In der April-Ratsversammlung ging es geradezu unter, dass der Stadtrat der Fraktion Die Linke, Volker Külow, nach einem Projekt gefragt hatte, mit dem sich die Stadt Leipzig ein neues Outfit zulegen will, ein neues Corporate Design. Und das wird auch Einfluss haben auf den Internetauftritt der Stadt, an dem etliche Nutzer regelrecht verzweifeln, weil sie dort nicht finden, was sie suchen. Der Umbau wird aber eine Menge Arbeit machen.

„Die Stadt Leipzig hat eine Ausschreibung veröffentlicht, deren Leistungsgegenstand die ‚Entwicklung eines Corporate Designs für die Stadtverwaltung‘ ist. Bestandteile der ausgeschriebenen Leistung sind die Entwicklung eines neuen städtischen Corporate Designs, die Adaption für leipzig.de, der städtischen Homepage, die Etablierung eines Online-Styleguides bzw. Markenportals auf leipzig.de sowie das damit zusammenhängende Projektmanagement“, hatte Külow in seiner Anfrage festgestellt. „Für die Durchführung der Leistung soll ein Auftragswert von 400.000 € brutto nicht überschritten werden.“

Und das Referat Kommunikation hatte auch ausführlich geantwortet, auch wenn es noch nicht alles verriet.

Dass Handlungsdruck besteht, bestätigte das Referat ebenfalls: „Das in der Stadtverwaltung Leipzig existierende ‚visuelle Erscheinungsbild‘ ist veraltet und berücksichtigt vor allem die Herausforderungen der digitalen Welt nur unzureichend. Es ist als Leitfaden für die Gestaltung von Publikationen erarbeitet worden und lässt viele weitere Aspekte außer Acht.

Die Gestaltung der Website leipzig.de ist inzwi­schen über 10 Jahre alt und entspricht nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen und Erwar­tungen der Nutzerinnen und Nutzer. Ein zu entwickelndes Corporate Design soll die Viel­falt der städtischen Aufgabenfelder widerspiegeln und das Selbstverständnis der Gemein­wohlorientierung deutlich sichtbar nach außen transportieren.“

Entscheidung frühestens im August

Wer diesen wirklich arbeitsintensiven Auftrag am Ende bekommt, das muss der Vergabeausschuss des Stadtrates entscheiden: „Dies wird nach derzeitigem Verfahrensstand für die Sitzung des Vergabegremiums am 19. August 2024 erwartet. Aufgrund der durchzuführenden Verhandlungen kann dieser Termin jedoch noch variieren.“

Dabei hatte Külow sogar ganz naiv gefragt: „Warum wird ein ganzes Jahr als Zeitraum der Leistungserbringung veranschlagt?“

Antwort: „Der zu erbringende Leistungsumfang ist umfangreich, u.a., weil es bisher kein echtes städtisches Corporate Design gibt; die digitale Welt ist bis dato im städtischen Design nur rudimentär abgebildet. Ferner müssen die Stakeholder eng eingebunden werden, u.a. die Beteiligungsunternehmen der Stadt. Dieser Prozess ist aufwändig und zeitintensiv.“

Wenn sich das Referat Kommunikation da nicht sogar verschätzt hat, denn auch nur eine oberflächliche Beschäftigung mit leipzig.de macht sichtbar, wie viele Angebote hier inzwischen hinterlegt sind, die alle auch in einem neuen – hoffentlich übersichtlicheren – Ordnungssystem wieder auftauchen müssen. In elf Jahren (und teilweise deutlich darüber hinaus) sammelt sich eine Menge Futter an, das da mal besser, mal schlechter verlinkt ist.

Das ist erst die erste Stufe

Das Problem sahen auch die interessierten Leipziger, die sich jetzt mit Bürgervorschlägen an der Haushaltsgestaltung der Stadt beteiligt haben. Einer schlug aus leidiger Erfahrung vor, „vor allem die Nutzerfreundlichkeit der Webseite, die Portal­suche, Aktualität und Formularnutzung“ endlich zu verbessern.

