Es ist fast wieder ... nein, wie neu kann man nicht sagen. Denn als das Epitaph für den Ratsherren und Baumeister Daniel Leicher vor 400 Jahren in der Thomaskirche angebracht wurde, war es wahrscheinlich bunt und nicht so dezent alabasterfaben, wie man es jetzt nach der großen Reinigung wieder sehen kann.

Die Grabplatte für den 1612 verstorbenen Ratsherrn Daniel Leicher ist das größte Epitaph der Thomaskirche und eines der Hauptwerke des Manierismus in Obersachsen und verfügt mit einer Höhe von 4,50 m und einer Breite von 2,80 m über beachtliche Ausmaße. Jahrzehntelang fristete es in seiner Nische ehe ein unbeachtetes Dasein. Es war von der Zeit geschwärzt, einige Teile waren abgebrochen, die Platte mit dem Bildnis des Ratsherren verschwunden, irgendwann nach dem letzten Krieg gestohlen. Ältere Leipziger erinnern sich noch daran, das Bildnis gesehen zu haben.

Am Donnerstag, 6. Juni, was Lokaltermin in der Thomaskirche. Der sächsische Denkmalschutz hatte sich mit einer Dreier-Kommission angemeldet, um den Fortschritt der Restaurierung zu begutachten. Die hatte im Herbst 2012 begonnen. Es ist eines der wichtigsten Restaurierungsprojekte der Thomaskirche nach dem großen Thomana-Jahr. 30.000 Euro kostet es, der Freistaat hat 10.000 dazugegeben.
Die Arbeiten hat der Restaurator Dirk Brüggemann übernommen. Beim Reinigen konnten ihm Besucher der Kirche zuschauen. Wer das Epitaph nach Monaten wiedersah, fand es verändert wieder. Unter den entfernten Schmutzschichten wurden die Konturen wieder sichtbar, die plastische Handlung von Daniels Sturz in die Löwengrube ist wieder lesbar, so, wie es einst gedacht war in Bezug auf Leichers Vornamen Daniel.

Man sieht auch wieder besser, dass dem Erzengel Michael ein Kopf fehlt, einem Daniel ein Arm. Brüggemann hat die Teile nachgefertigt. Am Donnerstag wurden sie provisorisch am Epitaph befestigt, damit die Denkmalschützer begutachten konnten, ob es passt oder gegen das Prinzip der behutsamen Sanierung verstößt.

Bei der Reinigung des gewaltigen Bildwerks stieß Brüggemann auch auf das Bindemitel einer ursprünglichen Bemalung. Das Epitaph war früher also einmal bunt. Doch irgendeine spätere Zeitepoche putzte auch das Epitaph blank und entfernte die Farben so gründlich, dass nicht einmal rekonstruiert werden kann, wie das Epitaph farblich gestaltet war.

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Und hätte man das Epitaph nicht in den 1930er Jahren fotografiert, hätte es auch kein mögliches Bild von der kleinen Porträtplakette im Unterteil des Epitaphs gegeben. Ein leerer Fleck zeigte bislang jedem Betrachter, dass hier etwas fehlte. Aber wer hat das Porträt Daniel Leichers gestohlen? Wo befindet es sich heute? Keiner weiß es. Dirk Brüggemann schnappte sich deshalb die alten Foto-Aufnahmen und vergrößerte sie, so weit es ging, und er malte ein neues Bild. Natürlich in der Hoffnung, das es dem Ratsherren oder zumindest der Bildkartusche, wie sie ursprünglich im Epitaph eingepasst war, ähnelt. Auch dieses Bild wurde der Kommission am Donnerstag zur Begutachtung gezeigt.

Die war wohl zufrieden mit dem, was sie sah.

Nun kann Brüggemann alle Teile, die er angefertigt hat, mit der von ihm angerührten Alabastermischung fest im Bildwerk verankern. “Dann noch den Farbton abstimmen, damit man auch die Klebestellen nicht mehr sieht”, sagt er. Zum Bachfest wird das Epitaph dann in vollständig restaurierter Schönheit zu bewundern sein.

Und weil Thomaspfarrer Christian Wolff und seine Mitstreiter aus der Thomasgemeinde nicht wirklich still sitzen und abwarten wollen, was sonst noch so passiert, haben sie schon die nächsten Pläne: Jetzt kommen die beiden Epitaphe für Georg und Apollonia von Wiedebach an die Reihe, die an der Südwand der Kirche eingelassen sind. Der 1524 verstorbene Georg von Wiedebach war Kommandant der kurfürstlichen Pleißenburg – der alten, muss man an dieser Stelle sagen. Denn nach den Zerstörungen während der Belagerung im Schmalkaldischen Krieg wurde das alte kurfürstliche Schloss ja von Baubürgermeister Hieronymus Lotter abgerissen und ab 1549 durch die neue Pleißenburg ersetzt. Es ist aber ziemlich naheliegend, dass Wiedebach Luther noch kennen gelernt hat, der ja 1519 in der Hofstube des kurfürstlichen Schlosses mit Johann Mayr von Eck disputierte. Wiedebach war auch Besitzer des Rittergutes Lößnig, das dann seine Frau Apollonia erbte, die 1526 starb und eine der wichtigsten Stifterinnen Leipzigs wurde. Was die Stadt die Stadt dann durch die Benennung des Wiedebachplatzes 1895 würdigte.

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