Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) könnte eigentlich fast jedes Jahr ein Jubiläum feiern, aus so vielen Vorgängereinrichtungen wurde sie im Lauf der Zeit verschmolzen. Die älteste Einrichtung davon ist die Fakultät Bauwesen, die aus der 1838 von Albert Geutebrück gegründeten Baugewerkeschule als Bildungsinstitut für Architekten und technische Bauberufe hervorging. Erste Adresse: die Leipziger Pleißenburg.
Es wäre also gar kein Fehler gewesen, auf dem Jubiläumsbild die alte, 1897 abgerissene Pleißenburg mit dem heutigen Hauptgebäude der HTWK, dem Geutebrückbau an der Karl-Liebknecht-Straße, zu verschmelzen. Aber so nebenbei feiert ja auch dieser Bau Geburtstag, denn er wurde 1913 für die damals so betitelte Königlich-Sächsische Bauschule errichtet. Ein Doppeljubiläum also.
Und die HTWK Leipzig begeht in diesem Jahr zumindest das Jubiläum “175 Jahre Baukunst aus Leipzig” ganz offiziell. Den Startschuss bildete jüngst eine Sitzung des Kuratoriums, in der über das Jubiläumslogo entschieden wurde. Aus rund 60 Entwürfen entschied sich die Jury für den Entwurf von Patrick Zahrt, der an der HTWK Leipzig Architektur studiert.
Auch die anderen Logo-Entwürfe waren von Architektur-Studenten geschaffen worden, für die dies eine von vier Stegreif-Aufgaben war, die sie zu Semesterbeginn lösen mussten. Als Kriterien für das spätere Logo waren Festcharakter und Lokalbezug vorgegeben worden; auch das Corporate Design der HTWK Leipzig sollte berücksichtigt werden.
“So ein Logoentwurf ist ja keine alltägliche Aufgabe für Architekten”, meint Patrick Zahrt. “Gerade das machte es aber so spannend, genauso wie der thematische Bezug zum Bauwesen.” Als Symbol dafür suchte er nach einem klar strukturierten Volumenkörper und fand diesen im Penrose-Dreieck: “Ein dreidimensionaler, auf einer Fläche dargestellter Körper, der klar lesbar ist und ein Paradoxon der unmöglichen und unendlichen Konstruktion birgt. Das lässt sich auch auf die Baukunst beziehen, die immer weiter vorangetrieben und deren Grenzen immer weiter hinausgeschoben werden”, erzählt der 28-Jährige. Die Farbgestaltung orientiert sich übrigens am Blau der HTWK Leipzig und den Farben der Stadt Leipzig.Schirmherr des Jubiläums ist Sachsens Innenminister Markus Ulbig. Im Rahmen einer Festwoche vom 7. Oktober bis 11. Oktober 2013 sind zahlreiche Aktivitäten geplant. So soll an zentraler Stelle im Stadtzentrum ein Pavillon entstehen, in dem die Themen Bauen und Architektur hautnah erlebt werden können – sei es in einer Ausstellung, beim Freihandzeichnen von Architekturstudenten oder dem Papierbrückenwettbewerb der Erstsemester. Eine Fachtagung zum Thema “Baukunst aus Leipzig” und ein akademischer Festakt sollen ebenfalls zum Festprogramm gehören.
Albert Geutebrück, Namensgeber des Hauptgebäudes der HTWK Leipzig, hatte die Baugewerkeschule gegründet, um der Ausbildung des Baugewerbes eine wissenschaftliche Orientierung zu geben. Zuvor war es keineswegs üblich, dass eigenständige Architekten die neuen Gebäude entwarfen. Ihre große Zeit begann erst mit der Gründung solcher Spezialschulen im 19. Jahrhundert. Geutebrück selbst hatte schon 1823 die Leitung der Abteilung Baukunst an der Leipziger Kunstakademie übernommen, deren Nachfolger die heutige Hochschule für Grafik und Buchkunst ist. Es sind also zwei Hochschulen aus einem Ei. Und es wird durchaus spannend, wie das 2014 gefeiert werden wird. Denn gegründet wurde die Leipziger Zeichenakademie, die später zur Zeichnungs-, Malerey- und Architectur-Academie wurde, 1764.
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Albert Geutebrück selbst gab dem klassizistischen Leipzig zwischen 1830 und 1850 ein Gesicht. Man sieht es nur nicht mehr so auffällig, denn einige seiner Bauten wurden später wieder überformt oder Opfer der Bomben des 2. Weltkrieges – wie das Augusteum der Universität oder die Buchhändlerbörse am Nikolaikirchhof. Was aber klassizistische Klarheit ist, kann man heute noch an den Geutebrück-Bauten Großer Blumenberg (am Richard-Wagner-Platz) und dem Königspalais, dem Sitz des Uni-Rektorates, sehen.
Andererseits legte Geutebrück mit der Baugewerkeschule auch die Grundlagen für eine qualitätvolle Architektenausbildung in Leipzig.
Noch heute zeugen zahlreiche Entwürfe und Bauwerke in Leipzig, beispielsweise die von Constantin Lipsius mitentworfene Peterskirche, vom Wirken der Professoren der Baugewerkeschule. An einigen von ihnen sollen im Lauf der kommenden Monate feierlich Messingtafeln angebracht werden, die daran erinnern.
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