selbst tiefste Geschichte. Und die Euphorie, die das Raumfahrt-Programm noch in den 1960er Jahren befeuerte, ist Ernüchterung gewichen. Auch die Science Fiction der Gegenwart erzählt immer seltener von Pioniergeist und Entdeckerlust in unendlichen Weiten, dafür öfter von menschlichen Abgründen, ungelösten irdischen Konflikten, die von der Erde auch in den Weltraum verschleppt werden, und dem rücksichtslosen Kampf um Rohstoffe, Profit und technische Überlegenheit.
Nur die so optimistischen Romane der frühen SF-Ära, zu der von Puttkamer letztlich gehörte, passen zu dieser neuen Kälte im Weltraum nicht mehr so recht. Wobei auch noch daran erinnert werden darf, dass er seinerzeit auch einige Stars der amerikanischen SF ins Deutsche übersetze: Poul Andersen, A.E. Van Vogt und Isaac Asimov. Bevor er dann in den 1960er Jahren dazu überging, lesenswerte Sachbücher über die Raumfahrt zu schreiben, die den Lesern auch in Deutschland eine Vorstellung davon gaben, wie der Vorstoß in den Weltraum technisch gemeistert wurde.
2012 erinnerte dann sein Buch „Projekt Mars“ noch daran, dass dem Mondprogramm einst auch ein Marsprogramm folgen sollte, das dann aus Kostengründen aber um mehrere Jahrzehnte vertagt wurde und erst jetzt die Raumfahrernation USA wieder beschäftigt.
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