Bis 2017 dauert die "Luther-Dekade" zum 500. Reformationsjubiläum an. Andernorts hängen längst seit Jahren die Schilder. Die Strecke zwischen Zwickau und Torgau braucht noch bis zum Frühjahr Zeit und auch Leipzig klinkt sich ein. Für Gruppenreisen gibt es Arrangements mit zwei Übernachtungen ab 139 Euro pro Person, individualreisende Pilger können ab 145 Euro dabei sein.
Bisher hing nur ein “Lutherweg”-Signet in Leipzig, mit Brief und Siegel in Auerbachs Keller. Auch hier war Martin Luther einst zu Gast.
Eine Flugschrift hilft entdecken – und verschweigt einiges
Auf der Titelseite der druckfrischen Flugschrift, heute nennen wir es Flyer, sehen wir einen Ausschnitt des Luther-Fensters der Thomaskirche mit Luther, Melanchthon und Kurfürst Friedrich dem Weisen. Ausgerechnet die darunter im Fenster dargestellte wichtige Leipziger Szene der Disputation wird verschwiegen.
Lieblos gestaltet mit blasser Schrift auf Grafik-prallem Untergrund, der Bezeichnung Thomaskirchhof ging der Thomas abhanden…
Nicht verzeichnet ist jener Gasthof am Brühl, der Luther zu Flüchen über Leipzig und die Leipziger verleitete.
Die Evangelisch-reformierte Kirche am Tröndlinring ist nicht eingetragen, ebenso nicht die unübersehbare Baustelle der Katholischen Propsteikirche und zum Stadtbild freilich dazu gehört.Das Alte Rathaus gilt als 1556 erbaut, und wird auch so beschrieben. Allerdings gab es zuvor, und auch zu Martin Luthers Zeit, schon Rathaus-Vorgängerbauten am selben Ort in kleinerer Form.
Keinen Hinweis gibt es auf das einstige Luther-Melanchthon-Denkmal auf dem Johannisplatz, für dessen Wiederaufbau ein Leipziger Verein bereits eifrig Geld sammelt.
Die Disputation wird einfach mal in die Hofstube der Pleißenburg verlegt, sollte es nicht doch das Moritzschloss gewesen sein?
Wovon Leipziger träumen: Hieronymus Lotter – Das Luther-Melanchthon-Denkmal, für dessen Neuguss ein Verein Geld sammelt, muss auf den Burgplatz
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Wer hätte es gedacht, ein Foto zeigt den Erker in Barthels Hof mit dem Vermerk, dass Luther vom sogenannten Fürstenerker zu den Leipzigern gesprochen haben soll. Der Text verweist darauf, dass diese Behauptung nicht belegt ist. Allerdings zeigten Giebel und Erker zu Luthers-Zeiten noch Richtung Markt/Hainstraße hinaus.
Weltweit sucht man in Tourismus und Marketing nach Alleinstellungsmerkmalen. Da ist es ein Frevel, die Tübke-Stiftung in der Springerstraße unerwähnt zu lassen, wo sich eines der Ateliers Werner Tübkes für die Vorarbeiten zum Bad Frankenhausener Panorama “Frühbürgerliche Revolution in Deutschland” befindet.
Keine Reformation ist endlich – die nächste Überarbeitung dieser Flugschrift sollte bald erfolgen.
Anmerkung der Redaktion: Woher nimmt der Autor das Wissen über die Reformations-Geschehnisse in der Stadt? Karsten Pietsch lädt als Alt-Bürgermeister Hieronymus Lotter (1497 – 1580) nun schon seit mehreren Jahren zu Spaziergängen auf Luthers Wegen in Leipzig ein. So wird die spätmittelalterliche Geschichte in Leipzig durch die schauspielerische Darstellung des Hieronymus Lotter als Zeitgenosse Martin Luthers, Leipziger Kaufmann, Baumeister, Ratsherr und Bürgermeister wieder sichtbar.
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