Am 23. Januar 2024 ging die „Leipzig-App“ online und mit ihr „bietet die Stadt Leipzig ihren Bürgerinnen und Bürgern mit der Leipzig App einen neuen digitalen Service auf mobilen Endgeräten an.“ Aus der Beschreibung auf der Seite leipzig.de wird eine Bündelung der Dienstleistungen der Stadt versprochen und Oberbürgermeister Jung sagt: „Verwaltungsdienste rund um die Uhr, mobil von jedem Ort. Die Leipzig App bietet schnellsten Zugang zu städtischen Informationen, bürgernahe Services und lädt zur aktiven Mitwirkung am Stadtgeschehen ein.“

Zehn Tage später war es Zeit, sich anzuschauen, was die Stadt da anpries.

Mögen die Spiele beginnen

Der Download der App aus dem Google Play Store war problemlos, wir haben mit einem Smartphone mit Android 14 und 16,9 cm (6,65 Zoll) Bildschirmdiagonale die Funktionen getestet.

Der Start der App ist ziemlich langsam, es gibt viele andere komplexe Apps, die schneller starten, aber dann haben wir einen Startbildschirm. Oben rechts findet sich ein Profil-Symbol. Klasse, da kann man sich anmelden und muss dann einige Daten nicht mehr jedes Mal eingeben. Also drĂĽcken wir darauf und es erscheint die Profilseite.

Die „Profil“-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler
„Profil“-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler

Leider gibt es da keine Möglichkeit, ein Profil anzulegen. Da aber dort „Meine Termine“ und „Meine Mängelmeldungen“ zu finden sind, schauen wir in die Datenschutzerklärung. Bei den beiden Funktionen muss man Daten eingeben. Vielleicht wird damit automatisch ein Profil erstellt.

In der Datenschutzerklärung steht dazu, dass die erhobenen Daten für die Terminvereinbarung vier Wochen nach dem Termin gelöscht werden, das kann es also nicht sein. Man wird wohl jedes Mal die Daten neu eingeben müssen.

Dabei fällt schon eines auf: In dieser App kann man für das Zurückgehen auf die vorherige Seite nicht mit der „Zurück-Taste“ des Smartphones arbeiten. Mann muss zwingend oben links auf „zurück“ klicken. Manchen wird das nerven.

Menü „Service“

Am unteren Rand des Bildschirmes ist ein Menü bestehend aus Start, Service, Mitmachen und Standorte. Als Erstes sehen wir uns „Service“ an.

Die "Service"-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler
„Service“-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler

Selbstverständlich testen wir als Erstes die „Terminvereinbarung“ und finden das gleiche Bild wie auf der Website der Stadt. Wenn wir versuchen, einen Termin für ein bestimmtes Anliegen zu machen, dann kommt unter „Standort“ ebenso das gleiche Bild wie auf der Website. Es wäre zu erwarten gewesen, dass man die Möglichkeit hat „Nächstes zum Standort“ oder, wenn es denn ein Profil gäbe, „Nächstes zum Wohnort“ zu finden.

Manche, besonders frisch zugezogene Menschen wissen (noch) nicht unbedingt, wo sich das nächste Bürgerbüro befindet. Spoiler: Das kann man unter „Standort“ finden, dazu aber später.

Die Funktion könnte durchaus komfortabler sein.

„Meine Termine“ wurden nicht getestet, dazu hätten wir einen Termin anlegen müssen, was wir nicht wollten. Woher die App hier oder auf der Profilseite „Meine Termine“ nimmt, bleibt unklar.

Unter „Dienstleistungen“ finden sich von „Abfallbehälter beantragen“ bis „Zulassung für Spezialmarkt erteilen“ viele Dienstleistungen der Stadt, teils online zu beantragen. Für alle gibt es jedenfalls Hinweise zum Verfahrensweg.

„Warnungen“ spricht für sich. Hier werden aktuelle Wetter-, Katastrophen- und Verkehrswarnungen angezeigt. Auf der Profilseite kann man dafür auch Push-Benachrichtigungen wählen oder abwählen.
Die „Checkliste für werdende Eltern“ haben wir nur kurz angeschaut, auf den ersten Blick sieht sie gut aus.

Menü „Mitmachen“

In dem Menü finden sich drei Punkte: der schon bekannte Mängelmelder, die Vereinsdatenbank und Informationen zur Bürgerbeteiligung.

Der Mängelmelder ist schon bekannt. Nach verschiedenen Kategorien können Meldungen erstellt werden, der Standort kann durch die Smartphone-Standorterkennung bestimmt werden und man kann Fotos hochladen. In der Web-Version kann man hier seine Daten eingeben, hier geht das nicht. Da aber die Meldung in „Meine Mängelmeldungen“ auf der Profilseite erscheint, muss die App ja die Daten irgendwo speichern.

In der Vereinsdatenbank soll man sich Vereine in verschiedenen Kategorien anzeigen lassen können, wir haben getestet mit „Außerschulische Kinder- und Jugendarbeit“ für Leipzig Südwest und West – Ergebnis Null. Ob das so stimmt, sei dahingestellt, aber auf der Ergebnisseite findet man keine Angabe der gewählten Stadtteile. Falls es Vereine gibt, steht dort der Stadtteil. Auf den muss man klicken, dann erst kommt die Auflistung. Das ist ein bisschen kompliziert.

Unter „Informationen zur Bürgerbeteiligung“ gelangt man bei „zu den formellen Bürgerbeteiligungen“ auf das Beteiligungsportal der Website leipzig.de.

Unter „Beteiligungsverfahren finden“ können nach verschiedenen Themen und Stadtbezirken ausgewählt Verfahren gesucht werden. Allerdings findet man sowohl laufende als auch beendete Verfahren. Eine in der ersten Version mögliche Auswahl ist nicht mehr aktiv.

Menü „Standorte“

Bei Aufruf erscheint eine Karte und man kann in den Untermenüs „Öffentliche Orte“, „Verkehr“ und „Abfall und Sauberkeit“ sich z.B. die Feuerwachen, Baustellen oder Papierkörbe anzeigen lassen. Das ist nicht ganz einfach, lässt man unter „Verkehr“ die Baustellen anzeigen, erhält man ein Wimmelbild.

Die „Baustellen“-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler
„Baustellen“-Seite der Leipzig-App. Screenshot: Thomas Köhler

Hat man bei der Installation die Standortfreigabe erteilt, dann kann man über den gelben Punkt am rechten unteren Bildschirmrand zwar die Baustellen in der Umgebung finden, es gibt aber im gesamten Menü „Standorte“ keine Suchfunktion. Wenn man also wissen will, ob die Baustelle an Ort X noch besteht, dann muss man diesen händisch in der Karte suchen.

Auch hier gibt es Optimierungsbedarf.

Fazit: Man kann mit der App Termine vereinbaren, Mängel melden und viele Informationen finden. Das Handling ist gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel durch die zwingende Nutzung des Buttons „zurück“ bei vielen Funktionen. Die fehlende Möglichkeit, ein Profil anzulegen, zwingt dazu, Daten mehrmals einzugeben, zum Beispiel wenn in größeren Abständen Termine vereinbart werden.

Beim Start und beim Aufruf des Menüs Standorte ist die Ladezeit sehr lang. Die fehlende Auswahl bei Verfahren zur Bürgerbeteiligung nach aktiven und abgeschlossenen Verfahren zwingt Nutzer teilweise zu längeren Suchen.

Es gibt noch mehr, teilweise oben schon beschriebene Kritikpunkte. Aber die App ist ja noch jung und soll ständig verbessert werden.

Also hoffen wir das Beste.

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