Der Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach erwarb im Jahr 1741 einen Anteil (Kux) am Ursula-Erbstolln in Kleinvoigtsberg, den er bis zu seinem Tod im Jahr 1750 mit einer kleinen Unterbrechung behielt. Erst seine Erben trennten sich 1752 davon. Bach war damit Gewerke des Ursula-Erbstollns und stand für alle damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen ein. Einen Gewinn hat er daraus allerdings nie erzielen können.

Dass Bach diesen Kux besaß, war der Wissenschaft schon lange bekannt, taucht er doch in Bachs Testament aus dem Jahr 1750 auf. Erst der Leipziger Musiker Eberhard Spree ermittelte jedoch vor wenigen Jahren in den Archivalien des Bergarchivs Freiberg den Ursula-Erbstolln Kleinvoigtsberg als den entsprechenden Grubenbetrieb und begann, diesen Umstand auszuwerten und sich entscheidenden Fragen zuzuwenden, welche dieser Fund impliziert: Wie war der Kuxhandel im 18. Jahrhundert organisiert? Warum hat Bach einen Kux gekauft und behalten, wenn dieser keinen Gewinn abwarf? Wie hoch ist der tatsächliche Handelswert des Kuxes anzusetzen? Welche Schlüsse lassen sich daraus für die Vermögensverhältnisse Bachs ableiten?

Die Erkenntnisse Eberhard Sprees illustrieren nicht nur den überregionalen Kuxhandel im 18. Jahrhundert, sondern werfen auch ein neues Licht auf ein nicht nur materiell begründetes Engagement im kursächsischen Bergbau und liefern weitere Details zu den Lebensumständen Johann Sebastian Bachs.Was die Vermögensverhältnisse betrifft, verrät die Sache eine Menge. Im Ursula-Erbstolln wurde Silber abgebaut, aber gewinnträchtig war der Betrieb nicht. Bach musste zuschießen. Was er wohl schon 1741 wusste, als er den Anteil von dessen Vorbesitzer übernahm, der wohl nicht mehr in der Lage war, das nötige Geld aufzubringen. Rund 30 Taler – hat der eigentlich als Gewandhausmusiker tätige Eberhard Spree herausgefunden – hat Bach über sieben Jahre verteilt zugeschossen.

Mit 30 Talern konnte ein Bergmann rund ein halbes Jahr beschäftigt werden. Zwölf Bergleute waren zu Bachs Zeit im Stollen beschäftigt. Für Bach bedeuteten die 30 Taler ungefähr 4 Prozent seines Jahreseinkommens. Der Thomaskantor verdiente also ungefähr das Zwölffache eines Bergmanns in Freiberg.

1750, als Bachs Erben den Kux übernahmen, warf der Stollen noch immer keine Gewinne ab – die Erben zahlten noch für ein Quartal und bezahlten die Schulden. Dann ließen sie den Anteil verfallen.

Die Ausstellung “Bach-Dokumente im Bergarchiv Freiberg” im Schloss Freudenstein in Freiberg wurde am Freitag, 28. Juni, eröffnet und ist dort bis zum 31. Oktober zu sehen.

www.schloss-freudenstein.net

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