Es sei "unredlich", wenn die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863 durch die SPD vereinnahmt werde, kritisiert Leipzigs Linken-Fraktionschef Sören Pellmann den Plan eines SPD-Gedenksteins zu Ehren des ADAV. Bereits am 20. April 2013 widmet die den Linken nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung im Haus des Buches dem ADAV eine Konferenz.
Sören Pellmann ist verstimmt. Das Vorhaben der SPD Sachsen, am Gründungsort des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins ADAV an der Dresdner Straße 20 einen Gedenkstein aufzustellen, stößt ihm auf. Anlass der Aufstellung ist die schon erwähnte 150. Wiederkehr der ADAV-Gründung am 23. Mai diesen Jahres.
“Als unser Antrag ins Verfahren ging, war von anderweitigen Initiativen diesbezüglich nichts bekannt”, erläutert Linken-Frontmann Sören Pellmann gegenüber L-IZ noch einmal die Entstehungsgeschichte des Linken-Vorstoßes nach einem städtischen Gedenkstein. Für Pellmann “ist es unredlich und dagegen verwahre ich mich auch, dass der Termin durch die SPD vereinnahmt wird”. Bei der ADAV-Gründung handelt es sich laut Pellmann um die “Geburtsstunde der organisierten deutschen und internationalen Arbeiterbewegung”.
“Alle linksalternativen politischen Organisationen, die nachhaltig für Arbeitnehmerinteressen eintreten, stehen beziehungsweise standen auf den Schultern des ADAV”, betont er.
Gleichwohl sei es für ihn “letztlich unerheblich, wer die Verantwortung für den Gedenkstein selbst trägt”. Allerdings stünde es aus Sicht der Linken auch der Stadt Leipzig selbst gut zu Gesicht, sich dabei an die Spitze zu stellen, so Pellmann.
Aus dieser Avantgarderolle der Stadtverwaltung wird wohl nichts werden. Dem Antrag der Linken auf Errichtung eines städtischen Gedenksteins in Erinnerung an die ADAV-Gründung will Leipzigs Kulturverwaltung nicht nachkommen. Stattdessen wolle man die Bemühungen eines Dritten unterstützen: durch den Abschluss eines Gestattungsvertrages für ein Denkmal auf städtischem Grund. Die Entscheidung darüber fällt der Stadtrat am kommenden Mittwoch.
Einschlägige Verhandlungen zwischen dem Rathaus und der SPD Sachsen liefen bereits, teilte das Kulturdezernat den Stadträten vorab mit.Die Bedeutung des ADAV für die Linke
Derweil feiert die Linke das große Parteijubiläum der Genossen schon mal vor. Am 20. April 2013 lädt die Rosa-Luxemburg-Stiftung zu einer “Geschichtswissenschaftlichen Konferenz zur Gründung des ADAV 1863 in Leipzig und ihrer Bedeutung für die Linke” ein.
Der Ort ist interessant gewählt. Das Haus des Buches, Gerichtsweg 28/Ecke Prager Straße, liegt nur wenige hundert Meter vom Standort der historischen ADAV-Gründung entfernt. Die Delegierten trafen sich am 23. Mai 1863 in dem Vergnügungs- und Versammlungslokal “Pantheon” an der Dresdner Straße 20/Ecke Gerichtsweg 2.
Mit dabei sein wird eine Frau, die in der SPD keine Unbekannte ist. Die Historikerin Helga Grebing ist Mitglied der Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD und gehörte einige Jahre der SPD-Grundwertekommission an.
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“Die organisierte Arbeiterbewegung in ihrem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und individueller Freiheit ist eine wichtige Quelle und Tradition für die Linke und Die Linke”, heißt es in der Veranstaltungsankündigung. Auf der Konferenz sollen zudem “die entscheidenden Epochenumbrüche 1918/19 und 1945 beziehungsweise 1949 sowie 1990 in der deutschen Geschichte mit Bezug auf Parteibildungsprozesse, Abspaltungen und Zusammenschlüsse reflektiert werden”.
Zu dem Programmpunkt “Der Bruch mit dem Leninismus als System. Sozialismus und Demokratie – eine unbewältigte Aufgabe” wird Professor Michael Brie, Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung, referieren.
Veranstaltungstipp: Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins 1863. Geschichtswissenschaftliche Konferenz zur Gründung des ADAV 1863 in Leipzig und ihrer Bedeutung für die Linke. Sonnabend, 20. April, 10 bis 18 Uhr im Haus des Buches, Leipzig. Veranstalterin: Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
www.sachsen.rosalux.de/event/48075/die-gruendung-des-allgemeinen-deutschen-arbeitervereins-1863.html
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