Jubiläen finden einfach statt und folgen oft schneller aufeinander, als so mancher erwartet hatte. Als nach der deutschen Wiedervereinigung die Föderalismuskommission tagte und darüber debattierte, welche Bundeseinrichtungen künftig im Osten ihr Plätzchen finden sollten, war schnell klar, dass ein hohes Gericht künftig nach Sachsen gehen würde. Nur welches? Vor zehn Jahren kam das Bundesverwaltungsgericht nach Leipzig.
Die Entscheidung fiel vor 20 Jahren. Am 27. Mai 1992 entschied die Föderalismuskommission mit Zweidrittel-Mehrheit, das Bundesverwaltungsgericht nach Sachsen zu verlegen. Das Gesetz dazu wurde am 28. November 1997 erlassen, als Umzugszeitraum wurde vom 24. Juni 2002 bis 26. August 2002 festgelegt. Dass es so spät passierte, hatte ja bekanntlich einige Gründe. Das einstige Dimitroffmuseum im Haus war zwar aufgelöst und seine Sammlungsstücke waren dem Stadtgeschichtlichen Museum einverleibt worden. Aber das Museum der bildenden Künste, das am Augustusplatz ausgebombt worden war, hatte hier seit 1952 sein Interim gefunden. Die Stadt musste erst ein neues Museum bauen, was dann 2004 in die Eröffnung des großen Klotzes auf dem ehemaligen Sachsenplatz mündete. Da naht also das nächste Jubiläum 2014.
1997 musste das Museum freilich schon den alten Bau des Reichsgerichts verlassen und fand für sieben Jahre ein weiteres Interim im Handelshof.
Der alte Bau des Reichsgerichts wurde für den Einzug des Bundesverwaltungsgerichts nicht nur saniert. Auch das war fällig. Er musste auch für die neue Nutzung umgebaut werden – für neue Büros wurde sogar noch ein Geschoss draufgesetzt.
Den Wettbewerb für das neu zu errichtende Reichsgerichtsgebäude hatten 1885 die beiden Architekten Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad gewonnen. Nach gründlicher Überarbeitung ihres Entwurfs erhielten beide auch den Bauauftrag, Grundsteinlegung war am 31. Oktober 1888, Schlusssteinlegung am 26. Oktober 1895. Die Baukosten betrugen 5,9 Millionen Mark.Der Umbau zur neuen Nutzung als Bundesverwaltungsgericht war ursprünglich mit 69 Millionen Euro veranschlagt. Den Bauleuten gelang 2002 das Kunststück, den Bau Umbau mit 65 Millionen Euro abzurechnen.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums lädt jetzt die Präsidentin des Bundesverwaltungsgerichts, Marion Eckertz-Höfer, herzlich zum Tag der offenen Tür in das Gerichtsgebäude am Simsonplatz 1 ein.
Am Samstag, 25. August, – fast auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Umzug – werden die Türen des Bundesverwaltungsgerichts in der Zeit von 10.00 bis 16.00 Uhr für alle interessierten Besucherinnen und Besucher weit geöffnet sein.
Ein attraktives Programm erwartet die Neugierigen: Ein Rundgang führt durch weite Teile des Gebäudes, die auch den sonst nicht zugänglichen Bereich umfassen. Man kann auch das Büro der Präsidentin Marion Eckertz-Höfer besuchen und einen Blick in die historischen und modernen Sitzungssäle werfen, den Großen Sitzungssaal (ehemaliger Plenarsaal), den Festsaal und das frühere Speisezimmer des Reichsgerichtspräsidenten.Darüber hinaus erhalten die Besucher Einblick in die Arbeit der Richterinnen und Richter, der Geschäftsstellen, der Bibliothek und der Verwaltung. Die Auszubildenden präsentieren ihre Tätigkeit und informieren über Ausbildungsmöglichkeiten und Praktika. Angehörige des Hauses beantworten zudem alle Fragen zur Organisation und Arbeitsweise des Gerichts sowie zur Geschichte und Architektur des Gebäudes.
In diesem Jahr stehen im Rahmen des Rundgangs wieder ein Familienprogramm mit Kinderrallye auf dem Programm sowie Rollenspiele zu dem Thema: “Wie würdet Ihr entscheiden?” Des Weiteren werden Filme über die Geschichte des Reichsgerichts und die Restaurierung des Gerichtsgebäudes gezeigt. Selbstverständlich blicken die Einladenden auch auf den Umzug nach Leipzig zurück. Zudem werden verschiedene Themenführungen durch die Bibliothek angeboten. Die Teilnehmerzahl ist hier jedoch leider begrenzt.
Das Reichsgerichtsmuseum ist ebenso geöffnet wie die Cafeteria in der historischen Kutscheneinfahrt. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom manhattan.radio.trio (Volker Dahms – Saxophon, Steffen Greisiger – Piano, Christian Sievert – Kontrabass).
Der Besuch ist kostenfrei. Eintrittskarten sind nicht erforderlich. Große Taschen und Rucksäcke freilich sind am Eingang abzugeben. Eine begrenzte Zahl von Schließfächern steht zur Verfügung.
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