Mehrfach war das Leipziger Amtsblatt in den letzten Jahren Thema im Leipziger Stadtrat. Meist war die Verteilung ein Kritikpunkt, manchmal auch die Sinnhaftigkeit, dass das Amtsblatt tatsächlich an alle Haushalte verteilt werden muss. Was ja irgendwie seit ein paar Jahren nicht mehr richtig klappt. Die Ergebnisse der Bürgerumfrage 2023 bestätigen die Kritik und dürften Zündstoff für weitere Debatten geben.
„Bei 60 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger erfolgt die Zustellung des Amtsblatts nicht regelmäßig oder nie“, fasst der Bericht zur Bürgerumfrage das Gesamtergebnis zur Verteilung des Amtsblatts zusammen. „Oftmals wissen die Betroffenen nicht, warum das Amtsblatt nicht geliefert wird. Fast jede/-r zweite Befragte kann zu möglichen Gründen keine Auskunft geben. 12 Prozent derjenigen, die selten oder nie das Amtsblatt erhalten, meinen, dass Zustellung unzuverlässig sei.
Die Unzuverlässigkeit der Zustellung spielt vor allem für die älteren Befragtengruppen, die das Amtsblatt besonders häufig lesen, ebenfalls eine wichtige Rolle – 43 Prozent der 65- bis 85-Jährigen nannten diesen Grund. In den Stadtbezirken Alt-West und Nord geben die Befragten mit 17 bzw. 18 Prozent am häufigsten an, dass die Zustellung unzuverlässig ist.“
Wobei die Befragung eben tatsächlich belegt, dass es vor allem die Älteren sind, die sich noch für das Amtsblatt interessieren: Während von den 55- bis 85-Jährigen 18 Prozent praktisch jeden Artikel lesen und 75 zumindest ausgewählte Artikel, raffen sich die 18- bis 34-Jährigen nur in 37 Prozent der Fälle auf. Einzelne Artikel zu lesen – die anderen bekommen das Amtsblatt zwar, lesen es aber nicht. Die Zielgruppe der jüngeren Leser wird also praktisch nicht erreicht.
Ein Aufkleber am Briefkasten
Dass viele Leipziger Haushalte das Amtsblatt nicht bekommen, hat auch damit zu tun, dass sie mit einem Aufkleber am Briefkasten den Erhalt kostenloser Werbesendungen und Zeitungen komplett verweigern. 31 Prozent aller Befragten – also fast jeder dritte Haushalt – haben ein Werbeverweigerungsschild an ihrem Briefkasten. Da kommt dann also auch kein Amtsblatt hinein.
Die Auswertung der Bürgerumfrage versucht sich das Ergebnis der Befragung noch einigermaßen schönzureden: „Befragte, die mit dem Amtsblatt beliefert werden, gaben an, meistens ausgewählte Artikel zu lesen (63 Prozent). Ein Viertel der belieferten Personen gab an, das Blatt nicht zu lesen. Besonders hoch ist der Anteil Nichtleser/-innen mit 63 Prozent unter den jüngeren Erwachsenen (18 bis 34 Jahre). Sofern ein Amtsblatt zugestellt wird, lesen die Leipziger Seniorinnen und Senioren in der überwiegenden Mehrheit das Amtsblatt (93 Prozent), etliche sogar sehr intensiv (18 Prozent).“
Aber da die wichtigste Frage überhaupt nicht gestellt wurde – nämlich „Wollen Sie tatsächlich das Amtsblatt ins Haus geliefert bekommen?“ – bleibt das Ganze wieder etwa ziellos und sorgt nicht für Klarheit in der Debatte. Zumindest deuten die Zahlen aber darauf hin, dass mindestens ein Drittel der Leipziger das Amtsblatt gar nicht haben will und dass gerade jüngere Leipziger auch wenig Interesse am Inhalt haben.
Was natürlich jene Stadtratsfraktionen bestätigt, die schon mehrfach beantragt haben, den Verteilmodus zu ändern und das Amtsblatt in deutlich geringerer Auflage zu drucken und über Verteilstellen – z. B. Bäckerläden – zu verteilen.
Da auch Fragen zum digitalen Amtsblatt auf der Website leipzig.de nicht gestellt wurden, erfährt man auch nichts über die Nutzung der digital hinterlegten Angebote. Denn auch aus ökologischen Gründen ist es natürlich sinnvoller, die Inhalte des Amtsblatts digital bereitzustellen, gerade weil das gedruckte Angebot ganz offensichtlich nur noch die älteren Jahrgänge wirklich erreicht.
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