In trauter Gesellschaft steht auf der Bronzetafel mit Gotthold Ephraim Lessing, Ewald Christian von Kleist und Johann Wolfgang Goethe: Johann Friedrich Bause (1738-1814). Als hätten die drei Dichter und der Kupferstecher eine Art Männer-WG in der "Großen Feuerkugel" bewohnt, die 1943 Opfer der Bomben wurde. Heute steht dort am Neumarkt die Kaufhof Galerie. Nur die Bronzetafel erinnert an die berühmten Bewohner der "Feuerkugel".

Gekannt hat Bause von den anderen dreien auf jeden Fall den jungen Goethe, auch wenn beide nie unter einem Dach wohnten. Als Goethe in der Großen Feuerkugel am Neuen Neumarkt logierte, wohnte Bause als junger Akademielehrer in der Parallelstraße, dem Alten Neumarkt, wie die heutige Universitätsstraße bis 1839 hieß. 1766 hatte ihn Adam Friedrich Oeser, der Gründungsdirektor der Leipziger Kunstakademie, nach Leipzig geholt. Er war – neben Christian Gottlob Geyer – einer der beiden Dozenten für den Kupferstich an der Akademie, der damals das wichtigste Illustrations-Element in den Büchern der altehrwürdigen Universitätsstadt war. Es war also recht zwangsläufig, dass der 1738 in Halle geborene Bause mit Verlegern und Autoren in Kontakt kam. Bei Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf im “Weißen Bären” wohnte er auch in jener Zeit, bevor er 1794 in die “Große Feuerkugel” umzog.

Eine Ausstellung, die die Universität Leipzig am Donnerstag, 23. Oktober, in der Galerie im Neuen Augusteum (Augustusplatz 10) eröffnet, wird einmal der vergessene “Porträtstecher und Akademielehrer im Dienst der Aufklärung” gewürdigt.

Die Kustodie der Universität zu Bauses Rolle in der Welt der Aufklärung: “Der aus Halle (Saale) stammende Johann Friedrich Bause (1738-1814) galt als einer der besten Kupferstecher seiner Zeit. Während er zu Lebzeiten große Wertschätzung erfuhr und viele Ehrungen erhielt, ist er heute fast in Vergessenheit geraten. Nun soll anlässlich seines 200. Todestages eine erstmals diesem Künstler gewidmete Ausstellung sein Oeuvre wieder in Erinnerung rufen.”Die Ausstellung der Kustodie der Universität Leipzig entstand in Zusammenarbeit mit der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier aus Anlass des 200. Todestages von Johann Friedrich Bause.

Die Schau thematisiert Bauses Freundschaft mit dem berühmten Porträtmaler Anton Graff (1736-1813) und die äußerst produktive künstlerische Beziehung der beiden Männer. Nach Graffs Porträtgemälden reproduzierte Bause 45 Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts – Dichter, Denker, Musiker und Staatsmänner. Darunter Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), Moses Mendelssohn (1729-1786), Christian Felix Weiße (1726-1804) oder Christian Ludwig von Hagedorn (1712-1780). Die Ausstellung beleuchtet die künstlerischen Vorbilder Bauses, seine Einbindung in den Kunst- und Kulturraum Leipzig durch seine Tätigkeit als Professor für Kupferstich an der Kunstakademie und die Rezeption seiner Kunst in späterer Zeit. Auch der Wandel der Porträtdarstellung in einer Epoche der gesellschaftlichen Umbrüche, dem beginnenden Zeitalter der Aufklärung, wird thematisiert.

Und so bekommt wenigstens Bause noch eine Würdigung zum 200. Todestag, nachdem Gottlieb Wilhelm Rabener, den er 1794 ebenfalls nach einem Gemälde Graffs gestochen hat, so sang- und klanglos seinen 300. Geburtstag erlebte. Die Arbeitsteilung von Graff und Bause ist auf den Kupferstichen, die seinerzeit in gebildeten Familien im Wohn- oder Arbeitszimmer hingen, so nachlesbar: “Anton Graff pinx.; u. re.: J. F. Bause sculps. Lips.” Anton Graff hat’s gemalt, Bause hat’s gestochen.

Die Vernissage in der Galerie im Neuen Augusteum (Augustusplatz 10) ist am Donnerstag, 23. Oktober, um 18 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung vom 24. Oktober bis zum 19. Dezember und dann im neuen Jahr noch vom 5. bis 17. Januar.

Öffnungszeiten: Di – Fr 11-18 Uhr, Mittwoch Abendöffnung bis 20 Uhr, Sa 11-14 Uhr, Montag, Sonntag und an Feiertagen geschlossen

www.uni-leipzig.de/kustodie

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