Halbzeit beim Historischen Pferderitt Moskau - Paris. Nach genau 1.700 Kilometern im Sattel und im Auto machten Kosaken am Dienstag und Mittwoch in der Völkerschlacht-Stadt Leipzig Station. Die 22 Reiter und 20 Don-Pferde stellen den Weg der Platow-Kosaken nach, der vor 200 Jahren im Kampf gegen Napoleon vor Moskau begann und bis Paris führte.
“Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör’s näher und näher brausen.” So beginnt das Lied von Lützows verwegener Jagd. In Leipzig, wo man die Erinnerung an Völkerschlacht und die Befreiungskriege gegen Napoleon so hoch hält, dürfte der Text über das Lützower Freikorps manchem noch vertraut sein.
Am Dienstag dieser Woche brachen aber keine Lützower Jäger aus dem Auwald zwischen Gundorf und Lützschena hervor, sondern Kosaken vom Don. Die Reiter, die am 12. August 2012 in Moskau aufbrachen, machten nun in Leipzig Station.
Die 22 Männer und 20 Hengste sind zusammen mit ihren Begleitern unterwegs auf den Spuren der Platow-Kosaken. Jene stellten sich im Herbst 1812 in Moskau Napoleons Grande Armee entgegen und setzten des Franzosenkaisers Truppen bis nach Paris nach.
Für die heutigen Kosaken ist in Leipzig Halbzeit: 1.700 Kilometer im Sattel liegen hinter ihnen, eben so viel noch vor ihnen, hieß es am Dienstag bei der Pressekonferenz in Schlobachshof mitten im nordwestlichen Auwald.
Hier haben Pferde und Reiter für zwei Tage Herberge gefunden. Der erste Kontakt zu russischen Pferdefreunden sei eine junge Springreiterin gewesen, die sich im nahen Halle (Saale) auf ein Studium in Deutschland vorbereitet habe, erzählte Michael Stanuschewski am Rande der Veranstaltung. Er betreibt den Schlobachshof zusammen mit seiner Ehefrau Birgit. Als Mitglied der russischen Nachwuchsauswahl hielt sich die junge Frau damals während ihrer Zeit in Mitteldeutschland auf Schlobachs Hof reiterisch fit.
Nun eben 20 edle Donpferde. Doch die ruhen sich auf dem weitläufigen Gelände nicht nur von dem bisherigen Weg durch Russland, Weisrussland, Litauen, Polen und das östliche Deutschland aus. Ross und Reiter wollen zeigen, was sie können. Auch dazu finden sie auf Schlobachshof beste Bedingungen. Denn hier bestehen eine moderne Reithalle und großzügige Freiflächen, auf denen die Voltigierer bereits zwei deutsche und zehn sächsischen Meisterschaften ausgetragen haben. Unter dem Kommando von Ataman Alexander Kaljakin folgt dem eher beschaulichen Paraderitt in der Halle ein wilder Galopp auf der Wiese.
Es sind ausnehmend schöne und stolze Tiere, die die Kosaken tragen. “Die Pferde sind so schön, weil sie so natürlich sind”, sagte Züchter Pawel Mostschalkow nicht ohne Stolz. Seit acht Jahren züchtet er diese besonders widerstandsfähige Rasse. Die Tiere könnten auf langen Ritten bis zu 40 Prozent ihres Gewichtes unbeschadet verlieren, so Mostschalkow weiter.
Diese Eigenschaft machte schon vor zweihundert Jahren einen der Vorzüge der russischen Kosaken- und Reiterverbände aus. Davon zeigte sich selbst Franzosenkaiser Napoleon zutiefst beeindruckt. Kosaken unter Ataman Matwej Iwanowitsch Platow setzten Napoleon in der Leipziger Völkerschlacht entscheidend zu. Eben deshalb sind die Kosaken auch 2012 in die Messestadt gekommen.
Der hiesige russische Generalkosul Wjacheslaw A. Logutow verwies auf die Schlacht, deren 200-jähriges Jubiläum m Folgejahr in Leipzig begangen wird. In Leipzig sei Napoleon mit seinem Plan gescheitert, Europa zu unterwerfen, so der Diplomat. Der in Russland gerade gedachten Schlacht von Borodino vom 7. September 1812 nannte Logutow das “Vorwort von Leipzig”.
In der Tat: Erst durch das Scheitern des Korsen in den Weiten Russlands fand jene Koalition zusammen, die Napoleon dann bei Leipzig entscheidend schlug und ihm schlussendlich 1815 sein spruchwörtlich gewordenes Waterloo bereitete.
Doch es geht heute nicht um das Denken in Siegern und Besiegten. Den historischen Pferderitt Moskau – Paris 2012 sieht Organisator Pawel Mostschalkow als “Marsch des Friedens und der Freundschaft”. Allen Toten dieses Krieges wolle man gedenken. Deshalb standen auf dem Programm der Kosaken am Mittwoch auch eine Seelenmesse in der Russisch-orthodoxe Gedächtniskirche St. Alexij sowie ein Besuch des Völkerschlachtdenkmals.
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