Seit November 2020 gibt es im Durchgang des Alten Rathauses eine Tafel, die an die Hexenverfolgungen erinnert, die es auch in Leipzig gab. Die findet man natürlich nicht so leicht. Und überhaupt ist die Erinnerung an diesen finsteren Teil der Leipziger Geschichte im öffentlichen Raum nicht wirklich präsent. Ein virtuelles Spiel lädt jetzt dazu ein, diese Geschichte in Leipzig mit dem Smartphone zu erkunden.
Entwickelt haben das Spiel die beiden Leipzigerinnen Anna Maria Dutz und Ly Pham. Sie sind Studentinnen der Kultur- und Medienpädagogik in der Hochschule Merseburg und haben im Rahmen ihres Studiums eine virtuelle Rallye entwickelt, die auch gleichzeitig ein Stadtrundgang und ein Spiel fürs Smartphone ist.Unterstützt wurden sie bei der Fertigstellung dieses Spiels zum Thema Hexenverfolgung durch den Arbeitskreis Aufarbeitung Hexenverfolgung.
Der arbeitet in der Frauenkultur Leipzig und hat auch die informative Website zu den Leipziger Hexenprozessen entwickelt, auf der natürlich noch viel mehr Standorte für Gedenktafeln aufgeführt werden, die erst in ihrer Vielfalt zeigen würden, wie tief verankert das Hexenbild gerade in der Zeit im gesellschaftlichen Denken verankert war, als man eigentlich davon ausgehen konnte, dass die Gesellschaft aus mittelalterlichen Glaubensvorstellungen auftauchen würde.
Aber gerade Luthers Vorstellungen zum Thema und die juristische Verschriftlichung durch den Leipziger Universitätsprofessor Benedict Carpzov, der auch Vorsitzender des Leipziger Schöffenstuhles war, machen deutlich, dass die Quelle für den neuzeitlichen Hexenwahn direkt aus der Theologie stammt und auch für den Versuch einer selbst in Krisen geratenen Kirche steht, ihre Existenzberechtigung und ihre Deutungsmacht im Leben der Menschen wieder sichtbar zu machen.
Ein kleines Video, das die beiden Studentinnen erstellt haben, findet man auf animoto.com.
Man kann auch den QR-Code einscannen und damit die App für Actionbound herunterladen. „Sie ist kostenlos“, betont der Frauenkultur e. V., der von dieser neuen Möglichkeit, die Geschichte der Hexenverfolgung in Leipzig nachzuvollziehen, begeistert ist. „Dann allem zustimmen (AGBs)… danach werden alle Bilddateien und Karten geladen (daher ist ein guter Internetzugang in diesem Moment sinnvoll)… und dann könnt Ihr in der Innenstadt losgehen. Vielleicht möchten die ersten dies morgen schon ausprobieren…“
Man lernt zumindest ein Stück Leipziger Innenstadt kennen und bekommt ein Gefühl dafür, wo eigentlich noch alles Tafeln angebracht werden müssten, die an dieses finstere Kapitel in der Neuzeit erinnern.
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