Machen wir, versicherte die Verwaltung in einer Stellungnahme dazu. Und verriet dann ein paar mehr Details über die künftige Gestaltung der Website, wie sie sich die Stadt vorstellt.

„Mit der Weiterentwicklung des städtischen Corporate Designs (Ausschreibung läuft) wird auch die städtische Internetseite komplett überarbeitet. Dabei wird die Gewinneragentur ihre Expertise einbringen, um die Nutzer­freundlichkeit der Webseite zu verbessern. Da die Webseite in der Gestaltung von 2013 läuft, ist dies auch dringend notwendig“, stellt die Verwaltung fest.

Erster Schritt: „In Vorbereitung darauf, läuft eine Überarbeitung der Navigationsstruktur, bei der auch nicht mehr aktuelle Inhalte identifiziert und entfernt werden. Die Kosten für diese Punkte sind bereits im Haushalt abgedeckt.“

Auch vom auf vielen Seiten noch zu findenden Fachchinesisch will man weg. „An der leichteren Verständlichkeit der Inhalte wird permanent gearbeitet, so hat beispiels­weise auch Oberbürgermeister Burkhard Jung für die Verwendung einer einfachen, klaren und verständlichen Sprache sensibilisiert. Allerdings ist dies auch mit einem hohen redaktionellen Aufwand verbunden, die Inhalte der internen Fachsprache entsprechend gut aufzubereiten.“

Wer suchet, findet nicht immer

Und dann ist da das ganz zentrale Problem der Suchfunktion, die einen oft nicht direkt da hinführt, wo man eigentlich hin will. Ein Problem, das alle Suchmaschinen haben. Und wer die bekannten großen Suchmaschinen à la Google benutzt, weiß, dass einem der Suchalgorithmus jede Menge Quark serviert, aber selten unter den ersten Vorschlägen die wirklich gewünschte Seite, die einem die gesuchten Informationen tatsächlich liefert.

Was bei den großen Suchmaschinen-Giganten sogar beabsichtigt ist. Sie wollen einem ja eigentlich Werbung verkaufen. Dass wir relevante Informationen finden, interessiert die großen IT-Konzerne in der Regel gar nicht. Aber auf einer städtischen Website sollte einem die Suchfunktion ja doch helfen, schnell die gewünschte Seite zu finden.

„Ein wichtiger Punkt für die Nutzung der Webseite ist die angesprochene Suche“, bestätigt auch die Verwaltung. „Hier besteht Überarbeitungsbedarf. Die verwendete Suchtechnologie bietet noch einige Optimierungs­möglichkeiten, ob diese ausreichend sind, muss noch geklärt werden. Deshalb können hier noch keine Kosten benannt werden und werden gegebenenfalls in den kommenden Haus­halten eingebracht. Ziel ist es, bessere Suchergebnisse zu liefern und auch mit Fehlertole­ranz besser umgehen zu können.“

Es kann also passieren, dass wir erst einmal eine neue Website im neuen Corporate Design bekommen und erst später eine bessere Suchfunktion.

KI soll schon mal dolmetschen

Und dann ist da ja noch der neueste Schrei, den die IT-Giganten aus dem Silicon Valley allen Leuten als unbedingtes Muss andrehen wollen

Auf einem Feld kann sich Leipzigs Verwaltung die Anwendung von „Künstlicher Intelligenz“ zumindest vorstellen: „In welchem Maße Künstliche Intelligenz die Aktualität und Nutzerfreundlichkeit unterstützen kann, ist noch nicht sicher zu belegen. Aber mit der automatisierten Übersetzung von leipzig.de wird hier schon ein erster Schritt gegangen. Weitere Anwendungsfälle werden momentan eruiert und können danach erst belastbar in den Haushalt eingebracht werden.“

Was dann eben auch bedeutet, dass die veranschlagten 400.000 Euro erst einmal nur die erste Stufe der Umgestaltung von Corporate Design und Website sind. Das Projekt wird die Verwaltung ganz bestimmt noch ein paar Jahre beschäftigen.

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