So schnell ist ein Vierteljahrhundert herum. Der "Haus der Demokratie Leipzig e. V." arbeitet jetzt an einer im Januar 2015 erscheinenden Chronik, die die 25-jährige Geschichte des Hauses seit 1990 erzählen soll - und womöglich auch die davor. Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerbewegung des 89er Herbstes übernahmen am 2. Januar 1990 das Gebäude der ehemaligen SED-Stadtleitung.
So unterschiedlich die einzelnen Gruppen auch waren, sie einte das Ziel einer demokratischen Gesellschaft. Aus privaten Wohnzimmern und Gemeinderäumen zogen sie ins “Haus der Demokratie” in der Bernhard-Göring-Straße 152. Das 25. Jubiläum der Hausübergabe ist für den Verein Anlass zur Freude und Rückschau.
Rolf Schumann, Geschäftsführer des Hauses der Demokratie, erklärt das Projekt: “In der Neuauflage der Chronik wollen wir über die Entwicklung der letzten Jahre berichten, aber auch Lücken der Dokumentation sollen sich schließen.”Gute Quellen sind dafür in erster Linie die Leipziger Archive. Doch der Verein hofft auch, über die Medien Zeitzeugen zu finden, die etwas über das Haus berichten können. “Da das Gebäude mehr als 111 Jahre alt ist, gibt es da natürliche Grenzen. Trotzdem hoffen wir auf neue Informationen: Kurz vor Weihnachten meldete sich ein Mann, dessen Vater hier im Waisenhaus um 1915 untergebracht war”, erzählt der Geschäftsführer.
Die Geschichte des Gebäudes von seiner Erbauung 1901 bis heute ist ein Spiegel deutscher Geschichte. Ostern 1903 wurde in der damaligen Elisenstraße 152 das Städtische Waisenhaus eröffnet. Otto Wilhelm Scharenberg, dessen Bauten noch heute Leipzigs Stadtbild prägen, leitete damals den Bau. Ende der 1920er Jahre entschied sich die Stadt für eine andere Nutzung.Von 1929 bis 1935 beherbergte das Haus ein Burschen- und Lehrlingsheim, eine Etage wurde als Jugendherberge genutzt. Danach wurde aus dem Haus ein Kinderheim. Für einige Monate des Jahres 1940 mussten die Kinder für ein Teil-Lazarett in andere Heime umziehen. Bomben zerstörten am 4. Dezember 1943 den Nordflügel bis auf das Erdgeschoss. Die Kinder kamen im Leipziger Umland unter. Beim Angriff am 20. Februar 1944 trafen Bomben den Südflügel und die Schutzhalle im Garten.
Auferstanden aus Ruinen: Die Bombenschäden Leipzigs waren erheblich und der Aufbau war für die Stadt eine Herausforderung. Erst 1957 bezog der VEB KIB Chemie das in eigener Regie wieder aufgebaute Gebäude. 1983 ließ die SED-Stadtleitung das Haus sanieren und zog noch im selben Jahr ein. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Friedlichen Revolution war dann die Schlüsselübergabe Anfang 1990.
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Vielen politischen Gruppierungen der Wendezeit folgten Vereinigungen, Initiativen, Institutionen und Einzelpersonen, die im Haus ihren Platz fanden. Zahlreich waren und sind die Bildungs- und Beratungsangebote im Haus, aus der Leipziger Kulturszene sind das Tanzcafé Ilses Erika und die Kinobar “Prager Frühling” nicht mehr wegzudenken. “Viele jüngere oder Neu-Leipziger kennen die Geschichte des Hauses nicht”, sagt Rolf Schumann. “Und leider geraten viele Ereignisse, die unsere Geschichte sind, zu schnell in Vergessenheit.”
Damit diese im Gedächtnis bleiben, will der Verein mit der Chronik ein wichtiges Zeitdokument schaffen. Wer Informationen, Dokumente und Fotos beitragen kann, kann sich direkt an den Verein Haus der Demokratie e. V., Bernhard-Göring-Straße 152, wenden: Tel. (0341) 3065100, info@hddl.de.
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