Die metallenen Stelen, die das Bürgerkomitee Leipzig e. V. überall in der Innenstadt aufgestellt hat, kennt fast jeder. Zumindest jeder, der mit offenen Augen durch die Straßen läuft, auch mal stehen bleibt, die schwarz-weißen Fotos anguckt und den Text kurz liest. Denn die Säulen markieren wichtige Schauplätze des Herbstes 1989. Seit Mittwoch, 20. Mai, kann man diese Schauplätze auch digital abrufen - per App.
Die App heißt natürlich „Leipzig ‘89“ und ist eine mehrsprachige Hörführung (Audioguide), die sowohl für Android als auch iOS verfügbar ist. Sie führt zu 20 Originalschauplätzen des demokratischen Aufbruchs 1989/90 im Leipziger Stadtraum, an denen bedeutende Aktionen stattfanden, die zum Sturz der SED-Diktatur beitrugen. Zur Nikolaikirche, zum Augustusplatz, zur Runden Ecke natürlich, zum Goerdelerring (wo man natürlich das “Blaue Wunder” vermissen darf), zum Hauptbahnhof, zur Petersstraße. Auch wenn mal gerade kein Lichtfest ist, kann der Nutzer der Applikation so die wichtigsten Schauplätze der Friedlichen Revolution alle ablaufen und bekommt die Hintergründe dazu zu hören.
Der GPS-gestützte Stadtrundgang verdeutlicht die Besonderheit, Vielschichtigkeit und Einmaligkeit des Gesamtereignisses Friedliche Revolution in Leipzig. Basis dafür ist die erwähnte Stelen-Ausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“. Die Stelen aus Streckmetall, das in der DDR für Grenzsicherungsanlagen eingesetzt wurde, weisen auf bedeutende Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig hin. Dabei werden nicht nur die bekanntesten Ereignisse wie die entscheidende Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, die Besetzung der Stasizentrale am 4. Dezember 1989 oder die ersten freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 präsentiert. Auch an kleinere, aber deshalb nicht unbedeutendere Aktionen der Bürgerrechtsbewegung wird erinnert.
Der Stadtrundgang macht die zeitliche und räumliche Entwicklung der Friedlichen Revolution erlebbar und den Stadtwandel seit 1989 nachvollziehbar. Er erinnert an die Kraft der demokratischen Idee, die den Bürgern zur Selbstbefreiung von der SED-Diktatur verhalf. „Leipzig ´89“ präsentiert ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte sowie die besondere Rolle Leipzigs als Stadt der Friedlichen Revolution eindrucksvoll, betonen die Initiatoren des kleinen Programms.
Die App macht die Ereignisse der Friedlichen Revolution sicht- und hörbar und somit auch sinnlich erfahrbar. GPS-gestützte Karten und Routennavigation leiten den Nutzer direkt zu den einzelnen Stationen. Mittels QR-Codes, die an den Stelen zu finden sind, kann die App direkt auf mobile Endgeräte heruntergeladen oder die jeweilige Station direkt aufgerufen werden.
In Kürze soll auch noch eine Vielzahl von originalen Fotos, Dokumenten und zeitgenössischem Filmmaterial die Informationen auf den Stelen sowie die Hörführung (Audioguide) ergänzen. Entstehen soll so eine ideale Verbindung zwischen den Orten der Friedlichen Revolution im Stadtraum und der Ausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.
Am Mittwoch, 20. Mai, wurde die neue Museums-App vom Bürgerkomitee Leipzig e. V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, vorgestellt. Seit Mittwoch kann die App auch genutzt werden.
Eine Rolle im Tourismusmarketing spielt das Angebot natürlich auch. Denn wer zum Besuch in die Stadt der Friedlichen Revolution reist, kann sich den Stadtraum der Ereignisse von 1989 auf diese Weise selbst erschließen.
Gestaltet und entwickelt hat das digitale Angebot die Leipziger Firma „zwei.null Marketing“. Die Museums-App ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch verfügbar. Sie geht damit bewusst auf das ständig steigende Interesse internationaler Besucher der Stadt an der jüngsten Geschichte Leipzigs und der Überwindung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution ein.
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