An den Plagwitzer Unternehmer und Gemeinderat Ernst Mey (1844 - 1903) erinnert seit Mittwoch eine Erläuterungstafel. Auf Initiative des Stadtbezirksbeirates Südwest befindet sich diese am Straßenschild Ernst-Mey-/Nonnenstraße. Finanziert wurde das Schild von der Firma Walbusch, die heute den traditionsreichen Versandhandel "Mey & Edlich" fortführt. "Mey & Edlich". Unübersehbar und selbstbewusst steht dieser Schriftzug an einem stattlichen Gründerzeitbau an der Weißen Elster. Die Straße an dem Haus heißt bereits seit 1888 Ernst-Mey-Straße.
Da war der Namensgeber Ernst Mey gerade einmal 44 Jahre alt. Aber an der Straße seines Namens lagen seine Fabriken. Ein Prinzip, dem sich Kommunen bei der Straßenbenennung auch heute noch bedienen.
Vor Wochenfrist wäre Ernst Mey 168 Jahre alt geworden. Was ihn für Plagwitz und Umgebung so bedeutsam macht, kann man seit diesem Mittwoch auf einer Erklärungstafel nachlesen. Dieses ziert das Straßenschild Ernst-Mey-/Nonnenstraße.
“Ernst Mey: 1844 – 1903; Unternehmer, Gründer der Firma Mey & Edlich, die 1886 in dieser Straße mit dem ersten illustrierten Warenkatalog den Versandhandel in Deutschland begründet hat”, ist auf dem Schild zu lesen.
Für das Schild eingesetzt haben sich Meys Nachfolger. Die Idee zum Schild hatten die Stadtbezirksbeiräte des Leipziger Südwesten. “Der Leipziger Südwesten kann auf eine stolze Vergangenheit blicken, in der viele Bürger und Bürgerinnen große Leistungen vollbracht haben”, sagt dazu Stadtbezirksbeirätin Katharina Kleinschmidt (SPD). Viele hätten zur Blüte des Bezirks beigetragen. “Der Stadtbezirksbeirat möchte die Erinnerung an diejenigen, nach denen bereits eine Straße benannt wurde, durch die Erläuterungstafeln wach halten”, so Kleinschmidt weiter.
Der erfolgreiche Wirtschaftsbürger Mey war nämlich auch ein rühriger Citoyen. Als Gemeinderat engagierte er sich für das damals noch selbstständige Plagwitz. Hier entstand in kurzer Zeit eine Industriegemeinde auf nahezu freiem Feld. Ein solcher Ort brauchte auch ein Gotteshaus. So unterstützte Mey den Bau der örtlichen Heilandskirche.
Die Industrialisierung warf die soziale Frage neu auf. Verbunden mit dem kommunalpolitischen Wirken Meys ist die Gründung eines Arbeiterinnenheimes in der Weißenfelser Straße, das später den Namen “Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen” trug. Als Mey 1903 starb, bildeten 20.000 Goldmark aus seinem Nachlass den Kapitalstock der Ernst-Mey-Stiftung zur Armenfürsorge.
Doch zuallererst war Ernst Mey Unternehmer. Sein Unternehmen “Mey & Edlich” begründete 1886 den modernen Versandhandel in Deutschland. Die Anregungen dazu brachte Mey aus Paris mit. Der Renner unter Meys Produkten waren Kragen und Manschetten, anfangs aus Papier nach amerikanischem Vorbild, später aus Stoff. Das sparte damals das Hemd unter Rock und Jacke. Später nahm Mey auch die Celluloidproduktion auf.
Mey & Edlich gibt es immer noch. Firmensitz ist Ernst-Mey-Straße 1a, 04229 Leipzig. Geführt wird das Traditionshaus seit 2004 von der Firma Walbusch. Sie gab das Geld für die Erklärungstafel.
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“Da kann man mal sehen, wie eine kleine Idee eine erfolgreiche Wirkung zeigt”, sagt Stadtbezirksbeirat Klaus Krowiorsch (SPD) anerkennend über Meys Geschäftsidee. Mit der Erklärungstafel kann man die Identifikation mit dem Stadtteil erhöhen, ergänzt Cordula Rosch. “Man erfährt im Vorübergehen etwas über eine interessante Persönlichkeit”, findet die grüne Ratsfrau.
Katharina Kleinschmidt zeigt sich besonders davon beeindruckt, dass innerhalb von 200 Metern die ganze Wertschöpfung stattfand: Spinnen, Färben, Nähen und Vermarkten.
Die Tafel für Ernst Mey soll ein Anfang sein. “Der Stadtbezirksbeirat freut sich über Anregungen von Bürgern und Bürgerinnen, welche Straßen als nächstes mit solchen Tafeln ausgestattet werden sollten, und über Angebote, die (bescheidenen) Kosten für eine Erläuterungstafel zu übernehmen”, teilen die Räte mit.
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