Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt geboren. Die von Thimoteus Ritzsch verlegten โ€žEinkommenden Zeitungenโ€œ gelten als der Anfang des gedruckten Pressewesens. Das Finanzierungsmodell zu Ritzschs Zeiten: der Einzelverkauf.

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich dann die ersten Abonnement-Mรถglichkeiten. AuรŸerdem wurde das staatliche Anzeigenmonopol aufgehoben, wodurch eine neue Einnahmequelle entstand. Das machte die Zeitung wiederum gรผnstiger und beliebter. Doch die Digitalisierung des Journalismus verรคndert die Branche.

Es gibt neue Konkurrenz, die Glaubwรผrdigkeit der Presse steht auf dem Spiel. Journalist/-innen werden immer mehr mit Worten wie โ€žLรผgenpresseโ€œ und โ€žFake Newsโ€œ konfrontiert. Und die Entwicklungen der letzten Jahre werfen auch die Frage nach der Finanzierung auf.

Werbemarkt: Journalismus gegen Google & Co.

Lange Jahre waren die Webfunktionen von Medienhรคusern eher Nebensache und eine โ€žneue Spielartโ€œ โ€“ die man kostenlos zur Verfรผgung stellte. Im Jahr 2021 รผberholten die digitalen Ausgaben und Formate die Druckzeitungen nun jedoch erstmals in ihrer Reichweite. Trend steigend. E-Paper und Online-Journalismus werden laut Kommunikationswissenschaftler/-innen zum Kerngebiet der Medien.

Finanzierung Einkommende Zeitungen von 1650. ยฉ gemeinfrei Wikipedia
Finanzierung Einkommende Zeitungen von 1650. ยฉ gemeinfrei Wikipedia

Das Problem laut Kommunikationswissenschaftler Christopher Buschow: โ€žMoney for nothing and content for freeโ€œ. Tagesaktuelle Informationen wรผrden ebenso wie aufwendig recherchierte Reportagen in digitalen Medien vornehmlich kostenfrei genutzt werden, beschreibt Buschow in seinem letzten Band. โ€žDeshalb liegt die Frage nahe: Wie kann digitaler Journalismus, fรผr den bislang kaum bezahlt wird, nachhaltig finanziert werden โ€“ gerade in Zeiten einbrechender Werbeerlรถse?โ€œ

Das Wegbrechen des jahrhundertealten Anzeigen-Leserzahlungen-Geschรคftsmodells hat laut Buschow vornehmlich einen Grund: Internet-Giganten wie Google und Facebook. Diese bekommen einen erheblichen Teil der Werbegelder โ€“ investieren diese aber nicht in die teure Produktion journalistischer Inhalte. Google und Co. schaffen es durch ihre Algorithmen, die Aufmerksamkeit des Publikums fรผr werbliche Inhalte zielgenauer und kostengรผnstiger zu organisieren, als dies mit Journalismus mรถglich ist.

Wie sieht die Zukunft aus?

Der Journalismus ist nun also vor allem von den Nutzer/-innen abhรคngig, und ihrer Bereitschaft, fรผr qualitativ hochwertige Informationen zu bezahlen. Wie diese Bereitschaft mit bestimmten Paid-Content-Modellen erhรถht werden kann, haben Buschow und Christian-Mathias Wellbrock untersucht.

Das Titelblatt der 111. und letzten Printausgabe der LZ, Mรคrz 2023. Foto: LZ
Das Titelblatt der 111. und letzten Printausgabe der LZ, Mรคrz 2023. Foto: LZ

Die Ergebnisse nach groรŸangelegten Befragungen und tiefergehenden Gruppendiskussionen: Vor allem โ€žharterโ€œ Journalismus wird bezahlt โ€“ โ€žInhalte entweder mit persรถnlicher Relevanz und praktischem Mehrwert oder mit gesellschaftlicher Bedeutungโ€œ. AuรŸerdem kann durch (algorithmisierte) Personalisierung der Inhalte mehr Interesse geweckt werden. Viele Nutzer/-innen schreckt es zudem ab, nicht zu wissen, was sie nach Abschluss eines Abos beispielsweise erwartet, was sich hinter den Bezahlschranken versteckt. Dem kann mit Testabonnements, Leseproben, flexiblen Abo-Modellen und kรผrzeren Kรผndigungsfristen begegnet werden.

Einen der wichtigsten Punkte stellen die beiden Kommunikationswissenschaftler am Ende heraus: Medienkompetenz. Die Menschen mรผssen verstehen, wie wichtig Journalismus fรผr eine funktionierende Gesellschaft ist. Und das muss entlohnt werden.

Der Artikel โ€žDie Finanzierungskrise: Professioneller Journalismus muss entlohnt werdenโ€œ erschien erstmals am 31. Mรคrz 2023 in der aktuellen Printausgabe 111 der Leipziger Zeitung (LZ) und letztmals in dieser Form.

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