2015 steht nicht nur das 1.000. Jahr der Ersterwähnung Leipzigs im Kalender, sondern auch das 600. Gründungsjubiläum der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Die Fakultätsleitung hat am Donnerstag, 17. Oktober, die Eckpunkte der geplanten Feierlichkeiten und das eigens entwickelte Erkennungszeichen vorgestellt. Letzteres spielt mit kräftigen Farben auf die Vielfalt des Medizincampus an und zielt auf einen hohen Wiedererkennungseffekt.
Ab sofort lenken bunte, ineinander verschlungene Bänder und der Schriftzug “600 Jahre Universitätsmedizin” die Aufmerksamkeit auf das runde Jubiläum, das 2015 auf dem Leipziger Medizincampus ansteht. Die Bänder nehmen Struktur und Form von Muskelfasern und der DNA-Doppelhelix auf und verweisen so symbolisch auf Bausteine des Lebens.
Am Gründungswochenende des 10./11. Juli 2015 ist neben dem offiziellen Festakt in der Universität auf dem Augustusplatz ein “Erlebnisparcours Medizin” mit zahlreichen Mitmachaktionen geplant. Über das Jahr verteilt werden einzelne Monate speziellen Gesundheitsthemen wie Herz, Altern oder Ernährung gewidmet. Mittels verschiedenster Veranstaltungen wie Vorträgen, Führungen oder Labordemonstrationen sollen Einblicke in die Arbeits- und Erkenntniswelten auf dem Campus ermöglicht werden.
“Bei aller Lebensfreude von uns Medizinern, soll das Feiern nicht im Vordergrund stehen”, sagte Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät. “Wir sehen uns fest verwurzelt in der Stadt Leipzig. Nicht nur, dass wir zusammen mit dem Uniklinikum einer der größten Arbeitgeber sind und durch Fachkongresse jedes Jahr tausende von Besuchern aus dem In- und Ausland in die Stadt ziehen. Wir sind außerdem die Ausbildungsstätte für aktuell weit über 3.000 Medizinstudierende. Alle genannten Aspekte bergen Freude und Verantwortung zugleich. Wir sind ein Teil von vielen Leben. Dem möchten wir gerade im Jubiläumsjahr Ausdruck geben, indem wir Türen öffnen, Menschen sprechen lassen, kurzum Medizin erlebbar machen.”
Oliver Gotthold, Verwaltungsdirektor der Medizinischen Fakultät ergänzt: “Nach unserem Verständnis geht unser Bildungsauftrag weit über die Medizinerausbildung hinaus. Von unseren Wissenschaftlern werden zu Recht Beiträge zur Fortentwicklung der Medizin erwartet. Wir sind tagtäglich eine viel gefragte Anlaufstelle: sei es für Patienten, als Veranstaltungsort, als Informationsquelle mit den unterschiedlichsten Spezialisten und sogar als Unterstützung polizeilicher Aufklärungsarbeit. Deshalb möchten wir nicht uns feiern, sondern zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern.”
Als Teil des städtischen Lebens wollen Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum mit den gemeinsamen Vorhaben 2015 auch die Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Leipziger Stadtjubiläum bereichern. Organisatorische Unterstützung erhalten sie von zwei renommierten Leipziger Agenturen: die Gesamtbetreuung hat das Team der event lab GmbH übernommen, die Grafik entwickelte die Artkolchose. Für die Umsetzung werden ab sofort starke, unterstützungsfreudige Partner nicht nur gesucht, sondern auch benötigt.Zur Geschichte der Medizinfakultät in Leipzig
In Leipzig organisierten sich gut fünfeinhalb Jahre nach der eigentlichen Universitätsgründung 1409 die Mediziner in einer eigenen Fakultät. Die Gründungsurkunde datiert auf den 10. Juli 1415. Damit ist die Leipziger Medizinerfakultät nach Heidelberg die zweitälteste Deutschlands mit ununterbrochener Lehrtätigkeit. Damals wurde aus dem Collegium medicum mit 9 Magistern die Fakultät mit eigenen Statuten und einem Dekan an der Spitze. Im Mittelalter war der medizinische Wissensbereich generell noch schwach besetzt. Das änderte sich erst allmählich. Immerhin war die Universität zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 mit 900 Studenten die bestbesuchte in Deutschland. Im 18. Jahrhundert brechen sich Humanismus und Aufklärung auch in der Medizin Bahn, neue Ordinariate wie Chirurgie und Anatomie werden geschaffen, der Unterricht wird reformiert.
1799 beginnen an der Medizinischen Fakultät die praktischen Unterweisungen der Studenten am Krankenbett, im Operations- und Seziersaal. Im städtischen Hospital St. Jacob werden die ersten, bescheidenen Weichen in Richtung einer Universitätsklinik gestellt. Stark an naturwissenschaftlichen Grundlagen orientiert erlangt die Fakultät in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Weltgeltung. Beispielhaft seien der Physiologe Carl Ludwig, der Chirurg Carl Thiersch, der Anatom Ernst Heinrich Weber und der Hygieniker Franz Hofmann für zahlreiche Wegbereiter des medizinischen Fortschritts erwähnt. Viele Institute entstehen zunächst als private Einrichtungen der Professoren, sind Vorläufer von Polikliniken und werden erst später staatlich anerkannt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts explodiert die Leipziger Bevölkerung, eine ganze Reihe von Kliniken wird neu errichtet. 1953 werden das Städtische Krankenhaus St. Jakob und das Städtische Kinderkrankenhaus mit den Universitätskliniken vereinigt und Eigentum der Universität. Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Leipzig als Anstalt des öffentlichen Rechts bestehen in der heutigen Form seit 1999. Zusammengenommen ergibt dies 600 Jahre universitäre Medizin – Forschung, Lehre und Patientenversorgung, die im Jahr 2015 rückblickend und vorausschauend gewürdigt werden.
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